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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Großteil der Einheimischen lief umher, nippte heißen Kaffee aus Thermosflaschen und unterhielt sich im Flüsterton miteinander. Rockabill war von jeher eher salopp als schick - und das mit Überzeugung --, aber wir waren von Natur aus herzlich im Umgang, ein Wesenszug, den wir für die Touristen noch extra etwas übertrieben. Dadurch entstand ein starkes Gemeinschaftsgefühl, besonders, wenn der Hauptplatz wie heute voller Menschen war. Allerdings kamen
wir nicht allzu oft hier zusammen, um über die Ermordung eines Feriengastes zu spekulieren.
    Ich bereitete mich innerlich darauf vor, mich gleich durch die Menge schlängeln zu müssen, und entspannte mich erst etwas, als ich merkte, dass mir keiner besondere Beachtung schenkte. Schließlich entdeckte ich Grizelda, die ein unübersehbares fuchsiafarbenes Bolerojäckchen aus Satin trug, wie sie von Grüppchen zu Grüppchen eilte. Bei ihrem Anblick atmete ich erleichtert auf. Grizzie war wie ein Schwamm, der Klatsch und Tratsch aufsaugte. Sie würde jeden noch so winzigen Gerüchtetropfen blitzschnell absorbiert haben, und ich musste nur darauf warten, bis sie zum Auswringen in den Laden kam.
    Also beschloss ich, einfach zur Arbeit zu gehen. Tracy war schon dabei, das Geschäft für die Kunden aufzusperren, als ich dort eintraf, und ihr normalerweise so fröhliches Gesicht wirkte ungewohnt grimmig. Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Hatte sich Sheriff Varga etwa schon nach mir erkundigt?
    Aber sie spiegelte nur die aktuelle Stimmung in unserer Kleinstadt wider, und ihre Begrüßung klang eigentlich ganz normal, bis sie hinzufügte: »Hast du schon von der Leiche gehört?«
    Ich bemühte mich, einen erstaunten Gesichtsausdruck aufzusetzen. »Nein, was ist denn passiert? Was für eine Leiche?«
    »Peter Jakes«, antwortete sie und runzelte die Stirn. »Mr. Flutie hat heute Morgen seine Leiche auf dem Trampelpfad hinter dem Strand gefunden.«
    »Ah«, dachte ich, »sein Familienname war also Jakes.«

    Tracy berichtete weiter. »Die Polizei will noch nichts Offizielles verkünden, aber es sieht wohl so aus, als sei er ermordet worden.«
    »Nein?!«, rief ich und versuchte etwas von dem Schock der letzten Nacht in meiner Stimme mitklingen zu lassen. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Grizzie bringt gerade die ganze Geschichte in Erfahrung. So wie ich sie kenne, hat sie Kopien der Polizeiakten, wenn sie fertig ist.«
    So weit war Tracys Vermutung gar nicht hergeholt. Grizzie kam eine Stunde später mit geröteten Wangen zurück. Sie platzte praktisch vor brandheißen Neuigkeiten, aber es drängten unerwartet viele Kunden in den Laden, also musste sie warten, bis wir sie alle bedient hatten, bevor sie ihren Klatsch loswerden konnte.
    Und sie wurde ihn los.
    Kaum war die Tür hinter der letzten Kundin ins Schloss gefallen, baute sich Grizelda vor Tracy und mir auf und legte jeder von uns jeweils eine Hand auf die Schulter, als wären wir das Symbol einer neuen heiligen Dreifaltigkeit, bestehend aus Gerüchten, Spekulationen und Andeutungen.
    »Peter Jakes«, sagte sie mit der Stimme des Sprechers einer True-Crime-Fernsehserie, »wurde ermordet.«
    Tracy rollte nur genervt mit den Augen und forderte sie mit einer Handbewegung ungeduldig zum Weitersprechen auf.
    Aber Grizzie ließ sich von unserer Ungeduld nicht beirren und setzte ihren Bericht mit vielen dramatischen Pausen fort.
    »Er wurde in seiner eigenen Einfahrt ermordet«, sagte
sie gewichtig. »Er war gerade auf dem Markt gewesen und hatte Lebensmittel eingekauft. Er wollte sie gerade aus dem Auto ausladen - und bam! -, da schlägt ihm jemand mit einem Stein aus seinem eigenen Garten auf den Kopf.«
    Sie sah verschwörerisch von einer zur anderen und ließ ihre Worte erst einmal wirken, bevor sie fortfuhr. »Das wissen sie, weil dieser Junge aus dem Supermarkt Peter beim Einladen geholfen hat und seine Einkäufe noch immer verstreut in seiner Einfahrt lagen, als die Polizei dort eintraf. Auch die Tatwaffe, ein Stein, lag dort einfach herum, voller Blut und gleich neben einer Packung Frühstücksflocken.«
    Wieder legte sie eine Kunstpause ein und fuhr dann eifrig fort. »Die alte Mrs. Patterson sagt, sie hat gegen halb sechs einen schwarzen Mercedes zu seinem Haus fahren sehen, der dann erst um circa vier Uhr morgens wieder wegfuhr.« Dann schüttelte sie missbilligend den Kopf. »Die alte Klatschtante schläft wohl nie.«
    Tracy und ich sahen uns an und versuchten dabei, ernst zu bleiben.
    »Egal, die Polizei

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