Nackt schlafen ist bio
Telefoninterviews gegeben und gehofft hätte, dass seine Diashow es eines Tages unter die Favoriten bei YouTube schafft? Damit hätte er beileibe nicht so viele Menschen erreicht, und die Mundpropaganda der grünen Bewegung allein hätte keine solche Wirkung erzielt. Klar, meine Urlaubsreise wird keine globale Kampagne zur Rettung des Planeten entfesseln, dennoch gibt es für ein Problem wie dieses keine pauschale Lösung; die Macht der grünen Bewegung, die intellektuelle und soziale Bereicherung durch einen Aufenthalt in Übersee oder welche Menschen in welchem Maße Änderungen bewirken – das sind sehr subjektive Kriterien. Zurzeit ist es in puncto Fliegen vielleicht am besten, den Mittelweg namens Emissionsausgleich einzuschlagen. Damit geht man zumindest sicher, dass ein paar Bäume gepflanzt werden, um der Schadstoffbelastung etwas entgegenzusetzen.
Kritiker wie George Monbiot, Autor des Bestsellers Hitze über die globale Erwärmung, vergleichen Organisationen wie TerraPass, CarbonNeutral Company oder Atmosfair – bei denen sowohl Urlaubs- als auch Geschäftsreisende ihre Flüge klimaneutral kompensieren können – gern mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche im Mittelalter. Das ist wirklich ein bisschen übertrieben. Ich finde, die Atmosphäre zu verschmutzen und eine Kompensation dafür anzustreben, ist besser, als die Atmosphäre zu verschmutzen und nichts zu tun. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf recherchierte ich die entsprechenden Projekte bei TerraPass, schluckte den Rest meiner Schuldgefühle hinunter, buchte alle meine Flüge inklusive eines Extra-Gepäckstücks und zahlte zusätzlich 36,95 Dollar als Emissionsausgleich. Mr. Monbiot, Sie dürfen mich offiziell »Sünderin« nennen.
17. MAI , 78. TAG
Den Kühlschrank ausschalten
Ich habe gerade den Stecker meiner Kühl-Gefrier-Kombination gezogen. Ja, damit habe ich auch keinen Kühlschrank mehr. Ich weiß.
Hier die Vorgeschichte: Nachdem ich vor einer Weile den Gefrierschrank ausgeschaltet habe, hatte das, wenn zuerst auch kaum merklich, Auswirkungen auf die Temperatur im Kühlschrank, und es wurde schier unmöglich vorauszusagen, wie lange sich etwas halten würde. Da ich hinsichtlich der Frische meiner Lebensmittel ein bisschen neurotisch bin (ich hatte in meiner Jugend ein traumatisches Erlebnis mit verdorbenem Kakao – mehr sage ich nicht), und auch wegen der fehlenden Belüftung und den daraus folgenden Feuchtigkeits- und Geruchsproblemen, wurde mir schließlich klar, dass ich entweder die nächsten zehn Monate mit vagen und immer wieder frustrierenden Mutmaßungen über den Zustand meiner Lebensmittel verbringen müsste oder einfach auf das ganze verdammte Ding verzichtete. Also zog ich den Stecker. Bisher ist noch nichts Katastrophales passiert. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Bedauern darüber, nach einer durchzechten Nacht allein eine ganze Packung General-Tso’s-Chicken verdrückt zu haben, nicht der Rede wert ist im Vergleich zu dem, was ich in etwa einer Woche empfinden werde.
30. MAI , 91. TAG
PVC -freien Duschvorhang benutzen
Nachdem ich inzwischen mehrmals täglich Treehugger aufrufe, um bei all den Öko-News auf dem Laufenden zu bleiben, fiel mir auf, dass überraschend viele Meldungen mit Toronto zu tun haben. Ich sah sie mir genauer an und stellte fest, dass fast alle von einem Verfasser namens Lloyd Alter stammten. Ärgerlicherweise reagierte Treehugger einfach nicht auf meine Anfragen, mein Blog in ihre Linkliste empfehlenswerter grüner Websites aufzunehmen, und so kam ich auf die Idee, es mit einem PR -Köder zu versuchen: Ich würde mir etwas einfallen lassen, wie ich über diesen Lloyd schreiben konnte, wenn er es im Gegenzug schaffte, mein Blog Green as a Thistle auf Treehugger zu platzieren. Ein paar Tage später bot sich mir die Gelegenheit dazu, in einem Feature für die Wochenendausgabe der National Post zu der Frage, wie grün die Hauptstadt Ontarios wirklich war und ob die ehrgeizigen Pläne von Bürgermeister David Miller, die Straßenbeleuchtung auf LED s umzurüsten und Dächer zu begrünen, tatsächlich umsetzbar waren. Wer wäre ein kompetenterer Gesprächspartner als Lloyd? Er schrieb mir in einer E-Mail zurück, dass er sehr gern darüber sprechen würde, und ja, meine Website sehe prima aus, er würde sie auf jeden Fall erwähnen.
Und so saß ich schließlich diesem lebhaften, knapp eins sechzig großen und von Kopf bis Fuß schwarz gekleideten, bloggenden Architekten gegenüber,
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