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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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wegzunehmen.« Und Jasha sah im Geiste, wie Schwester Mary Magdalene die Hände zu Fäusten ballte. »Der Bettler und Mary stritten um das Kind, und die Frau kreischte und tobte, dass er das Baby wolle, um es zu opfern. Bevor ich die Kleine an mich nehmen konnte, hatten sie ihr beide Schultern ausgerenkt, und die Zeitung fing Feuer.«
    Vor Jashas geistigem Auge spielte sich die Szene ab - das schreiende Baby, die kreischende Frau, die Nonne, die das Chaos teilte wie Moses das Rote Meer.
    »Der Mann ging nicht auf mich los. Stattdessen war er plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Wir löschten das Feuer, ich rief einen Krankenwagen und bedankte mich bei Mary.«
    »Wissen Sie, wo sie inzwischen lebt? Es wäre mir ein Herzensanliegen, mich ebenfalls bei ihr zu bedanken.« Er trommelte mit dem Füller ungeduldig auf seine Schreibtischplatte.

    »Sie hat nicht mehr lange gelebt. Eine knappe Woche später fand man sie mit gebrochenem Genick.«
    Er hörte auf zu trommeln. »O Gott!«
    »Sie sagen es, Mr. Wilder. Als ich das Baby aus der Zeitung wickelte, begriff ich den ganzen Aufruhr. Auf ihrer rechten Hüfte befand sich eine geschlossene Rosenknospe, um die sich eine dünne Schlange wand.«
    »Eine Rosenknospe? Ja, aber …«
    »Die blühende Rose. Ich weiß. Als Ann größer wurde, veränderte sich das Geburtsmal.«
    Jasha lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedeckte mit einer Hand seine Augen. Diese Geschichte bei Tageslicht zu hören schien ihm irgendwie makaber. Sie gehörte auf eine Sleepover Party, wo die Teenies sich Horror- und Gruselfilme reinzogen. Er dachte an Ann mit ihrem süßen vollen Mund und den großen blauen Augen, mit denen sie ihn anschaute, als wäre er ein Held. Zumindest hatte sie ihn so angeschaut bis zu dem besagten Tag in Washington, wo er beteuert hatte, sie zu lieben.
    Sie hatte ihn spontan einen Lügner genannt, und sie hatte Recht.
    Wie üblich hatte sie die Tatsachen erfasst.
    Ihm ging es um fantastischen Sex und um einen heißen Flirt.
    Sie wollte jedoch mehr. Wollte alles von ihm.
    »Ich wusste, sie war ein ganz besonderes Kind. Dennoch brauchte es Jahre, bis ich dahinterkam, was das Mal bedeutete«, meinte Schwester Mary Magdalene abwartend, als ahnte sie bereits, welche Fragen ihm unter den Nägeln brannten. »Offen gestanden eignete sich das Internet nur bedingt für meine Recherchen. Die Kirche stellt ihre alten Texte nicht ins Internet ein. Zudem konnte ich nicht herumreisen, um mir die Texte anzusehen, weil ich Ann nicht allein lassen mochte.«

    »Was hätte ihr im Konvent großartig passieren können?«
    »Ich hab sie nie von den anderen isoliert, Mr. Wilder. Sie nahm gemeinsam mit den anderen Kindern am Unterricht teil, besuchte sie zu Hause, sie war Mitglied bei den Camp Fire Girls und in der Schwimmmannschaft engagiert. Ich hab nie jemanden auf dieses Mal aufmerksam gemacht - ein Geheimnis ist nur so lange ein Geheimnis, wie man es für sich behält -, demnach konnte ich auch niemandem vertrauen, dass er sich für Anns Sicherheit verbürgte.«
    »Korrekt.« Unvermittelt gewann er ein völlig anderes Bild von Anns Kindheit und Jugend. Schwester Mary Magdalene war keine falsche Schlange, sondern eine weise, strenggläubige Frau, die sich für ihren Schützling starkgemacht hatte.
    »Meinen ersten Hinweis auf die Bedeutung des Geburtsmals bekam ich, als sie drei Jahre alt war. Wir hatten eine Aushilfe auf der Kinderstation, eine junge Frau, die früher drogenabhängig gewesen war und die wir gelegentlich bei uns beschäftigten. Ich bat sie, Ann zu baden. Nicht lange, und sie kam panisch kreischend aus dem Bad gelaufen. Sie stammelte, dass die Schlange sie angegriffen hätte.«
    »Mein Gott.« Jasha, halt die Klappe. Halt den Allmächtigen aus der Sache raus.
    »Als ich ins Bad gelaufen kam, saß Ann mit angstgeweiteten Augen in der Wanne, sie weinte jedoch nicht - Ann weinte selten -, und als ich das Kind genauer betrachtete, bewegte sich die Schlange. Sie schlängelte sich giftig züngelnd um die Rose. Als sie mich sah, erstarrte sie und schloss die Augen.«
    Schlagartig war ihm klar, wieso sie ihn gezielt auf das Geburtsmal angesprochen hatte. Seine Antwort hatte die Nonne zufriedengestellt.
    »Ein paar Tage später, als die Frau wieder bei uns aushalf,
bat sie darum, sich um Ann kümmern zu dürfen. Sie beteuerte, dass sie sich das mit der Schlange bloß eingebildet hätte.«
    »Eine dreiste Lüge.«
    »Sie sagen es. Folglich beobachtete ich sie. Ich sah, wie sie sich

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