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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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hinten nähern, nicht von rechts.
    Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie wusste, dass er da irgendwo war.
    Was bedeutete, dass die Männer sie entdeckt hatten und zum Todesstoß ansetzten.
    Das Gelände hier war flach und lief auf eine Lichtung zu. Brynn hatte sich regelrecht darüber gefreut - kein Dickicht, durch das man sich kämpfen musste, bloß eine Ebene mit kurzem Gras. Nun jedoch lotste sie Michelle nach rechts auf einen steilen, felsigen Hügel zu, der mehrere Dutzend Meter lang
war und zu einem Bachbett hin abfiel. Dort unten gab es kein Mondlicht, und sie würden gute Deckung finden. »Los, runter ins Tal. Geben Sie Ihr Bestes. Kommen Sie. Schnell.«
    Sie kletterten den Hang hinunter und hielten sich dabei an die Stellen mit dichtem Eichenbewuchs oder Sträuchern, wo sie ein weniger gutes Ziel abgeben würden. Halb rutschten und halb liefen sie das steile Gefälle hinab, Michelle zuerst, Brynn hinter ihr.
    Sie kamen gut voran, bis Brynn auf halber Strecke an einer Ranke oder einem Ast hängen blieb und hinfiel. Sie landete hart auf dem Hintern, schlitterte auf dem glatten Laub genau in Michelle hinein und riss ihr die Beine weg. Es begann eine lange, unaufhaltsame Schussfahrt den Hügel hinunter, bei der Brynn verzweifelt versuchte, den Speer unter Kontrolle zu behalten, damit er sie nicht aufschlitzte.
    Sie landeten in einer flachen Klamm.
    Das Messer in Brynns Tasche hatte den Skiparka durchstoßen, sie aber nicht verletzt. Michelle lag auf dem Rücken und tastete hektisch ihren Bauch ab. Brynn befürchtete, die jüngere Frau könnte eine tiefe Schnittwunde erlitten haben.
    »Alles okay?«, fragte Brynn keuchend.
    Michelle fand endlich das Messer unter ihrer Jacke. Offenbar hatte es keinen Schaden angerichtet. Ein Nicken.
    Brynn setzte sich langsam auf und packte den Speer. Sie sah sich um und entdeckte eine Vertiefung in dem trockenen Bachbett. Sie gingen dorthin. Sträucher und einige meterhohe Felsblöcke verschafften ihnen eine passable Deckung.
    »Sehen Sie«, flüsterte Michelle und streckte den Arm aus.
    Brynn beobachtete, wie Harts Partner mit schussbereiter Schrotflinte nach Osten auf sie zugelaufen kam. Der Wind ließ beständig das Laub rascheln, aber der Mann musste trotzdem etwas gehört haben. Er schaute genau auf die Stelle, an der sie gestürzt waren. Dann sah er sich um und verschwand in einem dichten Gehölz im Norden.

    Brynn starrte ihm hinterher. »Was macht Ihr Knöchel?«
    »Dem geht es gut. Ich bin auf mein anderes Bein gefallen.«
    Sie suchte den Hügel ab. Keiner der Männer war zu sehen.
    Brynn schätzte die Entfernungen ab und fragte sich, wo der Partner geblieben sein mochte. Michelle flüsterte etwas. Brynn hörte es nicht. Sie war in Gedanken versunken. Sie traf eine Entscheidung. Dann studierte sie das Gelände. »Okay. Wir teilen uns auf. Ich möchte, dass Sie dort entlanggehen, in dem Tal bleiben und den Kopf einziehen. Sehen Sie die Senke da drüben? Legen Sie sich hinein, und bedecken Sie sich mit Blättern.«
    »Und was haben Sie vor?«, fragte Michelle mit großen Augen.
    »Sehen Sie die Stelle?«, wiederholte Brynn entschlossen.
    »Sie wollen zum Angriff übergehen, nicht wahr?«
    Manchmal muss man weglaufen, manchmal muss man kämpfen …
    Brynn nickte.
    »Ich will mitkommen. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Es wird mir eine größere Hilfe sein, wenn Sie sich einfach nur verstecken.«
    Einen Moment lang sah Michelle traurig aus. Dann lächelte sie. »Ich habe keine Angst davor, mir einen Fingernagel abzubrechen, falls es das ist, was Sie meinen.«
    Brynn lächelte ebenfalls. »Das ist mein Job. Überlassen Sie ihn mir. Und jetzt gehen Sie da runter und tarnen sich. Falls die Kerle Ihnen zu nahe kommen und Sie weglaufen müssen …« Sie schaute das trockene Bachbett entlang und wies auf den See, der eigentlich eher ein Teich war. »Das da ist unser Sammelpunkt. Dort am Ufer, bei den Felsen.«
    »Sammelpunkt. Was ist das?«
    »Wo sich Soldaten treffen, falls sie voneinander getrennt werden. Das gehört nicht zur Polizeitaktik. Ich hab es aus Der Soldat James Ryan .«
    Was Michelle erneut lächeln ließ.

42
    Charles Gandy, ein schlanker, bärtiger Mann Anfang dreißig, bekleidet mit einem atmungsaktiven Anorak, stand neben einem Wohnmobil der Marke Winnebago, das im Wald des Marquette State Park neben einer baufälligen Ranger-Station parkte, die schon vor Jahren aufgegeben worden war. Das Fahrzeug war zerkratzt und verbeult, und das halbe Dutzend Aufkleber an der

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