Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
Nell auf die Beine, die beiden verabschiedeten sich und gingen durch den Wald davon. In dieser Nacht gab es keine ausgefallene Beam-Einlage. Mir fiel auf, dass Nell, nachdem sie das Siegel am Kofferraum gebrochen
hatte, noch immer ziemlich erschöpft war. Anyan folgte ihnen gemessenen Schrittes, sah sich aber noch einmal kurz zu mir um, als ich ihm zum Abschied zuwinkte. Sein großes Hundegesicht wirkte traurig, und ich fragte mich, ob er das Ding in Peters Wagen wohl gekannt hatte.
    Als ich spürte, dass Ryu auf der Hauptstraße angekommen war und den Wagen anhielt, öffnete ich die Augen, und unsere Blicke trafen sich. Er drehte die Heizung herunter und lächelte mich an. Mit den Fingerspitzen strich er mir sanft über die Wange. »Alles klar?«, erkundigte er sich.
    »Ja, alles gut.« Ich lächelte zurück. »Was war das für ein Ding?«
    »Ein Kobold«, sagte er abwesend. Er nahm meine Hand und küsste die Innenfläche, wie in der Nacht zuvor. Ich spürte ein Zucken in meinem Unterleib, und der Refrain von Sades »Smooth Operator« kam mir in den Sinn.
    »Nell meinte, es war ein Anwalt.« Ich musste mich bemühen, meine Stimme ruhig zu halten. »Oder macht sie nur gern schlechte Witze über Anwälte?«
    »Nein«, sagte Ryu und streichelte nachdenklich meine Finger. Sm-oooth op-er-ate-oooor … hallte es in meinem Kopf.
    »Sein Name war Martin Manx, und er war Anwalt. Das sind Kobolde oft. Er war sogar ein ziemlich bekannter Anwalt. Seine Kanzlei arbeitet exklusiv für die Alfar.«
    »Alfar?«, fragte ich und versuchte mich weiter auf seine Worte zu konzentrieren, da Ryu mittlerweile an meinen Fingerspitzen knabberte. Die Aufregung der vergangenen Stunde hatte offenbar eine völlig andere Wirkung auf ihn als auf mich.

    »Man könnte sie auch Elfen nennen, aber lass ihnen das bloß nie, niemals zu Ohren kommen. Sie sind die mächtigsten Wesen der übersinnlichen Welt«, erklärte er, während er weiter meine Finger küsste.
    »Ach so«, sagte ich, obwohl ich kein Wort von dem, was er sagte, wirklich wahrnahm, denn nun drehte er meine Hand um und leckte mit der Zunge sanft über die Narben an meinem Handgelenk.
    In diesem Moment fing mein Magen an zu knurren wie ein Bärenkind, das gerade erwürgt wurde. Ryu zuckte zusammen und lachte dann lauthals los. Die prickelnde Stimmung war verflogen. Ich wusste nicht, ob ich meinen Appetit verfluchen oder ihm dankbar sein sollte.
    »Hunger?«, fragte er und ließ meine Hand los, so dass ich sie auf meinem Schoß in Sicherheit bringen konnte.
    »Sollte ich eigentlich nicht haben«, erwiderte ich. »Wenn man bedenkt, dass mir gerade noch schlecht war. Aber, ja, ich habe Hunger.« Ich ließ das Fenster herunterfahren und spuckte ohne nachzudenken meinen Kaugummi hinaus. Erst dann fiel mir auf, was ich gerade getan hatte, und gratulierte mir insgeheim zynisch für diese Demonstration meiner vollendeten Eleganz.
    »Wie wäre es mit einem Picknick am Strand?«, fragte Ryu.
    »Das klingt wunderbar«, sagte ich wahrheitsgemäß. Das klang es wirklich - und sehr, sehr gefährlich. Ich wusste verdammt gut, dass eine Decke nachts am Strand zusammen mit einem gut aussehenden Fremden nur eines bedeuten konnte: Nacktbaden.
    Selbst wenn das Wasser zu kalt war, um tatsächlich
schwimmen zu gehen, jede Entschuldigung war gut genug, damit die Begleitung ihre Kleider auszog. Wenn ihr nun mal schon so kalt war, dann blieb einem ja schließlich gar nichts anderes übrig , als sie mit dem eigenen Körper ein bisschen aufzuwärmen. Das tat ein echter Kavalier nun mal, oder etwa nicht?
    Für den Bruchteil einer Sekunde wünschte ich, ich hätte Ryu nicht gesagt, dass mir die Kälte nichts ausmachte.
    Ich wusste, was ich im Begriff war zu tun, war sehr unartig. Aber zumindest hatte mich meine Mutter niemals ermahnt, nicht mit vollem Bauch schwimmen zu gehen. Gut, anscheinend war sie ein Seehund gewesen, aber egal.
    »Ich sollte ihn unbedingt noch davor warnen, wer ich wirklich bin«, fuhr es mir durch den Kopf. »Er behauptet zwar, er kenne deine Geschichte, aber ich kann nicht wissen, was das genau bedeutet. Also sage ich es ihm am besten gleich, damit ich es hinter mir habe. Das ist auf jeden Fall besser, als wenn er sich von mir abwendet, nachdem wirklich etwas zwischen uns passiert ist …«
    Diese Gedanken dämpften meine Erregung ein wenig, und wir fuhren schweigend zum öffentlichen Strand in der Nähe des Häuschens, das Ryu gemietet hatte. Dort angekommen, holte Ryu eine Decke und einen

Weitere Kostenlose Bücher