Nachtwelt (German Edition)
einem der Informationsstände, schlug Petra ihm den Kaffeebecher aus der Hand. Während sie zu ihm hoch schaute und sich in seinen schönen, grünen Augen verlor, lief ihm der Kaffee heiß über das Hemd.
Petra stammelte diverse Entschuldigungen. Er lachte und sagte sie könne es wieder gutmachen, wenn er sie zum Essen einladen dürfe.
Mimi hatte für jeden Idioten und jedes Arschloch das Petra anschleppte nette Worte. Sie hatte Petra immer ermuntert es mit Diesem oder Jenem zu versuchen. Petra konnte nicht aufhören, an den Männern zu zweifeln und behielt jedes Mal Recht. Jeder auf seine Art schenkte ihr einen anderen Albtraum. Als der letzte sie fast zu Grunde richtete, fing auch Mimi an Petras Bekanntschaften zu misstrauen.
Diesmal aber war Petra sich sicher: Ben ist Mr. Right. Während Mimis Freundin völlig durchgeknallt und euphorisch war, zweifelte Mimi und ermahnte Petra zur Vorsicht.
Drei Monate waren die Zwei erst zusammen, als sich Ben während einer Party zu Mimi setzte: „Mimi, ich will Petra heiraten. Was sagst du?!“
Mimi verschluckte sich an ihrem Bier . Hält der gerade bei mir, um die Hand meiner besten Freundin an? Was für ein Arsch. Wahrscheinlich ist der Weihnachten nicht mehr da.
Weil Mimi nichts erwiderte redete Ben weiter: „Ihr steht euch doch so nah und wenn du unsere Heirat aus irgendwelchen Gründen nicht billigst, würde Petra darüber bestimmt unglücklich sein. Außerdem würde auch ich mich freuen, deinen Segen zu haben. Ich hab’ dich richtig gern und mit der Heirat wärst du so etwas wie eine kleine Schwester.“
„Ben, ich bin sieben Jahre älter als du.“
„Ja, aber ich bin fast fünfzig Zentimeter größer. Da ist das Wort klein doch wohl angebracht.“ Er knuffte Mimi in die Seite und lachte. In diesem Moment erlag sie seinem Charme und sagte: „O.k., heirate Petra und mach’ uns glücklich.“
Und tatsächlich war Ben zur Winterzeit noch da.
Über Weihnachten und Neujahr hatte die Clique ein Haus in der Pampa Mecklenburg Vorpommerns gemietet. Am Heilig Abend wollte Ben Petra den Heiratsantrag machen. Gegen 22:00 Uhr warf er Mimi einen viel sagenden Blick zu. Die zwang die restlichen Leute, von denen keiner etwas von dem bevorstehenden Antrag ahnte, mit ihr nach draußen zu gehen. Vor der Tür gab sie Anweisungen. In den einsamen Apfelbaum neben dem Haus wurden zehn Lichterketten, mit insgesamt eintausend Lämpchen, gehängt. Der Strom hierfür kam aus der benachbarten Garage. Mimi verteilte an die Freunde hundert Fackeln, die kreuz und quer aufgestellt und angezündet wurden. Es hatte viel geschneit und als endlich alle Fackeln brannten und der Apfelbaum funkelte und blinkte, sah alles wie ein einziges Wintermärchen aus.
Petra und Ben kamen nach Draußen und Ben zog die verwirrte Petra zum Apfelbaum. Die Clique verschwand diskret in Richtung Hütte.
„Petra, ich habe immer geglaubt, dass mein Leben perfekt sei. Aber in dem Moment, in dem du mir den Kaffee auf mein Hemd geschüttet hast und ich dich sah, wusste ich, dass mein Leben nur mit dir einen Sinn hat. Darum frage ich dich, willst du meine Frau werden?“
„Ja, ja, JAAA!!“
Für Mimi waren es fast zu viele schöne Worte. Mit der Romantik hat sie es nicht so. Trotzdem wischte sie sich eine Träne aus ihrem Gesicht, während sie die anderen zurück in die Hütte schob.
Alle suchten sich ein Plätzchen am Kamin. Die Freunde waren total aufgeregt und quatschten durcheinander. Mimi bezog den Ohrenbackensessel, der ein wenig entfernt stand.
Draußen unter dem funkelnden Apfelbaum steckte Ben seiner Petra den Ring auf den Finger. Ein Irischer Claddagh Ring, der zwei Hände zeigt, die ein Herz halten. Das Herz symbolisiert die Liebe, die Hände Freundschaft und Vertrauen. Über dem Herz schwebt eine Krone, die für Treue und Loyalität steht.
Anders als in Deutschland wird der Claddagh als Ehering an der linken Hand getragen. Auf der rechten Hand zeigt er die Verlobung an.
Mimi war nachdenklich. Vieles würde sich ändern – auch für sie. Nach der Hochzeit würden Kinder kommen. Kleine Mias und kleine – sie hatte keine Ahnung, wie die Jungs heißen würden.
Mimi konnte sie bereits rufen hören: „ Komm, Tante Mimi, spiel mit uns “. Wenn Ben und Petra ausgingen, würde sie mit Tequila auf dem Sofa sitzen und Fernsehen schauen. In der einen Hand die Fernbedienung, in der anderen das Babyphone.
Huha, was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie sagte: „Heirate
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