Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
vollen Picknickkorb aus dem Kofferraum, worauf ich ihm einen erstaunten Blick zuwarf. »Ich hatte gehofft, du sagst Ja«, entschuldigte er sich, doch sein Blick wirkte alles andere als schuldbewusst.
Seite an Seite gingen wir an den Strand hinunter, und ich half ihm dabei, die Decke auszubreiten. Ich sah staunend zu, wie er so tat, als würde er einen Apfel vom Himmel
pflücken und plötzlich eine dieser leuchtenden kleinen Kugeln in der Hand hatte. Das Licht changierte zwischen sanftem Weiß und weichem Rosa.
»Wir nennen sie Magielichter«, erklärte er mir und positionierte es genau auf der Höhe, auf der sich unsere Köpfe im Sitzen befinden würden.
Das Picknick, das er vorbereitet hatte - oder das er vielmehr in einem ziemlich schicken Feinkostladen in Eastport erstanden hatte, wie ich feststellte -, war absolut köstlich. Mein Vater und ich sind ziemliche Feinschmecker, hauptsächlich, weil wir nichts Besseres zu tun haben, aber auch weil wir einfach gerne essen. Und als Ryu seine Leckereien auspackte, kam ich mir so vor, als sei ich im Paradies gelandet.
Die Hauptspeise bestand aus Hummersandwich. Beim Anblick der großen Stücke Hummerfleisch mit gerade richtig viel Mayonnaise zwischen zwei köstlichen Scheiben Brioche musste ich kleinlaut an den Hummer aus meinem Traum denken. Darüber hinaus gab es noch leckere Panzanella - ein bunter italienischer Salat mit getoasteten Brotstückchen - und einen Thai-Nudelsalat mit Garnelen, buntem Gemüse und knackigen Erdnüssen. Außerdem tischte er Fruchtsalat mit einem Klacks Ziegenkäse auf und zum Nachtisch Erdbeeren, sowohl pur als auch mit Schokolade überzogen, und zwei kleine Tartes aux Citrons. Zu trinken gab es eine Flasche Champagner und einen vollmundigen Shiraz. »Den genehmigen wir uns nach dem Essen«, meinte Ryu und grinste.
Sein Gesichtsausdruck und seine sichtbaren Reißzähne sprachen Bände, was er sich für heute Nacht so alles vorgenommen
hatte, und ich wusste nicht, ob ich mich besser sofort aus dem Staub machen oder ihn mit Fruchtsalat übergießen und über ihn herfallen sollte.
Aber vorher war da noch etwas, was ich tun musste.
»Äh, apropos nach dem Essen… na ja, ich will nur wissen, ob du auch wirklich die Wahrheit über mich weißt. Du hast zwar gesagt, du kennst meine Geschichte, aber ich möchte sichergehen, dass du auch wirklich alles weißt. Ich meine, alles über mich. Ich bin natürlich nicht meine Vergangenheit, aber du musst die ganze Wahrheit über mich wissen.«
Ryus Blick wurde weicher, und ich sah, dass sich seine Fänge wieder zurückgezogen hatten. Doch ich missdeutete diese Zeichen, und so traf mich völlig unvorbereitet, was er dann sagte.
»Jane, Süße, stopp. Ich weiß alles, was ich wissen muss. Ich kenne deine Geschichte teilweise, ja. Und ich weiß auch, dass dein Leben in vielerlei Hinsicht bisher nicht gerade berauschend war. Aber ich weiß auch, dass du mutig bist und lustig und dass du ein paar ziemlich beeindruckende Leute damit beeindruckt hast, wie du das alles überlebt hast.«
Ich senkte den Kopf. Ich war verlegen und verwirrt. Ryu berührte die Finger meiner linken Hand, die nervös mit meinen Schuhbändern zu spielen begonnen hatten. Ich starrte seine wunderschönen, starke Hände an und wusste nicht, wie ich reagieren sollte.
»Ich mag dich, Jane. Nicht trotz deiner Geschichte, sondern genau deswegen. Und da ist noch etwas, etwas, das du, glaube ich, wissen solltest …« Ryu legte eine dramatische Pause ein, und ich hob erwartungsvoll den Kopf und
sah ihm in die Augen. »Ich steh auf Brüste. Und du, meine Süße, bist unglaublich hübsch bestückt«, sagte er, und ich lief knallrot an und musste kichern. Meine Stimmung hob sich schlagartig. Ryu stimmte in mein Lachen ein und zauberte zwei Sektgläser aus dem Deckelkorb, zusammen mit Tellern und Besteck. Dann drehte er den Korb herum, der so einen perfekten kleinen Tisch abgab, und stellte ihn zwischen uns.
»Kauft dieser Typ etwa bei Pimps R Us ein?«, fuhr es mir durch den Kopf, während ich ihm bewundernd dabei zusah, wie er gekonnt den Champagner entkorkte und uns einschenkte.
Er reichte mir eines der Gläser, und wir stießen miteinander an.
»Auf dich, Jane, und auf deinen Einstand in unserer Gemeinschaft. Ich bin mir sicher, dass du auf alle anderen genauso großen Eindruck gemacht hast wie auf mich.«
Ich lief dunkelrot an und konnte kaum von dem Champagner trinken, ohne mich zu verschlucken. Falls Ryu mein Unbehagen überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher