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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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dem Vorhang zu der Nische, in der er sich befand. Er hatte dieselben Silberaugen wie die beiden Monarchen und dieselben Silberhaare. Doch während ihres lang und fließend war, war seines kurzgeschnitten und in die Stirn gekämmt wie bei Cäsar. Die Art, wie er mich anstarrte, konnte einem wirklich das Fürchten lehren. Anders als der gleichmütige, fast schon leere Blick von Orin, sprach aus den Augen dieses Wesens ein starkes Gefühl, das ich aus jahrelanger Erfahrung nur zu gut kannte, nämlich Verachtung. Mir lief es kalt den Rücken hinunter, und ich streckte meine Hand nach Ryus aus. Für einen Moment vergaß ich, dass ich eigentlich gerade sauer auf ihn war. Er drückte aufmunternd meine Hand, und es gelang mir, ein Minimum Würde an den Tag zu legen, als wir zurück in Richtung Eingangshalle gingen.
    Alles in allem und abgesehen von dem Kerl mit dem irren Blick, fand ich, war es ganz gut gelaufen. Ich war stolz auf mich, dass ich dem Druck standgehalten hatte, an diesem mir völlig fremdartig erscheinenden Hof vorgestellt zu werden. »Den Rest schaffst du mit links«, sagte ich mir zuversichtlich und war plötzlich ganz ruhig und gefasst. »Wird schon schiefgehen.«

    Aber just in diesem Moment verhedderten sich meine Füße in einer kleinen Falte im Teppich. Ich stolperte und wäre beinahe der Länge nach hingeschlagen, wenn Ryu nicht blitzschnell reagiert und mich aufgefangen hätte. Er landete mit einem Knie am Boden, als er mich stützte, und ich hing halb in der Luft in seinen starken Armen.
    Bei unserem Eintreten hatte man uns nur oberflächlich zur Kenntnis genommen, aber nun waren wirklich aller Augen auf uns gerichtet.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht, Ryu vorzuschlagen, mich als Ablenkungsmanöver hoch über den Kopf zu heben, wie Johnny es mit Baby in Dirty Dancing macht, doch das konnte ich mir gerade noch verkneifen.
    Mit so viel Anmut, wie ich aufbringen konnte, wand ich mich aus Ryus Armen. Er biss die Zähne zusammen, um nicht lauthals loszulachen, aber der Schalk blitzte aus seinen Augen. Ich funkelte ihn wütend an, was nicht gerade dazu beitrug, seine Belustigung zu mindern. Doch er gab sich alle Mühe, beim Aufstehen wenigstens ein wenig betreten dreinzublicken.
    Ich hielt den Kopf hoch erhoben, als wir die letzten Schritte bis zur Tür des Thronsaals zurücklegten, und Ryu riss sich zusammen, bis die Türflügel hinter uns zugefallen waren, aber dann schallte sein bellendes Lachen durch die leere Eingangshalle.
    »Dir wird das Lachen schon noch vergehen, mein Lieber«, herrschte ich ihn wütend an.
    Doch er lachte so heftig, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Schließlich musste ich ebenfalls kichern, und nach einer Weile krümmte ich mich wie er vor Lachen.

    »Oh, Jane«, japste er, hob mich hoch und trug mich zu einer der unzähligen Treppen, die aus der Halle führten. »Du bist wunderbar.« Er musste noch immer lachen, doch ich konnte sehen, dass seine Fänge leicht hervortraten.
    Von plötzlicher Müdigkeit übermannt, kuschelte ich mich an seine Brust. Ich gähnte, und er blickte auf mich hinunter.
    »Nicht einschlafen, Jane«, ermahnte er mich sanft. »Die Nacht ist noch lang.«
    Irgendwie hatte ich geahnt, dass er das sagen würde. Ich seufzte und versuchte meine Kräfte für den restlichen Abend zu sammeln.
    »Was auch immer man von dir verlangen wird, du wirst es schaffen«, sagte ich mir, »solange du endlich diese Schuhe loswirst.«

KAPITEL 17

    E ine Nymphe kümmerte sich um mein Make-up, und ich kann nur sagen: »Aufgepasst, Bobbi Brown!« Ich sah einfach scharf aus. Ich bat sie, mir Smoky Eyes zu schminken, und wo meine hilflosen Versuche bisher nur für den »leicht verschmierten« Look gereicht hatten, zauberte sie mir »Smoke, Wind and Fire« ins Gesicht.
    Irgendwie kam es mir gar nicht absonderlich vor, dass mir ein Wesen, das ich bisher nur aus der Mythologie gekannt hatte, plötzlich die Augen schminkte. Anstatt schockiert oder verängstigt über Ryus fremde Welt zu sein, genoss ich diese absurde Situation geradezu. Plötzlich war ich ein unauffälliges Mauerblümchen in einer bizarren Traumwelt. Ich fühlte mich unheimlich wohl damit, endlich einmal nicht der bunte Hund zu sein.
    »Du siehst großartig aus, Jane«, seufzte Elspeth begeistert und zupfte meinen Pony zurecht. Elspeth war mir als meine »Zofe« vorgestellt worden, und das war allerdings etwas, worüber ich mich kaum wieder beruhigen konnte. Eine Zofe zu haben, war aufregender

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