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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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explizit auf Verbraucher ausgerichtet.
    Danach entschloss ich mich, zumindest noch so lange herumzulaufen, bis ich einen Stand gefunden hatte, der auch tatsächlich Waren zum Verkauf anbot. Schon nach wenigen Minuten entdeckte ich in einer Ecke eine Frau in einer ländlich anmutenden Patchworkschürze, die etwas verkaufte, was wie ganz normales Bienenwachs aussah. Es war in kleine Gläser abgefüllt, die man zu einer Pyramide aufgestapelt hatte, und ein Schild pries das Produkt als ergiebige, reichhaltige und natürliche Alternative zu Feuchtigkeitscremes an.
    »Hier, probieren Sie«, sagte die Frau. »Ganz großartig bei Ekzemen.«
    Hatte ich etwa Ekzeme? Ich war mir nicht sicher, aber da meine Ellbogen ziemlich trocken waren und sich ein bisschen rissig und gereizt anfühlten, nahm ich einen Holzspatel und tunkte ihn in den Testbehälter. Die Masse hatte die Konsistenz von unbehandeltem Honig (wahrscheinlich war es welcher), und ich musste sie lange und kräftig verreiben, bis sie endlich in meine widerspenstige Haut einzog.
    Wieder hörte ich die Frau rufen: »Ganz großartig bei Ekzemen!« Sie hatte sich einer neuen Kundin zugewandt.
    »Wirklich?«, hörte ich diese nachfragen. »Denn wissen Sie, meine Schwägerin leidet daran. Sie meinen wirklich, das könnte helfen?«
    »Oh, ja. Es ist ganz großartig bei Ekzemen«, wiederholte die Bienenwachsfrau wie auf Autopilot gestellt und dennoch mit demselben Enthusiasmus wie beim ersten Mal. »Und bei allen anderen lokalen Hautirritationen, -entzündungen und jeder Form von Ausschlag. Wie lange leidet sie schon daran? Hat sie es mal mit selbst gemachter oder Naturkosmetik probiert?«
    »Ich weiß nicht genau, aber sie hat wirklich alles ausprobiert«, erwiderte die Kundin, verdrehte die Augen und wirkte so gequält, als sei sie in die extrem trockene Haut ihrer bedauernswerten Schwägerin geschlüpft.
    War ich hier in eine Werbesendung geraten?
    »Wissen Sie«, sagte die Bienenwachsfrau, »heutzutage gibt es überall so viel Chemie, unser Körper wird mit den Toxinen einfach nicht mehr fertig – und unsere Umwelt auch nicht.«
    Da ertrug ich diese Unterhaltung keinen Augenblick länger, ebenso wenig wie das zappelige Kleinkind hinter mir, das sich quengelnd den Weg zu der Bienenwachs-Verkaufstheke bahnte, und wie das kreischende Baby, das wahrscheinlich gerade seine biologisch abbaubaren Windeln vollgekackt hatte. Also verließ ich die Öko-Messe mit dem umweltfreundlichsten Produkt überhaupt: mit nichts.
    30. APRIL , 61. TAG
    Keine Pfannen mehr mit Antihaftbeschichtung
    Wissen Sie, was ein wirklich einfacher Schritt beim ökologischen Umstieg ist? Der Verzicht auf antihaftbeschichtete Pfannen.
    Und wissen Sie, was ganz und gar nicht einfach ist? Der Verzicht aufs Autofahren.
    Ich habe ein wunderschönes Auto. Ja, ich weiß, das sagen alle Autobesitzer über ihr Fahrzeug, aber meins ist auch objektiv gesehen bildhübsch. Es ist ein dunkelblauer Volkswagen New Beetle, Modell 2000, mit Turbomotor und einer Innenausstattung aus hellem Leder. Ich habe den Wagen Bluebell getauft, aber normalerweise nenne ich ihn einfach nur Bugaboo. Er fährt mich täglich zur Arbeit und wieder zurück, zum Supermarkt, am Wochenende zum Haus meiner Eltern, zu Meghans Cottage nach Haliburton oder zu meinen Freunden kreuz und quer in Montreal. Noch nie hat er mich im strömenden Regen, im Schneesturm oder in dieser beißenden kanadischen Kälte im Stich gelassen. Ich habe in ihm geweint, geküsst, bin fast darin ums Leben gekommen, habe ihn angeschrien, verflucht und ihm eins aufs Armaturenbrett gegeben, ihn nach dem Abschleppen wiedergefunden und mich um ihn gekümmert, als es ihm schlecht ging (was sich im Nachhinein als meine Schuld entpuppte – ich hatte aus Schussligkeit den Ölwechsel vergessen).
    Mein Bugaboo ist für mich, und das ist ein Problem, so etwas wie eine Korpsschwester in einer Studentinnenverbindung. Ich habe in ihr eine zuverlässigen Kameradin, zahle dafür allerdings einen ziemlich happigen Preis, nicht nur die Benzinrechnung alle paar Wochen, auch die Versicherung, die Zulassungsverlängerungen, Abgasuntersuchungen, Wartungskosten, Flüssigkeit für die Scheibenwaschanlage und andere Extras, den Parkplatz, die Parkgebühren, Autowäschen und so weiter und so fort. Doch viel mehr noch schlägt seine immense Umweltschädlichkeit zu Buche. Da ich mein Leben inzwischen penibel daraufhin durchleuchte, was ökologisch und was umweltschädlich ist, fühle ich mich zunehmend

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