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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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durch das die Nachmittagssonne in sein Büro flutete. »Mir schrillt noch im Ohr, was sie gebrüllt hat: Chimäre, Monster . Ich wusste damals zwar nicht, was das bedeutet, trotzdem kann ich mich noch genau daran erinnern.« Sie erinnerte sich auch, dass sie zu Tode erschrocken gewesen war. »Das Mädchen lief entsetzt weg. Das ist meine früheste Kindheitserinnerung.«
    »Ann, ich hab dich nackt gesehen«, meinte er gedehnt. »An dir ist nichts Monströses.«
    »Du hast das nicht gesehen.« Ann drehte sich mit dem Rücken zu Jasha, schob ihren Rock hoch und deutete auf das Mal. »Ich hab es mit Make-up kaschiert, damit es nicht so auffällt.«
    Er schlenderte zu ihr, neugierig interessiert und sich seiner Sache sehr sicher. Er wusste, was er gesehen hatte. »Ich hab es vorhin, als wir uns liebten, bemerkt. Es ist ein Tattoo. Ich konnte zwar nicht erkennen, was es darstellt, aber nur, weil ich anderweitig beschäftigt war.« Er grinste, ein aufreizendes Zucken seiner Lippen. Puh, ein Glück, dass sie diese letzte Chance wahrgenommen hatte, sich von ihm verwöhnen zu lassen, schoss es Ann durch den Kopf. Wenn er dieses irrwitzige Ding genauer betrachtete, wäre es sowieso aus mit ihnen.
    »Okay, dann sieh es dir ruhig nochmal an.« Mit der Daumenspitze
rieb sie das Make-up von dem Mal, mit dem sie gezeichnet war. Und fürs Leben geschlagen, seufzte sie im Stillen.
    Er bückte sich, konzentrierte den Blick auf die betreffende Stelle. Ann war klar, dass sie auf Risiko spielte.
    Während er mit behutsamen Fingern Konturen und Form nachzeichnete, wartete Ann beklommen. Vielleicht begriff er jetzt, was sie vom Rest der Menschheit abhob.
    Seine Augen weiteten sich, und er zog verblüfft die Hand weg. »Was …? Wie …?«
    »Ich hab es seit meiner Geburt. Schwester Mary Magdalene sprach zwar nicht gern darüber, nicht mal mit mir, aber sie erläuterte mir ein paar Dinge. Sie erzählte mir beispielsweise, dass dieses Mal vermutlich der Grund war, weshalb meine Eltern mich wie ein Stück Müll in den Container warfen. Sie beschwor mich, mit niemandem darüber zu reden, sonst würde mich das Böse holen.«
    »Das ist lächerlich, grotesk.« Er beugte sich erneut über das Mal. Seine Finger verharrten in der Luft, als traute er sich nicht, es noch einmal anzufassen.
    »Nein, ist es nicht. Das Böse kam.«
    Seine Brauen schossen nach oben. »Was ist passiert?«
    »Schwester Catherine war eine junge Nonne. Eine reizende, junge Frau, die sich liebevoll um mich kümmerte. Ich war damals neun Jahre alt, und sie fand wohl, dass ich viel zu ernst war für ein Mädchen in diesem Alter. Deshalb erzählte sie mir lustige Geschichten. Sie spielte mit mir.« Ann strich ihren Rock glatt und konzentrierte sich auf Jasha. »Eines Abends, nachdem ich mit den Hausaufgaben fertig war, liefen wir nach draußen, um zu schaukeln. Sie war so hübsch und so klug, und ich wäre gern wie sie gewesen … Und wir schaukelten. Doch das Böse nahte...« Während Ann wie gebannt auf das helle Rechteck aus Sonnenlicht starrte, das sich
auf dem Teppich abzeichnete, erwachten die alten Ängste zu neuem Leben, Ängste, die sie krampfhaft ausgeblendet hatte, drängten mit Macht in ihr Bewusstsein zurück. »Sie kamen, um mich zu holen. Als Schwester Catherine merkte, dass sie es auf mich abgesehen hatten, rief sie, ich solle schleunigst weglaufen. Sie kämpfte für mich, sie starb für mich, direkt vor meinen Augen.«
    »Ann.« Jasha schloss sie mit einer sanft beschützerischen Geste in seine Arme. »Es war nicht deine Schuld.«
    »Schwester Mary Magdalene war da anderer Ansicht.« Die Vision von Schwester Catherine, blutüberströmt und mit zerschmettertem Körper, hatte sich unwiderruflich in Anns Bewusstsein eingebrannt.
    »Ich mag diese Schwester Mary Magdalene nicht.«
    »Sie ist zwar nicht übermäßig nett, aber immerhin hat sie mir die Augen geöffnet. Sie erklärte mir, dass die Bösen es auf mich abgesehen hätten, es hätte irgendwas mit diesem Geburtsmal zu tun. Was, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls setzte sie hinzu, dass Gott eine Aufgabe für mich hätte, und ich solle beten, um die Kraft zu finden, sie zu erfüllen.« Ann besann sich auf die Jahre bedingungslosen Gehorsams, genährt von einer tiefen imaginären Furcht, und sie hätte sich im Nachhinein ohrfeigen mögen.
    Sie hatte sich ihr Lebtag von anderen gängeln und instrumentalisieren lassen.
    Zunächst hatte sie in einem Waisenhaus gelebt - ohne die kleinste Chance, jemals adoptiert zu

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