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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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sie ist eine Elbe, und ich frage mich, was sich sonst noch so alles hier befindet«, dachte ich, und die Stimme in meinem Kopf klang besorgt und erwartungsfroh zugleich.
    Als wir uns dem Podest genähert hatten, machte Ryu neben mir plötzlich eine tiefe Verbeugung. Verunsichert darüber, was ich zu tun hatte, tat ich es ihm gleich. Als er sich wieder aufrichtete, folgte ich auch darin seinem Beispiel.
    Die Wesen vor uns waren so kalt, würdevoll und makellos wie Marmor. Niemand würde sie jemals für Menschen halten. Aber abgesehen von ihrer Schönheit und außergewöhnlichen Würde, waren sie nicht übermäßig anders. Sie waren kleiner, als ich es erwartet hatte, obwohl man im Sitzen nur schwer mit Sicherheit sagen konnte, wie groß sie wirklich waren. Ich glaube, ich hatte einfach angenommen, sie seien Riesen.
    Wir standen eine gefühlte Ewigkeit vor ihnen und warteten,
während ihre Blicke ruhig auf uns gerichtet waren. Schließlich erhoben sie gemeinsam das Wort und begrüßten zuerst Ryu und dann mich. Sie sprachen leise, und ich erschauderte vor der Energie, die dennoch in ihren Stimmen pulsierte.
    Ryu verbeugte sich erneut, also machte ich es ihm wieder nach und fragte mich, ob das in der Kirche vielleicht genauso war. Immer wenn ich mich verbeugte, schnitt der enge Gürtel in meine Taille, also hoffte ich, dass dies nicht den ganzen Abend so weitergehen würde.
    Ich zuckte fast unmerklich zusammen, als sie ihre durchdringenden Blicke von Ryu lösten und auf mich richteten.
    Diesmal erklang die Stimme der Königin allein. »Jane«, hallte ihre seltsam feierliche Stimme durch den Saal. Sie hielt mir ihre Hand hin, und ich trat einen Schritt auf sie zu und ergriff sie. Doch dann stand ich nervös da und wusste nicht, was ich tun sollte. Zu meiner Überraschung schüttelte sie mir die Hand, und nach einer Schrecksekunde schüttelte ich auch ihre. Da standen wir also und schüttelten uns bestimmt eine halbe Minute lang gegenseitig die Hände wie zwei Manager, die ein Geschäft abschließen.
    »So begrüßt man sich doch unter Menschen, nicht wahr?«, fragte sie schließlich und lächelte mich freundlich an.
    »Oh, doch, äh, ja, so ist es, äh, Hoheit«, stammelte ich und hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte.
    Ohne Eile drehte sie sich zu ihrem Mann um und sagte: »Sie ist hübsch, Orin. Findest du nicht auch?«
    Der König richtete seine hellen Silberaugen wieder auf mich, und ich konnte mein Zittern nur mit Mühe unterdrücken.
Schließlich hielt die Königin noch immer meine Hand in ihrer, und vor ihrem Mann zu erschaudern, war vielleicht nicht die taktvollste Reaktion.
    Er betrachtete mich von oben bis unten mit unveränderter Miene. »Ja, ganz bezaubernd, meine Königin«, erwiderte er schließlich. Er drehte seinen Kopf langsam wieder in die Ausgangsposition zurück, und ich musste ein Grinsen unterdrücken. »Sie sind ja nicht gerade von der schnellen Sorte«, dachte ich, als ich beobachtete, wie die Königin ganze fünf Sekunden lang brauchte, um ihre Augenlider mit den dichten Wimpern zum Blinzeln zu schließen und wieder zu öffnen.
    Endlich gab sie meine Hand frei, und ihre Augen wanderten langsam zurück zu Ryu. »Du hast einen wahren Glücksgriff getan, Jungling«, sprach sie zu ihm mit getragener Stimme. »Sie wirkt so menschlich, und doch ist sie so offen für die Kraft der Elemente. Du bekommst bestimmt gutes Elixier.«
    Ich sah Ryu stirnrunzelnd und mit erstaunt geweiteten Augen an. Er wirkte plötzlich sichtlich angespannt. Seine Kiefer mahlten, während er versuchte, eine passende Antwort drauf zu finden. Doch schließlich gab er es auf und nickte: »Ja, Majestät.«
    »Na warte, du Mistkerl, heute Abend bekommst du dein Elixier ab«, dachte ich wütend über die Bemerkung der Königin, die auf meinen Nährwert abgezielt hatte. »Ich bin doch nicht die übernatürliche Variante eines Happy Meals!«, dachte ich empört. »Billig, willig und Nachtisch inklusive.«
    »Wir haben dir dein übliches Quartier zugeteilt«, sagte
die Königin zu Ryu und wandte sich dann an mich: »Ich hoffe, du genießt deinen Aufenthalt bei uns, Jane. Wir heißen dich in unserer Familie willkommen.«
    »Danke, Hoheit«, brachte ich hervor und musste insgeheim an die Addams Family denken.
    Ryu und ich verbeugten uns erneut, dann nahm er mich am Arm und führte mich wieder aus dem Thronsaal. Erst in diesem Moment fiel mir ein Mann auf, der in einigem Abstand hinter dem Königspaar stand, halb verdeckt von

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