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Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Titel: Nachtwesen - Die Vollstreckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Pagel
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Karren völlig zerstört im Wald gefunden hatte.
    Er selbst war tot, erschlagen, wahrscheinlich von Wegelagerern. Man bat, dass Jara bis zum nächsten Morgengrauen den Leichnam ihres Gemahls abholen möge, um ihn zu bestatten. "Vater..." Kyranas Mund wurde trocken und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Sie hatte sich nicht einmal von ihm verabschiedet, als er am Tag zuvor nach Nocrya aufgebrochen war. Niemals würde sie dies nachholen können. Starr saß sie auf ihrem Stuhl und sah auf das Pergament. Las wieder und wieder die nüchternen Lettern, als würde es ihr helfen, zu begreifen.
    Das bitterliche Schluchzen ihrer Mutter ließ sie schließlich aufstehen und diese in die Arme nehmen. Zart strich sie über Jaras Haar. Ihre Mutter weinte nie. Zumindest war dies das erste Mal, dass sie es sah. Unablässig rollten Tränen über Kyranas Wangen, während sie verzweifelt nach tröstenden Worten suchte. Doch, es gab nichts zu sagen. Nichts, was den Schmerz lindern würde.
    So hielten sie sich umfangen und ließen der Trauer freien Lauf. Kein Wiegenfest würde mehr sein wie vorher. Stets würde sie an den Tod ihres Vaters erinnert werden, wenn sie an einem dieser besonderen Tage des Morgens die Augen aufschlug. Keine Gabe würde sie mehr über den Verlust hinweg trösten können. Und das gemütliche Häuschen würde zukünftig kein Zuhause mehr sein.
    In jedem Winkel lauerte die Erinnerung, um immer genau dann hervor zu springen, wenn es schien, dass die schweren Tage leichter werden würden. Vedyn war beerdigt worden. Kyrana und ihre Mutter fühlten sich in einer Starre gefangen, aus der es scheinbar kein Entrinnen gab. Mechanisch brachten sie Tage und Nächte hinter sich, verrichteten anfallende Aufgaben und sprachen miteinander. Doch die Lücke in ihren Herzen ließ sich nicht schließen.
    Vor allem Jara litt sehr. Sie aß kaum, schlief kaum und ihre Haare ergrauten zusehends. Manchmal saß sie stundenlang in einem Sessel, hielt ein Hemd Vedyns in den Händen und starrte vor sich hin. Kyrana sah die Veränderung ihrer unglücklichen Mutter mit Sorge. Hilflos versuchte sie, stark zu sein, Jara zu helfen. Doch alles, was sie erntete, war ein mattes Lächeln und ein Blick aus glanzlosen Augen. Die wärmende Geborgenheit war aus dem kleinen Haus verbannt und hatte grauer Traurigkeit Platz gemacht.
    Lähmend legte sie sich auf jeden Moment der Tage und Nächte. Ein Bote Kelmars, welcher anklopfte mit der Frage, aus welchen Gründen Jara nicht erschien, um ihrer Pflicht in der Bibliothek nachzukommen, musste unverrichteter Dinge wieder gehen. Jara öffnete ihm nicht einmal die Tür und brachte Kyrana mit einer einzigen Handbewegung zum Schweigen, als diese auf das Klopfen antworten wollte.
    Das ledergebundene Buch staubte auf dem Tischchen neben Kyranas Bett langsam zu, ohne dass sie es auch nur einmal in die Hände nahm. Nichts war mehr wichtig. Nur noch die Zähigkeit, mit deren Hilfe sie ihre Mutter von einem Tag zum nächsten brachte. Dann, kurz vor Vollendung von Kyranas einundzwanzigstem Lebensjahr, lag
    Jara eines Morgens still in ihrem Bett. Ihre Augen waren geschlossen, um sich nie wieder zu öffnen. Die Götter hatten ein Einsehen mit ihrem Leid und holten sie in ihr ewiges Reich. Man bettete sie zur letzten Ruhe an der Seite ihres geliebten Gemahls.
    *
    Kyrana war nun alleine mit sich und ihrer Trauer. Niemand stand ihr zur Seite. Im Gegenteil, man höhnte hinter vorgehaltener Hand, dass die Hexe nun bekommen hatte, was sie längst verdiente. Doch, es kümmerte sie nicht. Nichts kümmerte sie mehr. Sie hatte die einzigen beiden Menschen verloren, welche ihr etwas bedeuteten.
    Und ihr Herz wurde hart in seiner Einsamkeit. Nur noch Akash war nun an ihrer Seite. Er hatte sich tatsächlich aus den Tiefen der Wälder herausgewagt und stand eines Nachts vor der Eingangstür. Von da an fristeten die junge Frau und der weiße Wolf gemeinsam ihr Dasein in dem abgelegenen Häuschen und gelangten immer mehr zu geheimnisvoller Berühmtheit unter den Stadtbewohnern.

Kapitel 7
    Es pochte an die Eingangspforte, laut und fordernd. Akash hob den Kopf und lauschte. Schon nach kurzem Schnuppern legten sich seine Ohren an und sein Nackenfell sträubte sich. Gefährliches Knurren grollte zwischen seinen hochgezogenen Lefzen hervor. Kyrana legte das Buch beiseite, in welchem sie gerade geblättert hatte und erhob sich. Der einzige Besucher, den sie in den letzten Jahren gehabt hatte, war der alte Medicus.
    Doch sein Klopfen klang

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