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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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wirklich?« Ann drehte die Ikone, betrachtete die Rückseite mit dem verbrannten, zerbrochenen Rand. Das Werk des Teufels?
    Es klang völlig abstrus. Und Jasha saß vor ihr, seine Augen rötlich funkelnd im Feuerschein.
    »Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist das die Geschichte, die mein Vater uns erzählt hat.« Jasha bedachte sie mit einem zerknirschten, sehr menschlichen Grinsen und nahm einen Schluck aus der Flasche. »Adrik fand, dass es mehr wie ein Märchen der Gebrüder Grimm klingen würde.«
    Sie lachte, ein nervöses Kichern, das unangenehm die Stille des Waldes durchschnitt. Hastig presste sie eine Hand auf den Mund.
    Hier oben war man leichter geneigt zu glauben, dass nicht weit vom Feuer Dämonen lauerten und tanzten.
    »Die Brüder Grimm sind indes nicht tief genug in die wilde, wundervolle Mystik der Menschheit vorgedrungen. Zumal ich ein Wolf sein kann, meine Brüder Falke und Panter, und mein Vater ist, glaube ich, ebenfalls ein Wolf, allerdings hat er sich in meinem Beisein noch nie verwandelt.« Jasha betrachtete versunken die Flasche. »Schätze, ich werde es nie genau erfahren.« Um seine Mundwinkel legte sich ein schmerzlicher Zug. Ann gewahrte seine eingesunkenen Schultern, den kummervoll umwölkten Blick.
    Wie gern hätte sie das erloschene Feuer umrundet, ihn in die Arme geschlossen und getröstet, diese Spontaneität und Leichtigkeit fehlten ihr jedoch, zumal die Erfahrung sie gelehrt hatte, dass viele Menschen befremdet reagierten, wenn Ann sich ihrer Sorgen und Nöte annahm.
    »Konstantine Varinski begründete eine Dynastie von Männern - die Varinskis bekommen ausschließlich Söhne -, die sich in Raubtiere verwandeln, die Menschen jagen und noch dabei lachen, wenn sie ihre Opfer zerfleischen.« Jasha klang,
als redete er mehr zu sich selbst. »Sie sind Dämonen und als solche unsterblich, es sei denn, sie werden von einem anderen Dämon getötet. Sie sind bis ins hohe Alter agil und vital. Wenn sie sich verletzen, heilt es schnell.«
    Ann dehnte intuitiv ihre Hand. Heute hatte sie den störenden Verband entfernt und festgestellt, dass die Verletzung fast verheilt war. Verheilt, obwohl es sich um eine tiefe Fleischwunde gehandelt hatte. Spontan fühlte sie ein warmes Prickeln, das in ihrem Arm aufstieg und zu ihrem Herzen vordrang.
    Das Blut der Varinskis war in ihr.
    Jasha fuhr fort. »Jahrhundertelang mehrten die Varinskis ihren Reichtum, sie waren respektiert und gefürchtet für ihre Brutalität, zunächst in Russland, dann in Europa und Asien, und mit dem einundzwanzigsten Jahrhundert hat sich ihr Einfluss über den gesamten Globus ausgebreitet.Wie meine Familie so lange inkognito leben konnte, ist mir selbst ein Rätsel.«
    Ann schwieg und dachte scharf nach. Diese Geschichte hatte irgendetwas Unlogisches. »Eins verstehe ich nicht. Du sagtest, die Varinskis hätten bloß Söhne. Aber du hast eine Schwester.«
    Sein flammender Blick schoss zu ihr. »Und ich hab noch etwas, was kein anderer Varinski hat - eine Mutter.« Er hob die Flasche, prostete Ann zu und reichte ihr den Wein.
    Sie nahm die Flasche. Das Feuer konnte die nächtliche Kühle nicht länger vertreiben. Vielleicht wärmte der Wein sie wenigstens ein bisschen. »Werden die Varinskis denn aus Lehm geformt?« Inzwischen hätte sie ihm so ziemlich alles abgenommen.
    »Die betroffenen Frauen wünschten sich bestimmt, es wäre so. Nein, die Varinskis nehmen sich die Frauen, auf die sie gerade Lust haben - Adlige, Society-Ladys, Künstlerinnen und Kurtisanen, schwängern sie, und nach der Geburt bringen die
Frauen die Kinder auf die Anwesen der Varinskis, legen sie vor der Haustür ab, klingeln und flüchten.«
    »Die Frauen lassen ihre Kinder mutwillig im Stich?« Ann stellte die Flasche beiseite, aus ihren rosig überhauchten Wangen wich sämtliche Farbe.
    »Wie soll eine Mutter mit einem Kind fertigwerden, das sich nach der Pubertät als Bestie entpuppt? Aus welchem Grund sollte eine Frau das Kind eines Mannes behalten wollen, der sie brutal vergewaltigte?« Als Ann den Mund zu einer Erwiderung öffnete, schüttelte Jasha bestimmt den Kopf. »Welche Frau will sich der Grausamkeit eines Varinski aussetzen, wenn er entdeckt, dass sie ihm seinen Sohn vorenthält? Nein, die Frauen müssen die Kinder loswerden.«
    »Das ist ungeheuerlich!«
    »Wo immer sie auftauchen, hinterlassen die Varinskis eine Schneise aus Blut, Feuer und Tod.«
    »Und sie jagen uns«, wisperte sie. Für Ann, die im sonnigen Kalifornien aufgewachsen war,

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