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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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»Keinen-Kaugummi-mehr«-Regel brechen sollen, dann wäre mein Atem frischer gewesen.
    Also tat ich, was ich immer tue, wenn ich nervös bin: Ich laberte ohne Pause. Das ließ er mir allerdings nicht durchgehen, er unterbrach mich mit der Frage, was für ein Fahrrad ich fahre.
    Ähm, was für ein Fahrrad hatte ich? Plötzlich wollte es mir einfach nicht einfallen. Es war weiß, ja, weiß, aber welche Marke? Warum konnte ich mich nicht daran erinnern? Ich war erst vor zwei Minuten abgestiegen.
    »Äh, ein altes Bianchi?«, fragte ich eher, als dass ich es feststellte. Was zum Teufel redete ich da? Ich hatte kein Bianchi, ich hatte ein Sirrus-Trekkingbike – ich meine, ich fand Bianchis toll, insbesondere nachdem ich in Oregon Andrew kennengelernt hatte, und hatte mir gestern ein paar auf Craigslist angesehen, aber ich besaß keins. Warum log ich Jake Gyllenhaal an? Und warum musste er einen so makellosen Teint haben? Und so ein perfektes Gebiss?
    Die Sache drohte mir zu entgleiten. Also kramte ich mein Aufnahmegerät heraus, fand meinen Notizblock, setzte mich und machte mich an die Arbeit.
    Die nächsten zehn Minuten dümpelte unser Gespräch vor sich hin, aber ich war sein letzter Interviewtermin an diesem Tag und konnte mir denken, wie erschöpft er war und wie satt er es hatte, endlose Stunden lang immer dieselben Fragen zum selben Film zu beantworten. Seine 08/15-Sätze wirkten einstudiert, meine Fragenliste war aber auch nicht gerade originell. Also beschloss ich, es zu riskieren und den Gyllenhaalics zu geben, was sie wollten.
    »Okay«, sagte ich, »ich muss jetzt was erklären, was ein bisschen merkwürdig klingt.«
    Da ich für mein Interview nur 15 Minuten eingeräumt bekommen hatte – und darin war die Zeit schon inbegriffen, die der Fotograf für seine Aufnahmen brauchte –, unterrichtete ich den Schauspieler im Schnelldurchlauf darüber, was es mit meinem Blog und meinem heutigen Eintrag über eine kleinere Schrift auf sich hatte und wie ich unabsichtlich Horden rasender Fans aufgescheucht hatte, die jetzt danach lechzten, ein paar Dinge über ihn zu erfahren, etwa ob er seinen Puggle Boo noch hatte und was er von Koriander hielt.
    »Oh, ich hasse Koriander«, sagte er. »Es ist das einzige Küchenkraut, das ich nicht ausstehen kann.«
    Na gut. Ich hielt seine Abneigung in meinen Notizen fest, murmelte etwas Blödes darüber, dass Koriander heutzutage eins der umstrittensten Würzkräuter sei, und stellte die nächste Frage. Doch er fiel mir ins Wort.
    »Das ist nicht gerade klein, wie Sie da schreiben.«
    »Entschuldigung?«
    »Ihre Schrift«, wiederholte er. »Sie schreiben ziemlich groß. Hatten Sie nicht vorher gesagt, dass Sie versuchen wollen, kleiner zu schreiben? Aber ich kann sogar von hier aus lesen, was Sie notieren.«
    Ich blickte auf das Blatt. Er hatte recht, klein war das nicht. Aber war das denn wirklich wichtig?
    Ich verlor den Faden.
    »Ähm, ja, da haben Sie wohl recht«, stammelte ich. »Aber es ist kleiner als sonst – ich meine, Sie sollten mal sehen, was für Riesenkrakler da normalerweise stehen – und ich benutze immerhin auch die Rückseite.«
    »Ist das ein Schmierfleck da auf Ihrem Bein?«
    »Ein was?«, fragte ich.
    Er bückte sich, zeigte auf einen Fettfleck von meiner Fahrradkette auf meinem rechten Schienbein und fuhr dann mit dem Finger darüber.
    »Tatsächlich. Cool.«
    Oh mein Gott, Jake Gyllenhaal hat mich berührt! Er ist mir übers Schienbein gefahren und hat dabei »cool« gesagt. Ist das erlaubt? Darf ich ihn anfassen? Vielleicht tut er es ja noch mal? Wie bringe ich ihn dazu, dass er es noch mal tut? Warum starrt er mich so an, anstatt auf die nächste Frage zu antworten? Du lieber Himmel, ich habe sie ihm ja noch gar nicht gestellt.
    »Ja, ein Schmierfleck. Passiert mir immer wieder. Kettenfett schmiert halt nicht nur die Kette.«
    Shit. Eine Frage war das ja wohl nicht gewesen. Eher das Peinlichste, was mir an diesem Tag über die Lippen gekommen war. Ehrlich, ich glaube zwar nicht an Gott, aber manchmal danke ich dem Herrn aus ganzem Herzen, dass mein Chef noch nicht dahintergekommen ist, dass ich in Wirklichkeit nur so tue, als ob ich Journalistin wäre.
    »Ähm, okay. Sie hatten also einen Puggle. Boo, nicht wahr?«
    »Die Zeit ist um«, ertönte es von der Tür. Die PR -Frau schlenderte herein und sagte: »Das hättest du geschafft.« Na, toll. Ich hatte nichts weiter als ein paar langweilige Aussagen über die CIA und die bahnbrechende Enthüllung,

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