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Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Nachtwesen - Die Vollstreckerin

Titel: Nachtwesen - Die Vollstreckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Pagel
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Kyrana, die Worte halblaut zu sprechen. An deren Schluss begann sie erneut und horchte dabei in sich hinein. Fühlte sie schon, wie der Zauber von ihr Besitz ergriff?
    Doch, außer einem kühlen Luftzug, welcher plötzlich durch den Raum zu wehen schien, konnte sie nichts Ungewöhnliches feststellen. Enttäuscht seufzend richtete sie sich auf. Und sah direkt in Kelmars undurchdringliche Augen. Ein Schreck durchfuhr ihre Glieder und ließ sie aufspringen. Das Buch fiel mit dumpfem Poltern zu Boden und blieb dort aufgeschlagen liegen. "Kel...mar. Ich, ich...wollte...wollte nicht..." Wie brüchig ihre eigene Stimme in ihren Ohren klang. Mit übereinander geschlagenen Beinen saß er in dem Sessel ihr gegenüber.
    Wie war er plötzlich dorthin gekommen? Verwirrt schüttelte Kyrana den Kopf. Die Ellenbogen auf den Lehnen aufgestützt, hatte er die Fingerspitzen aneinander gelegt und sah sie darüber hinweg mit einem milden Lächeln an. "Du spielst mit der Magie, Kyrana. Ist das nicht zu gefährlich für dich?" Sein Blick schien sie in sich hinein zu saugen, sodass sie ihre Augen nicht mehr abwenden konnte. Wie wundervoll sein Haar im Schein der Fackel glänzte, wie schwarze Seide. "Das Zeichen. Es bedeutet Leben. Und Tod", hörte sie sich selbst mit bebender Stimme stammeln.
    Als ob er das nicht wüsste. Wieder umklammerte sie Halt suchend ihren Anhänger, während sie fieberhaft überlegte, was es Kluges zu sagen gäbe. "Ihr habt Euch eine Frau genommen!" Vorwurfsvoll klangen die Worte zwischen den Bücherregalen nach. Erschrocken biss sie sich sogleich auf die Lippen und fügte hastig hinzu: "Ich...gratuliere Euch." Geschmeidig wie eine Raubkatze erhob sich Kelmar und trat zu ihr hinüber.
    Sein Duft nach Erde und Leder hüllte sie ein, während ihr Blick in seinem versank, als er zu ihr hinab sah. Sanft berührte er eine ihrer Haarsträhnen und ließ sie langsam durch seine Finger gleiten. "Danke." Mehr sagte er nicht dazu und sie atmete erleichtert auf. "Die Kette. Ihr habt sie mir gegeben. Weshalb?"
    Seine Nähe verwirrte sie zunehmend. Ihre Knie begannen zu zittern, da er sie so ansah. Halt suchend tastete sie hinter sich nach dem Tisch welcher dort stand. "Weil du besonders bist und zu schade, in der Masse der gewöhnlichen Sterblichen unter zu gehen." Kelmar nahm ihre Hand und führte sie zurück zu ihrem Sessel. Dankbar ließ sie sich hineinsinken und beobachtete ihn, wie er das Buch aufhob und es wieder auf ihren Schoß legte.
    Dann setzte er sich auf die Lehne und deutete auf das abgebildete Symbol. Seine weiche Stimme sang nahe ihrem Ohr, als er erklärend sprach: "Du sollst eine der Unseren werden, Kyrana. Deine Einzigartigkeit wird fortdauern, immer und immer. Ewiges Leben, das bedeutete mein Geschenk an dich. Verstehst du?" Nein, sie begriff keines seiner Worte. Und doch nickte sie schnell. "Ewiges Leben, ja.
    "Sein Lächeln war nachsichtig, als wüsste er um ihre Unsicherheit. Trotzdem fuhr er leise fort: "Der Tod wird dir hier in unserer Mitte neues Leben schenken. Drum spiele nicht mit ihm. Es ist gefährlich. Du bist zu jung für Zauberkräfte, welche dich überfordern würden."
    Kyrana dachte an den Magier auf der Lichtung und schluckte. Das Symbol war mächtig und beinhaltete einen starken Zauber. Zu gerne hätte sie ihn erlernt! Vielleicht, wenn sie ganz vorsichtig zu Werke ging? Schnell senkte sie ihren Blick auf die Buchseite, damit man ihre Gedanken nicht in ihren Augen erkennen konnte und faltete sittsam die Hände in ihrem Schoß.
    "Du willst es wissen?" Kelmars Stimme klang belustigt. "Nun denn. Lass es mich dir zeigen." Ertappt zuckte sie zusammen und öffnete schon den Mund, sich zu rechtfertigen. Doch er war bereits aufgestanden und stellte das Buch an seinen Platz zurück.
    Dann hielt er ihr die Hand entgegen und sah sie ernst an. "Komm." Schweigend durchquerten sie die runde Halle und gelangten schließlich vor der schweren Eingangspforte an. Der Mond stand noch immer in voller Pracht am Himmel. Keine Wolke verdunkelte seinen Schein. Für einen Moment ruhte Kelmars Blick wohlgefällig auf Kyranas zierlicher Mädchengestalt. Ihr langes weißes Haar und das ebensolche Unterkleid hüllten sie in einen fast unwirklichen Schimmer.
    Er nickte kurz, als würde er sich selbst zu seiner Entdeckung beglückwünschen. Dann zog er sie etwas abseits zwischen die ersten Bäume des Waldes. Nachtfeuchtes Gras bedeckte den Boden, in welches er sich niederkniete. Mit aufgeregt pochendem Herzen kauerte sie

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