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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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wieder ein paar winzige Schritte aus meiner ästhetischen Komfortzone hinauswagte?
    Und so stand ich eines Tages in der Dusche und blickte auf eine lächerlich kleine Ansammlung von Produkten: Zitronen-Verbenen-Duschpeeling, nährende Kamillen-Spülung und … ein Fläschchen weißer Essig. Weil ich keine Sprühflasche hatte, würde ich das Fläschchen einfach aufschrauben und mir den Essig über den Kopf kippen. Der fühlte sich in der warmen Dusche unvermutet kalt an, sodass ich nach Luft schnappte, zusammenzuckte – und mir dabei noch ein paar Spritzer mehr auf den Kopf schüttete, die mir prompt in die Augen liefen, was sich anfühlte, als würden rasiermesserscharfe Klingen meine Hornhaut traktieren. Ich ließ das Fläschchen fallen, geriet kurz in Panik und entschied mich, vor die Wahl gestellt, mein Augenlicht oder den Essig zu retten, für Ersteres. Also ließ ich den Rest Essig in den Abfluss rinnen, wusch mir gründlich Augen und Haare aus und trat aus der Dusche.
    Als Pluspunkt zu verbuchen war, dass sich mein Haar tatsächlich ziemlich glatt und weich anfühlte, doch es gab auch ein dickes Minus: Ich stank wie eine englische Fisch-und-Fritten-Bude. Die nächste Flasche Essig würde in der Küche bleiben.
    13. MAI , 74. TAG
    Die Spülung nur bei großem Geschäft betätigen
    Was ich zu dieser Wassersparregel zu sagen habe: Das ist sicher gut und schön, wenn Sie Unmengen von Wasser trinken. Und damit meine ich etliche Liter, dass also die empfohlene Menge von acht Tassen für Sie nur ein kleiner Schluck nebenbei ist, bei dem sich Ihre Nieren langweilen. Auch haben Sie den Begriff »wassergesättigt« oder »vollgesogen« noch nie mit sich selbst in Verbindung gebracht, und Ihr Lebensmotto heißt Flüssigkeitszufuhr.
    Doch wenn Sie beispielsweise wie meine Schwester täglich nur morgens etwas Kaffee, nachmittags gar nichts bis auf ein paar Tröpfchen Speichel oder vielleicht noch einmal eine Tasse Kaffee und abends etwas Wein trinken, sollten Sie diese Regel nicht beherzigen, im Gegenteil. Würde Emma bei ihrer täglichen Flüssigkeitszufuhr nach dem Pinkeln ein oder zwei Tage nicht die Spülung betätigen, dann würde ihr Urin nicht nur nichts einweichen, sondern vielleicht sogar fermentieren. Eine Menge ökologisch denkender Menschen schwärmen davon, was für ein sauberes, geradezu perfektes Desinfektionsmittel Urin doch ist. Und es stimmt ja, dass der darin natürlich vorkommende Ammoniak großartig hilft, sollte man allein ohne Erste-Hilfe-Päckchen im Wald unterwegs sein und von einer Schlange gebissen werden (wer so etwas Idiotisches tut, verdient auch nichts Besseres, als sich selbst anpinkeln zu müssen). Aber lassen Sie sich gesagt sein, wenn Sie nicht wirklich sehr viel trinken, reinigt Ihr zwei Tage alter Urin die Kloschüssel nicht, sondern verfärbt sie gelb, und es fängt gottserbärmlich an zu stinken, egal, wie viele Streichhölzer Sie im Bad anzünden. Und die Ironie bei der ganzen Sache ist, dass diese Wassersparregel nur dann sinnvoll ist, wenn man fast so viel Wasser trinkt, wie man sonst braucht, wenn man jedes Mal die Spülung betätigt. Deshalb halte ich mich auch nicht daran, sondern spüle mindestens jedes zweite Mal und immer, bevor ich Besuch bekomme.
    15. MAI , 76. TAG
    Emissionsausgleich für alle meine Flüge
    Als mir dämmerte, dass ich, wenn ich nicht kündigte, weiterarbeiten musste (wie konnte das nur passieren?), beschloss ich, das nicht weiter schwerzunehmen, dafür aber sechs Wochen Urlaub zu machen. Total vernünftig.
    Und so entschied ich mich eines Nachmittags, an meinen Ressortleiter heranzutreten, sobald er ein paar Schluck von seinem Vier-Uhr-nachmittags-Americano von Starbucks getrunken hatte, und ihn zu fragen … na ja, eigentlich eher, ihm mitzuteilen, dass ich ein Minisabbatical brauchte. Genauer gesagt, einen ausgiebigen Urlaub. Ich hatte bereits den Entschluss gefasst zu kündigen, falls er Nein sagen sollte, um mir diese Auszeit auf jeden Fall zu gönnen, denn ich musste unbedingt aus meinem neonbeleuchteten Vorstadt-Großraumbüro raus. Das Problem dabei ist, dass mir meine Arbeit sehr gefällt und ich meine Kollegen mag, aber eine Woche Pauschalurlaub in der Karibik und zehn Tage Weihnachtsurlaub im Hotel Mama reichen nicht, um mich geistig gesund durchs Jahr zu bringen. Zum Glück ist mein Ressortleiter fast übertrieben entgegenkommend und scheut den leisesten Hauch von Konfrontation oder Konflikt, daher hob er nicht einmal ansatzweise die Augenbraue,

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