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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Als er unten
ankam, hielt er auf das Gebüsch zu, bei dem die Frau verschwunden war.
    Er musterte das Terrain. Keine Spur von ihr.
    Dann entdeckte er sie plötzlich in ungefähr zehn Metern Entfernung. Sie befand sich im Schatten, aber er konnte sie gerade noch erkennen, wie sie mit gesenktem Kopf halb unter dem Strauch lag, als wäre sie eine Löwin, die einer Antilope auflauert.
    Er lud mit äußerster Vorsicht das Gewehr durch und ging los, wobei er sorgfältig vermied, auf Äste und Blätter zu treten, als handle es sich um ein Minenfeld.
    Nun spielte er selbst Soldat, und die Rolle behagte ihm überhaupt nicht.

43
    Kristen Brynn McKenzie duckte sich hinter eine knorrige, aber stattliche Färber-Eiche, hielt den Speer fest umklammert und atmete tief durch - mit weit geöffnetem Mund, um möglichst leise zu sein. Sie war den Hügel zu der Stelle emporgestiegen, an der der Mann verschwunden war.
    Ihre Hände schwitzten, obwohl sie wieder fror, denn sie hatte den Parka und eine der beiden Trainingshosen ausgezogen. Die mit Blättern ausgestopfte Kleidung lag nun als Köder für Harts Partner wie eine umgestürzte Vogelscheuche unter einem Brombeerstrauch.
    Der Trick schien zu funktionieren. Der Mann näherte sich vorsichtig der Puppe.
    Hart war immer noch nicht aufgetaucht.
    Gut, dachte sie.

    Einzeln werde ich mit euch fertig.
    Sie hatte riskiert, dass er aus der Entfernung auf sie schießen würde, und war absichtlich kurz ins Mondlicht getreten, damit er sie sehen konnte. Dann war sie schnell hinter dem Brombeergebüsch verschwunden, hatte die Kleidung abgestreift und sie so am Boden hingelegt, dass sie wie jemand aussah, der verletzt war oder sich verstecken wollte.
    Dann war Brynn den Hügel hinabgeschlichen, um einen Bogen bis hinter diesen Baum zu beschreiben.
    Und zu hoffen, dass Harts Partner den Köder schlucken würde.
    Was offenbar geschehen war. Die dunkle Gestalt kam mit erhobener Waffe den Hang hinunter auf das Abbild zu.
    Brynn kauerte sich hinter den Baum und verfolgte die weitere Annäherung des Mannes anhand der Schrittgeräusche. Sie lauschte mit größter Aufmerksamkeit. All ihre Sinne waren angespannt. Die Spitze des Speers, das Küchenmesser, befand sich dicht neben ihrem Gesicht, tief im Schatten des Baumes, damit es nicht im Mondschein aufblitzen und sie verraten würde. Brynn dachte daran, wie seltsam es war, dass diese fabrikneue Klinge bei ihrem ersten Einsatz kein Rinderfilet oder Hähnchenschnitzel zerteilen, sondern einen Menschen töten würde.
    Und sie dachte auch daran, wie wenig sie das kümmerte.
    Ein leises Knacken, ein Rascheln.
    Da frischte der Wind zu einer starken Brise auf. Das Rauschen der Blätter und Äste übertönte die Schritte.
    Wo ist er?, dachte Brynn panisch.
    Dann konnte sie ihn auf einmal wieder hören. Der Partner hielt immer noch direkt auf den Köder zu. Sein Weg würde ihn dicht an dem Baum vorbeiführen, hinter dem Brynn sich verbarg.
    Sechs Meter.
    Drei Meter. Das leise Knirschen seiner Schritte.

    Sie suchte die Umgebung ab, so gut ihr das von ihrem Versteck aus möglich war. Kein Hart.
    Zwei Meter, anderthalb …
    Dann war er auf Höhe des Baumes.
    Und ging schließlich daran vorbei.
    Brynn reckte den Kopf vor und sah seinen Rücken vor sich. Er hatte die Tarnjacke, an die sie sich vom Haus der Feldmans erinnerte, gegen einen Anorak getauscht, den er vermutlich dort oder im Haus Nummer 2 gestohlen hatte. Und er hatte sein kurzes blondes Haar unter einer Mütze verborgen.
    Okay, es ist so weit, dachte sie.
    Sie verspürte ein ruhiges, beinahe euphorisches Gefühl. Das war ihr auch früher schon passiert, doch meistens in höchst unerwarteten Momenten. Beim Dreifachsprung eines Reitwettbewerbs auf einer schnellen kastanienbraunen Stute. Bei der Verfolgung eines Waffenhändlers über eine Landstraße, mit 220 Kilometern pro Stunde. Mit Keith im Urlaub, als sie den potenziell tödlichen Streit zweier Teenager in Biloxi geschlichtet hatten.
    Manchmal muss man kämpfen …
    Nun dachte sie: Hau ihn mit der Bola um, und stürme sofort vor. Ramm ihm den Speer so fest wie möglich in den Rücken. Schnapp dir die Schrotflinte.
    Und mach dich für Hart bereit. Denn er würde kommen, sobald sein Partner den ersten Schrei ausstieß.
    Brynn trat hinter dem Baum hervor, nahm Maß und schleuderte die Bola.
    Die Kugel flog auf ihn zu und traf ihn am Ohr. Er schrie auf und ließ das Gewehr fallen.
    Brynn ignorierte ihre eigenen Schmerzen und sprang vor.
    Sie war jetzt kein

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