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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Ich habe nun mal ein besonderes Talent dafür, den Augenblick zu zerstören.
    Ryu streckte den Rücken durch und betrachtete mich amüsiert und gespielt verstimmt. »Hunger?«, erkundigte er sich.
    »Natürlich.« Ich grinste ihn kleinlaut an. »Was für eine Frage.«
    »Dann lass uns runtergehen und dir etwas zu essen besorgen.
Ich muss schließlich drauf achten, dass mein kleiner Powerriegel genug Nährstoffe bekommt.«
    Für diese Bemerkung hätte ich ihm eigentlich den Hintern versohlen müssen, aber ich fürchte, er hätte es als Aufforderung für mehr genommen, und das hätte bedeutet, dass ich nie zu meinem Abendessen gekommen wäre. Auch ich habe meine Prioritäten.
     
    Zum Glück nahmen wir diesmal einen Seiteneingang - einen weiteren Spießrutenlauf hätte ich nicht überstanden. Zwar grinsten ein paar Wesen, als sie mich sahen, aber im Großen und Ganzen verhielten sich alle trotz des Beinahesturzes bei meinem ersten Auftritt taktvoll, und dafür war ich dankbar.
    Wir betraten den Saal also durch eine Tür, die sich etwa auf halber Höhe zum Thronpodest befand, und Ryu nahm sich einen Moment Zeit, um sich umzusehen, als würde er seinen nächsten Schachzug planen.
    Ich nutzte die Gelegenheit, um mir den Hals zu verdrehen und zu gaffen. Wahnsinn, was es da alles zu sehen gab. Der Saal selbst war ziemlich schlicht gehalten. Da war der verflixte Mittelgang mit dem roten Teppich, auf dem ich mir beinahe den Hals gebrochen hätte, aber ansonsten bestanden der Boden und die Wände aus dem gleichen grauweißen Stein. Riesige Säulen stützten das kathedralenartige Deckengewölbe, das aus einer Glaskuppel bestand. Ansonsten gab es keine Fenster.
    Doch die Anwesenden glichen die Schlichtheit des Raumes mühelos aus. Zu unserer Rechten und dem Thron am nächsten befanden sich einige Wesen, die dem König und
der Königin ähnelten. Sie strahlten alle diese unheimliche Ruhe und Gelassenheit aus und waren genauso farblos, aber gleichzeitig pulsierte in ihnen eine außergewöhnliche Kraft, obgleich es ihnen seltsamerweise an Vitalität zu mangeln schien. Also nahm ich an, dass es Alfar waren.
    Unter die Alfar hatten sich einige Kreaturen gemischt, die ich wiedererkannte, oder zumindest glaubte ich das, und andere, die mir völlig rätselhaft erschienen. Die Elben waren leicht zu erkennen. Bei ihnen war ich versucht, mich sofort meines Wickelkleides zu entledigen, wenn sie mich nur ansahen. Aber abgesehen von ihren außergewöhnlichen Verführungskünsten gab es sie in allen Größen und Formen. Iris hatte zugegebenermaßen fantastisch ausgesehen, aber nicht alle Vertreter ihrer Art waren so schön. Tatsächlich sahen einige von ihnen völlig durchschnittlich aus, aber dennoch waren sie absolut faszinierend. Sie legten alle ein solches Selbstbewusstsein an den Tag und verströmten eine extrem starke sexuelle Energie, die weit über Erotik hinausging. Ich hatte das Gefühl, dass ihre Anziehungskraft nur teilweise auf Magie zurückzuführen war.
    Allerdings verblüffte mich die offensichtliche Vorliebe der männlichen Elben für piratenartige, buschige Schnurrbärte. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Trotzdem fielen dem ungezogenen Teil meines Gehirns sofort unzählige »Schenkelbürstenwitze« ein.
    Dazwischen überragten jede Menge Kobolde alle anderen Wesen um sie herum und taxierten sie mit ihren kalten, schleimtriefenden Augen. »Warum sind all die Kobolde hier?«, fragte ich Ryu flüsternd.
    »Sie sind so etwas wie die Aktenschubser und Schreibtischtäter
in unserer Gemeinschaft: Anwälte, Buchhalter, Steuerberater und Börsenmakler. Sie sind enorm intelligent und wissbegierig, und sie haben ein besonderes Talent dafür, die Feinheiten des menschlichen Zusammenlebens zu durchschauen. Ich glaube, das liegt daran, dass sie die Bürokratie zu schätzen wissen. Gib einem Kobold ein dickes Bündel Schreibarbeit, und du hast einen Freund fürs Leben gewonnen.«
    »Und das da drüben, sind das Riesen?«, zischte ich Ryu zu und zeigte mit einer Kopfbewegung auf zwei riesige und unglaublich hässliche Kreaturen, die den Eingang, vor dem wir standen, bewachten. Erst jetzt fiel mir auf, dass alle Wachtposten im Saal von ihrer Art waren.
    »Nein«, sagte Ryu. Dabei wanderten seine Augen verstohlen durch den Raum, während er sich offensichtlich übertrieben Mühe gab, so zu wirken, als sei er in eine Unterhaltung mit mir vertieft. In Wahrheit suchte er die Menge nach jemandem ab. »Riesen gibt es nicht

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