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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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wie einer, der Schlimmeres erwartet hatte. Er hob die Hand und machte dem Kellner ein Zeichen, dass er zahlen wolle. Dann beugte er sich vor.
    – Hör zu, Gossec. Es mag ja schmerzlich für dich sein, aber du bist nichts weiter als eine Null. Eine Niete. Und jetzt bist du in dem Alter, in dem dir klar geworden ist, dass du deine Trümpfe sinnlos verheizt hast. Und weil das so ist. . .
    Er schob dem Kellner einen Schein zu und nickte.
    – . . . versuchst du dein Lebensdrama mit einer aufgemotzten Moralstory zu bemänteln. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.
    Er erhob sich, machte Anstalten zu gehen, wendete sich mir dann aber doch noch einmal zu.
    – Wenn dich das so umtreibt, dann finde doch heraus, was war.
    Damit verließ er das Lokal.
    Herausbekommen hatte ich nichts, aber ein längst überfälliger Schritt war getan. Ich fühlte mich erleichtert.
    34
    Darauf, dass Julius sich für meine Roadiedienste mit einer Recherche erkenntlich zeigen würde, war Verlass. Was er aus dem Netz gefischt hatte, konnte sich sehen lassen. Danach deutete einiges darauf hin, dass Eyerkauff als junger Sicherheitsbeamter der Mannschaft zugeordnet war, die für den Schutz des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zuständig war. Welcher Art die Verdienste waren, die er sich dabei erworben hatte, blieb im Dunkeln, aber bald danach war er als Berater gesucht, wenn es um den Personenschutz ausländischer Staatsbesucher ging. Nach einigen Jahren als Sicherheitschef der deutschen Botschaft im Vatikan kehrte er nach München zurück. Man sagte ihm Ambitionen auf einen der hohen Posten des Bundesnachrichtendienstes nach, berufen wurden allerdings andere. Kurzzeitig war er als Nachrichtenhändler tätig. Schließlich hatte man einer Anfrage im Bayerischen Landtag zufolge für ihn im Innenministerium eine Stabsstelle eingerichtet, auf der er mit eigenem Budget schalten und walten konnte, wie er wollte. Berichtspflichtig war er nur dem Minister gegenüber, seine Abteilung allerdings blieb eine Ein-Mann-Veranstaltung. Das roch danach, dass man einem verdienten Mitarbeiter, der sicher auch die eine oder andere heikle Information in der Hosentasche hatte, ein Austragshäuschen spendieren musste.
    Einfach hingehen und mir wieder Schläge abholen, kam nicht mehr in Frage. Lange zermarterte ich mir den Kopf, wie vorzugehen wäre. Dann entschloss ich mich, einen Köder auszulegen. Ich schaltete im Bayerischen Staatsanzeiger eine Anzeige: Die Macht der Böhmerwaldloge. Broschüre erhältlich. Zur Kontaktaufnahme setzte ich meine Telefonnummer hinzu.
    Nun brauchte ich nur ein wenig Geduld.
    Ich schaute auf die Uhr. Es ging auf Mittag zu, Zeit, die Wohnung auszuräumen, die mir Wildgruber genannt hatte. Sie befand sich in Sendling in der Albert-Roßhaupter-Straße. Sie würde bald wieder als verkehrsgünstig gelegen auf den Mietmarkt gebracht werden, auch wenn sich das über jeden anderen Arsch der Welt auch sagen ließ.
    Wildgruber führte mich nach oben und sperrte die Wohnung auf. Das Grinsen, mit dem er mich begrüßte, hatte mich noch einmal zum Bus zurückgehen gelassen, um den Vorschlaghammer mitzunehmen. Unbrauchbares schlug ich gleich an Ort und Stelle kurz und klein, da wurde nicht lange gefackelt. Lieber ging ich mit einem Müllsack zweimal die Treppen hoch, als mir mit einem zu schweren Teil das Kreuz zu verrenken. Die Maßnahme erwies sich schnell als richtig: Die Küche war eine Katastrophe in vergilbtem Resopal und das Wohnzimmer eine in originaler Baumarkt-Eiche. Der Fernseher fehlte bereits und hatte nichts weiter als einen rußigen Umriss hinterlassen.
    – Hat die Nachbarin gekriegt, sagte Wildgruber.
    Er öffnete das Schlafzimmer.
    – Jetzt kommt’s!
    Der Raum war dunkel, weil die Rollläden heruntergelassen waren. Wildgruber knipste das Licht an. Seit meinem letzten Besuch in der Wieskirche hatte ich nicht mehr so viele Engel auf einem Haufen gesehen. Ein Spot erleuchtete den Engelsschwarm, der sich zu einem Formationsflug direkt über dem Bett zusammengefunden hatte. Mit weißem Tüll war eine Wolke drapiert worden, auf der einige Putten, erschöpft von ihrem munteren Treiben, sitzend Platz gefunden hatten. Die Idee dieser ätherischen Installation war der Blick in den Himmel vom Bett aus.
    – Kein neuer Mann, aber vier Katzen.
    Wildgruber hatte die probate Erklärung ebenso parat wie die dazugehörige Frage.
    – Manderl oder Weiberl?
    Die Engelchen waren allesamt nackig, aber eben nicht ganz. Immer

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