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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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spannend.«
    »Ja, das wird es wohl sein.«
    Da fing die Küchenuhr am Ofen an zu piepen, und ich hechtete geradezu an den Herd. Das Gespräch mit meinem Vater wurde gerade ziemlich heikel. Ich wusste verdächtig wenig über diesen angeblich guten Freund von mir.
    Möglichst umständlich löste ich die Folie von der Schale mit der Lasagne und drehte dann die Temperatur höher, damit sie oben noch etwas brauner wurde. Die Küchenuhr
stellte ich auf weitere zehn Minuten ein. »Wie geht’s Joe?«, erkundigte ich mich, um endlich das Thema wechseln zu können.
    »Ach, gut«, antwortete Dad, und dann erzählte er ausführlich, was er und Joe heute Nachmittag alles besprochen hatten und was Joe zu unserem alten Auto gesagt hatte.
    Nachdem ich ihm einen kleinen Salat angerichtet hatte, legte ich meinem Vater ein Platzset auf dem Tisch zurecht. Dann war auch die Lasagne fertig. Ich legte ihm ein triefendes, dampfendes Stück auf den Teller und setzte mich zu ihm an den Tisch, solange er aß. Wie immer erzählte ich ihm, was Grizzie heute angehabt hatte. Er hielt sie für eine Art exotischen Vogel und liebte es, von ihrem immer wechselnden Federkleid zu hören.
    Mein Vater hatte noch nicht fertig gegessen, da klingelte es an der Tür.
    Ich sprang auf und stieß dabei beinahe meinen Stuhl um. Mein Vater sah mich belustigt an, und mir gelang mit Müh und Not ein Lächeln. »Ich glaube, ich bin ein bisschen nervös«, sagte ich entschuldigend.
    Glücklicherweise sagte er nichts dazu, und ich zwang mich, ruhig durch den Flur zur Haustür zu gehen.
    Ryu trug eine graue Hose und ein frisches Hemd mit schmalen Streifen in zwei verschiedenen Grautönen, einer genau in der Farbe seiner Hose, der andere fast schwarz. Gürtel und Schuhe waren ebenfalls schwarz. »Kein Mantel«, flüsterte die Stimme in meinem Kopf anerkennend. »Und du bist eindeutig underdressed«, schalt sie mich.
    Er strahlte mich an, und ich bemerkte, dass er eine große rechteckige Schachtel bei sich trug. Er reichte sie mir, und
ich nahm sie behutsam am Griff entgegen. »Ich habe keinen Blumenladen mehr finden können«, erklärte er.
    »Oh, okay. Danke. Was ist das?«
    »Ein Hummer.«
    »Ein Hummer?«
    »Ein Hummer.«
    »Alles klar. Dann danke noch mal. Komm rein.« Ich hielt ihm die Tür auf und befahl meinem Bauch, das mit den Schmetterlingen zu lassen, als Ryu sich dicht an mir vorbeischob. Er roch unheimlich gut - wie ein frisch gewaschener Mann mit einem Hauch von Feuchtigkeitscreme und irgendeiner dunkleren Note. Vielleicht war es Schwarzkümmel …
    Mein Vater stand in der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer und wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab.
    »Ryu, das ist mein Vater. Dad, das ist Ryu.« Ich benutzte die Hummerschachtel, um unbeholfen von einem zum anderen zu zeigen. Darin klapperte es. In Gedanken entschuldigte ich mich bei dem Inhalt für die grobe Behandlung und nahm die Box vorsichtig wieder auf Hüfthöhe herunter. Die beiden Männer schüttelten sich gegenseitig die Hand und tauschten ein paar Höflichkeiten aus.
    »Ryu, es freut mich, endlich einmal jemanden aus der Studienzeit meiner Tochter kennenzulernen.« Falls mein Vater verwundert war, wie piekfein Ryu war, dann gelang es ihm gut, dies zu verbergen.
    »Mich freut es auch, Sie kennenzulernen, Sir. Ihre Tochter spricht oft von Ihnen.«
    »Nun, sie ist wirklich etwas Besonderes«, sagte mein Vater, was mich erröten ließ.

    »Ja, das ist sie«, stimmte Ryu ihm zu und zwinkerte mir wieder auf seine verschmitzte Art zu. Wenn ich vorher nur rot geworden war, so dachte ich jetzt, meine Wangen würden gleich explodieren.
    »Was hast du denn da, Jane?«, wollte mein Vater wissen, dem mein leichtes Unbehagen nicht verborgen geblieben war.
    »Ryu hat mir einen Hummer mitgebracht«, sagte ich und hoffte, dass meine Verlegenheit wenigstens Ryu entgangen war.
    »Ein Hummer?«
    »Ein Hummer.«
    »Déjà-vu«, kicherte es leicht hysterisch in meinem Kopf.
    »Nun«, sagte mein Vater, »das ist ja nett. Komm, ich nehme ihn dir ab.«
    Erleichtert reichte ich ihm die Schachtel. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Hummer wieder im Meer landen würde, sobald Ryu und ich weg waren. Mein Vater und ich mochten zwar Meeresfrüchte sehr gern, aber keiner von uns konnte das Quieken eines Hummers ertragen, der bei lebendigem Leibe gekocht wurde.
    Für kurze Zeit machte sich betretenes Schweigen breit, bis wir plötzlich alle drei gleichzeitig zu sprechen begannen. Ryu und ich ließen meinem Vater

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