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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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da.
    Sie hatte keine Chance mehr.
    Ann stürmte völlig kopflos weiter, aus dem Wasser und
über einen Pfad, der sich zwischen zwei gigantischen Felsen hindurchschlängelte. Der Weg wurde enger, und einen entsetzlichen Moment lang glaubte sie, sie hätte sich festgelaufen. Schließlich zwängte sie sich durch einen Spalt, ließ den Wald hinter sich. Vor ihr öffnete sich ein weites Feld, auf dem eine einzige gewaltige Fichte stand. Mit ihrem dichten Nadelkleid ragte die Krone in die Wolken.
    Sie spurtete durch das satte Gras. Regen spritzte ihr ins Gesicht. Das Unwetter wütete weiterhin mit ungezähmter Kraft, ein Blitz teilte den Himmel und fuhr in den Stamm der Fichte. Sie fühlte die Hitze, hielt sich die Ohren zu, roch den unheilvollen Schwefelgestank … sank auf die Knie. Vögel flatterten kreischend auf, Eichhörnchen suchten erschrocken das Weite.
    Während sie mit panisch geweiteten Augen das Schauspiel verfolgte, zerrte und riss der Sturm an den Ästen. Langsam, aber unaufhaltsam sank die vom Blitz gefällte Fichte auf das Feld. Ihre Wurzeln kamen aus dem Boden vor Anns Fü ßen. Aber das war noch nicht alles; sie rissen die Grasnarbe in einem weiten Radius aus, katapultierten Lehmklumpen und Erdreich in die Luft. Die schwarz verkohlten Zweige wogten wie zum stummen Protest empor, schließlich jedoch siegte die Schwerkraft, und der riesige Stamm traf so hart auf dem Boden auf, dass die Erde rings um Ann herum erzitterte. Sie rappelte sich hektisch auf und flüchtete wie die anderen Wesen aus Wald und Flur. Flüchtete vor der Natur. Vor Jasha. Flüchtete um ihr Leben, setzte über die frisch aufgeworfene Erde, in dem festen Glauben, dass sich in den abgebrochenen Ästen ein Versteck finden ließe, wo Jasha sie nicht aufspüren würde.
    Wieder heulte der Wolf und machte ihre sämtlichen Hoffnungen zunichte. Erschöpft stolperte sie über einen Erdklumpen, stürzte zu Boden, spähte panisch um sich - und sah nicht
den Wolf, der durch den Felsspalt setzte, sondern ein goldenes Aufblitzen und das Antlitz einer Frau, die sie anschaute.
    Ein Gemälde. Eine Miniatur. Auf einer emaillierten Holzkachel?
    Ann blinzelte. Und streckte vorsichtig die Hand danach aus. Umklammerte mit den Fingern das auf Holz gemalte Kleinod, das sich seltsam glatt anfühlte.
    Das Heulen des Sturms hatte nachgelassen.
    Sie hob das Bildchen aus dem Lehm auf, wischte es sauber und betrachtete es von allen Seiten.
    Es war alt. Sehr alt. Trotzdem leuchteten die Farben, als wären sie ganz frisch aufgetragen. Die Jungfrau Maria hielt das Jesuskind in ihren Armen, und Josef stand zu ihrer Rechten. Ihre glitzernden Heiligenscheine waren aus feinstem Blattgold, die Robe der Jungfrau aus rotem Purpur, der Hintergrund mit Gold ausgelegt, und ihre Augen - die Augen der Madonna waren groß und dunkel, voller Weisheit, Barmherzigkeit und Güte.
    Ann atmete unwillkürlich auf. Sie würde nicht aufgeben. Nein, sie wollte noch nicht sterben. Sie umklammerte die Miniatur so fest, dass die Ränder in ihre Hand schnitten. Eine gezackte Ecke bohrte sich tief in ihren Handballen, dass ein Tropfen Blut aus ihrer Haut quoll. Sie rappelte sich auf und lief weiter, schnurstracks in den Wald hinein.
    Am Himmel ballten sich weitere dunkle Wolkentürme zusammen. Lautes Donnergrollen zerriss unheilschwer die Luft. Kaum hatte sie den Saum des Waldes erreicht, spähte sie spontan über ihre Schulter - und sah den Wolf, der mit ausgreifenden Sätzen über das Feld kam, sein wachsamer Blick auf sie geheftet.
    Ein plötzlicher Adrenalinstoß peitschte durch ihre Venen. Ihr Herz pumpte in ihrer Brust. Ihr blieben noch maximal dreißig Sekunden für eine Flucht, und vor ihr erstreckte sich
nichts als ungezähmte Wildnis, dichtes Unterholz, undurchdringliches Dickicht, Urwaldriesen, Wurzeln, Moose und Flechten. Unterbewusst nahm sie Kurs auf einen riesigen Geröllhaufen, der ihr wie ein sicheres Versteck erschien. Beim Erklettern sprang sie irgendetwas von der Seite an.
    Jasha.
    Der Wolf.
    Sie purzelte kopfüber in einen Berg nasses Laub, rollte und rutschte weiter, und als sie sich endlich berappelt hatte, holte sie voller Wucht mit dem Arm aus und knallte die Hand, die das Bildchen umklammert hielt, in die Fratze, die bedrohlich über ihr lauerte.
    Mit einem bellenden Aufschrei sprang es zurück. Blockierte ihren Arm, als sie zu einem weiteren Schlag ausholte. Die nasse Miniatur rutschte ihr aus der Hand, und sie befand sich Auge in Auge mit einem knurrenden Wolf.
    Er warf

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