Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
seit Jahren ein Paar. »Ich weiß nur: Leader denkt, dass wir der Auslöser sind. Er möchte sichergehen, dass wir verschwinden.«
»Er ist ein echter Wolf - und trotzdem kannst du mit ihm kommunizieren?« Jashas Haut war eisig, und sie zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich in Löffelchenstellung an sie drängte.
»Nein. Nicht wirklich … nein«, raunte er weich an ihrem Ohr, und sein Atem zauste ihr Haar. »Ich ahne seine Gedanken, vielleicht auch seine Gefühle. Und bei ihm ist es vermutlich nicht anders.Verstehst du, was ich meine?«
»Ich glaube ja.« Sie dachte an ihren guten alten Kresley, der seine Wünsche mit lautem Maunzen artikulierte und der sich, wenn ihm kalt war, nachts an ihren Kopf kuschelte. Sie hatten lange Abende miteinander verbracht, dennoch hätte der Kater ihr etwas derart Komplexes wie eine Schwingung in der Erde niemals vermitteln können. Wie auch?
Jasha gähnte und entspannte sich wohlig. »Ich fühle mich sicherer, wenn das Rudel unseren Schlaf bewacht. Wenn es bloß um mich ginge, würde ich mir nicht allzu viele Gedanken machen, aber dich, die Auserwählte, zu beschützen, ist kein Spiel mehr. Das hier ist Krieg, und diesen Krieg muss ich gewinnen.« Er drückte sie an sich.
Sie lauschte auf seine gleichmäßigen Atemzüge. Er war eingeschlafen.
Er hatte sich klar und unmissverständlich ausgedrückt. Sie war nicht länger nur für sich allein verantwortlich. Sie bürgte für seine Sicherheit und die seiner Familie, und die Heilige Jungfrau hatte sie auserwählt.
Ann hatte ihm ihre ganze Liebe schenken wollen. Und dabei nicht einmal geahnt, dass diese Liebe einen hohen Preis forderte.
Jasha ärgerte sich schwarz, dass er die letzte Nacht vermasselt hatte. Er hatte den festen Plan gefasst, Ann zärtlich zu verführen. Er hatte schmackhaftes Essen und köstlichen Wein herbeigeschafft, sie zu dem romantischsten Ort auf der ganzen Welt geführt und war zu ihr in den Schlafsack geschlüpft.
Und dann?
Dann hatte er Ann mit den Horrorgeschichten über das Monstrositätenkabinett seiner Ahnen halb zu Tode erschreckt!
Zu allem Überfluss war das Wolfsrudel ihnen gefolgt. Das hatte sie zusätzlich geängstigt.
So viel zu dem Blödsinn: Mädchen klammern, wenn sie Angst haben. Ann klammerte nicht. Sie bibberte und schauderte. Und als die Sonne aufging, lag sie mit weit aufgerissenen Augen da. Vermutlich hatte sie die ganze Nacht wachgelegen.
Heute würde er alles wiedergutmachen. Er wollte, dass sie sich bei ihm wohlfühlte. Wohlfühlen ist gut, sann er zynisch
grinsend. Wie konnte sich eine Frau, die in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsen war, in der Gesellschaft eines Dämons wohlfühlen?
Er machte ihr Frühstück, diesmal gab es einen Schokoladenbrownie, und setzte sich zu ihr. Plauderte beiläufig von irgendwelchen Dingen, die seine Mutter und seine Schwester vermutlich auch interessiert hätten. »Siehst du die kleinen Blumen da hinten? Mit den herzförmigen roten Blüten? Das ist Tränendes Herz. Leicht zu behalten, hmm?«
»Sie sind sehr schön.« Ann knabberte an ihrem Frühstücksgebäck. Ein feines Lächeln ging über ihr angespanntes Gesicht.
»Der Farn heißt Schwertfarn, er wächst hier überall.«
»Er wächst auch in Kalifornien, aber nicht so üppig wie hier.« Ihre Stimme klang ruhig, gefasst und dennoch angespannt und ängstlich.
»Die kleinen Vögel, die hier überall herumflattern, sind Waldfinken. Hörst du den Specht?«
»Es klingt, als wäre es nicht bloß einer.« Ihr Blick schweifte skeptisch zu Jasha, der dicht neben sie gerückt war. Hatte er etwa vor, auf Tuchfühlung zu gehen?
»Ist eben ein fleißiger Bursche.« Ann war immer schon ein weitsichtiger Mensch mit einem feinfühligen Naturell gewesen. In Konfliktsituationen gab sie schnell nach, aus Angst, ins Kreuzfeuer zu geraten oder ihre wahren Emotionen zu zeigen. Sie verschloss ihren Ärger, ihre Tränen, ihre Freude tief in ihrer Seele gleichsam wie in einem schlanken Flakon mit einem festen Korken. In diesem Moment hielt Jasha dieses Fläschchen in seinen Händen. Er konnte es schütteln oder den Korken lösen, aber so viel Rohheit hätte sie seelisch gebrochen. Folglich bezähmte er seine Ungeduld, sein Begehren, indem er sagte: »Ann, du brauchst keine Angst vor mir zu haben.«
Sie japste hörbar nach Luft. »Ich hab keine Angst!«
»Doch, hast du. Trotzdem kapiere ich nicht ganz« - er atmete tief durch - wieso jetzt auf einmal?«
»Du bist ein Varinski.« Sie musterte
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