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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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sind Lebensmittel; das Thema steht mit Abstand an der Spitze. So wird zum Beispiel niemand wirklich unverschämt, wenn es um Wassereffizienz geht; man erlebt keine hitzigen Diskussionen über WC s mit Zwei-Mengen-Spültechnik versus Komposttoiletten, und nur selten endet eine Freundschaft in einem wütenden Streit darüber, wer den Wasserhahn nicht richtig zugedreht hat. Aber wenn man einem Veganer gegenüber das Wort »Käseomelett« auch nur erwähnt, sollte man sich besser auf schmerzhafte Schläge mit der Moralkeule gefasst machen.
    Ich habe diese Lektion in meinem Öko-Jahr gründlich gelernt, weshalb meine Blogeinträge über Nahrungsmittel auch immer die längsten sind. Vor allem verstehe ich mich jetzt buchstäblich auf Eiertänze – ja, ihr Veganer, Eier tänze! –, denn ich habe mich ja entschlossen, weiterhin Fleisch, Milchprodukte und Eier zu essen. Und ganz egal, wie ausschließlich ich mich auch auf biologische, hormon- und gentechnikfreie Tierprodukte aus regionaler Freiland- und Weidehaltung zu beschränken versuche, nichts wird die fleischabstinente Gemeinde davon überzeugen können, dass dies nachhaltige Lebensmittel sind.
    Nachdem ich also den Blogeintrag über meine Teilnahme an einem Schlachtkurs veröffentlicht hatte … na ja, sagen wir es mal so: Ich schlief nicht besonders gut angesichts der Vorstellung, dass ich demnächst garantiert Unmengen erboster Leserkommentare bekommen würde, weil ich es wagte, so etwas als irgendwie ökologisch auszugeben. Ich versuchte nach besten Kräften zu erklären, warum ich es für wichtig hielt, meinen Steaks und meinen Hamburgern in ihrem Urzustand gegenüberzutreten und zu lernen, wie man Fleisch fachmännisch zerlegt, damit nichts verschwendet wird. Doch ich wusste, dass diese Logik meine vegetarischen Kritiker nicht würde besänftigen können. Dennoch sei hier gesagt, dass der Kurs sehr aufschlussreich und nicht allzu krass war – außer vielleicht das Geräusch des Sehnenrisses, als der Muskel vom Knochen gelöst wurde. Und so beschloss ich ungeachtet der Folgen, meine Leser wissen zu lassen, wie tief mich die Kunstfertigkeit des Metzgerhandwerks und der rücksichtsvolle Umgang mit dem Fleisch beeindruckt haben.
    Nachdem ich mir fair gehandelten Kaffee in einen Becher geschüttet hatte, in dem noch ein Rest Tee war, setzte ich mich hin und schaute im Posteingang nach. Es gab bereits über 20 Kommentare. Doch als ich die ersten überflogen hatte, stellte ich überrascht fest, dass meine Leser anerkennende und lobende Worte fanden.
    »Was für eine großartige Idee«, schrieb May. »Ich bin sehr dafür, dass wir uns alle intensiver mit unserer Ernährung beschäftigen. Und wer von denen, die mit Büchern von Laura Ingalls Wilder aufgewachsen sind, stellt sich nicht hin und wieder vor zuzuschauen, wie Tiere geschlachtet werden?«
    Wow. Fantasien von Schlachtszenen. Was für ein Bekenntnis!
    »Ich finde das auch klasse«, schrieb blah, eine meiner treuesten Leserinnen, die fast immer ein ermutigendes Wort für mich fand. »Du wirst auf einer ganz neuen Ebene wertschätzen lernen, was du isst, und umso dankbarer für die Nahrung sein, weil du sie aus solcher Nähe kennengelernt hast. Eine gute Entscheidung.«
    Als ich sah, dass einer der Kommentare von jemandem mit Namen Raw Vegan Mama stammte, hielt ich zuerst den Atem an, doch auch sie billigte mein Vorhaben: »Jeder muss tun, was er kann. Mir entspricht die vegane Lebensweise, andere essen eben besseres Fleisch, statt es ganz wegzulassen. Mein Kompliment, dass du das Thema nicht gänzlich ignorierst.«
    Doch als ich schon dachte, ich verdiente eine Art Nobelpreis für Frieden und Konfliktbewältigung, meldeten sich die Andersdenkenden zu Wort.
    Der Erste war Derek, der mich vor einer Weile auf CBC in einem Radiofeature über Umweltbewusstsein gehört hatte, in dem ich kurz zu meinem Blog interviewt worden war.
    »Das ist totaler Quatsch«, schrieb er.
    Immer ein guter Auftakt für eine ausgewogene und sachliche Diskussion.
    »Wenn du nicht vegan lebst, ist es dir nicht ernst damit, deinen ökologischen Fußabdruck wirklich zu verringern. Punkt. Ja, es gibt mehr, was bei der Wahl der Nahrung berücksichtigt werden sollte, als nur, ob sie vegan ist – ganz offensichtlich hilft es dem Planeten auch nicht, wenn man in Kanada lebt und Tofu aus China oder Bananen aus Peru isst. Aber tierische Produkte zu meiden ist bei der Lebensmittelauswahl mit Abstand das Wichtigste (siehe Bericht der Vereinten

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