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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Selbstvertrauen und Autorität; alles an ihm strahlte Geld, Macht und Erfolg aus. Ich dagegen war eine echte
Memme. Ich traute mich nicht einmal, meinen Friseur um ein Glas Wasser zu bitten. Und als Grizzie mir einmal gesagt hatte, ich ziehe mich so fade an, dass ich mich vor der Modepolizei in Acht nehmen müsse, da hielt ich tatsächlich nach ihnen Ausschau.
    »Außerdem ist Ryu nicht der Märchenprinz, der gekommen ist, um dich aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen und auf sein Schloss zu entführen«, erinnerte mich mein Kopf. »Du musst immer noch in Rockabill leben und dich um deinen Vater kümmern, der sicher nicht von hier wegziehen würde, und den du nicht einmal verlassen würdest, wenn er nicht auf dich angewiesen wäre. Und das bedeutet, dass Ryu wieder fortgehen wird und du hierbleiben musst.« Ich starrte mich im Spiegel an, denn ich war bei den Fragen angelangt, auf die ich keine Antwort wusste.
    Wohin soll das führen? Mit ihm…
    Als ich schließlich wieder aus dem Badezimmer kam, frisch, aber voller Selbstzweifel, sah ich, dass Ryu nicht allein gekommen war. Neben seinem Porsche stand ein Audi Sedan, und Ryu stritt sich mit einer Kreatur, die nur die weibliche Ausgabe des schrecklichen Wesens sein konnte, das wir in Peters Kofferraum entdeckt hatten.
    Ryu war sichtlich aufgebracht, doch sein Gegenüber wirkte völlig unbeeindruckt. Sie stand einfach nur da, gleichgültig. Mir fiel auf, dass ihre gefährlich aussehenden, langen Krallen rot lackiert waren und sie damit den Griff ihrer teuer wirkenden Aktentasche umklammert hielt.
    Und sie war riesig. Sie überragte Ryu mindestens um einen halben Meter. Da der einzige Kobold, den ich bisher je gesehen hatte, in einem Kofferraum verstaut war, hatte ich
keine Ahnung gehabt, dass diese Wesen so groß waren. Ihr knochiger, grün gesprenkelter Körper steckte in einem strengen Business-Kostüm, und ihren Mund mit den vielen, spitzen Zahnreihen zierte ein Lippenstift, der perfekt auf ihre feuerroten Nägel abgestimmt war. Ihre Augen glänzten in einem schrecklich stechenden Gelb und schienen die Konsistenz von triefendem Schleim zu haben, aber sie hatte hübsches blondes Haar, das zu einer raffinierten Hochsteckfrisur aufgetürmt war. Alles in allem gab sie jedoch einen abscheulichen Anblick ab.
    »Wer ist die Karrieretussi im Kostüm, die sich mit deinem Mann angelegt hat?«, erkundigte Grizzie sich neugierig. Ich konnte nicht glauben, dass sie sie auch sehen konnte, und blinzelte sie verwirrt an. »Ein ziemlich scharfes Gerät für so eine Businesstante. Vielleicht ist sie ja eine schamlose Sekretärin«, mutmaßte Grizzie und war zu beschäftigt, den Gedanken nachzuhängen, die der Begriff »schamlose Sekretärin« in ihr wachrief, um zu bemerken, dass ich sie völlig ungläubig anstarrte.
    »Ach, die Aura natürlich«, fuhr es mir schließlich durch den Kopf. Ich murmelte irgendetwas, von wegen, ich wisse nicht, wer das sei. Grizzie drehte sich zu mir um und seufzte, als sie mein Outfit sah. Ich fand, ich sah nett aus in meinem himmelblauen Oberteil und den knackigen Hüftjeans. Das Shirt hatte dreiviertellange Ärmel und einen ziemlich tiefen V-Ausschnitt. Deswegen und weil das Material eher dünn war, hatte ich noch ein weißes Hemd darunter an. Außerdem trug ich sogar die Stiefeletten statt meiner üblichen Chucks.
    Ich sah an mir herunter, irritiert und auch ein wenig verletzt.
Grizzie trat neben mich und legte mir den Arm um die Schultern.
    »Du siehst immer gut aus, Jane«, sagte sie entschuldigend. »Aber du könntest noch besser aussehen, in ein bisschen Leder oder in Hotpants … oder gleich in Lederhotpants«, fügte sie hinzu und bekam ihren Jagdblick.
    »Grizzie, es ist November. Da sind Hotpants definitiv keine Option«, protestierte ich.
    Sie sah mich an, als hätte ich ihre Mutter beleidigt. »Hotpants, meine Liebe, sind immer eine Option.«
    Ich schüttelte den Kopf, schlüpfte in meinen Mantel und umarmte sie zum Abschied. Ryu und die Koboldfrau stritten sich noch immer, aber meine Neugier verdrängte meine Furcht. Ich wollte wissen, was da vor sich ging.
    Weder der Vampir noch der riesige Kobold registrierten, als ich zu ihnen trat. Ryu war so aufgebracht, er spie fast vor Wut. Nein, er spie tatsächlich. Seine ausgefahrenen Fänge machten ihm das Sprechen schwer.
    »Sie haben keinerlei Befugnis, mich von diesem Fall abzuziehen, Gretchen«, zischte er. »Ich bin beauftragt worden, diese Sache zu untersuchen, und das werde ich auch

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