Nackt schlafen ist bio
schutzlosen Kaulquappen und den Fischrogen wirken kann. Selbst wenn man sich nicht sonderlich um die Gesundheit der Tier- und Pflanzenwelt schert, verdirbt es einem doch den Appetit, wenn man sich vorstellt, dass der Kaviar auf den Crackern voller Östrogen ist.
Und dann ist da noch der ganze Müll – normalerweise bekommt man die Pille in einer Verpackung aus Metallfolie und Kunststoff, die in einer Pappschachtel steckt, dazu kommen noch das Rezept, der Beipackzettel und andere Informationen und Werbung, das alles zusammen in irgendeiner Tüte.
Andererseits bedeutet der Verzicht auf die Pille eine sehr viel höhere Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Und obwohl die menschliche Rasse von Natur aus dafür geschaffen ist, sich fortzupflanzen und zu vermehren, ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass jedes Neugeborene zur globalen Überbevölkerung beiträgt, dass also noch mehr von den beschränkten Ressourcen verbraucht werden, ganz zu schweigen von dem Abfall und dem ökologischen Fußabdruck, den jeder Erdenbewohner hinterlässt. Davon abgesehen muss man sich, wenn man in keiner festen Beziehung lebt – und manchmal auch dann –, mit dem Problem sexuell übertragbarer Krankheiten herumschlagen; es ohne Kondom zu riskieren kann zu gefährlichen Infektionen führen, was wiederum eine lebenslange Abhängigkeit von Medikamenten zur Folge haben kann und somit wieder Kaulquappen mit verpfuschten Chromosomen.
Zwar empfiehlt so mancher Hippie mit einem aktiven Liebesleben Kondome, die mit Aloe vera beschichtet sind, aber diese bestehen trotzdem aus Latex und sind einzeln in eine folienbeschichtete Kunststoffhülle eingeschweißt. Wenn man Latex grundsätzlich ablehnt und nicht in seinen Hormonhaushalt eingreifen will, bleibt als einzige ökologische Verhütungsform nur die Spirale – ein mit Kupferdraht umwickeltes Plastikstäbchen, das in die Gebärmutter eingesetzt wird, um das Einnisten eines Eis zu verhindern – oder die Knaus-Ogino-Methode, auch Kalendermethode genannt, bei der man sehr, sehr genau auf seinen Eisprung achten muss. Wobei keine dieser beiden Methoden vor Geschlechtskrankheiten schützt. Leider sieht es so aus, als ob die einzig hundertprozentig sichere und zugleich hundertprozentig ökologische Methode, hundertprozentig nicht schwanger zu werden, hundertprozentige Enthaltsamkeit ist.
Obwohl ich gerade Single bin und mir im Moment also nicht den Kopf darüber zerbrechen muss, deprimierte mich diese Statistik. Und so habe ich beschlossen, den einzigen von all den Menschen, die ich kenne, anzurufen, der immer gut drauf ist: Meghan.
Sie hat die Pille schon vor ein paar Jahren abgesetzt, aber ich hatte so das Gefühl, dass sie weder eine Spirale hatte noch Kondome benutzte, und deshalb fragte ich sie nach ihrer Methode der Geburtenkontrolle.
»Ähm, na ja …«, sagte sie und schwieg erst mal. »Ich glaube nicht, dass man das nun gerade als Methode bezeichnen kann.«
»Gut. Also, was tust du?«, fragte ich.
»Lass es mich so sagen: Ich kriege jeden Monat Panik.«
Hmmm, das war auch keine Lösung. Diese Form der Panik führt unweigerlich zu Schwangerschaftstests, die ebenfalls aufwendig verpackt sind – ganz abgesehen von dem Aspirin und den Lutschbonbons und der Handcreme etc., die außerdem noch gekauft werden, damit es so aussieht, als sei man überhaupt erst in der Apotheke auf den Gedanken gekommen, noch einen Schwangerschaftstest mitzunehmen, nur so für alle Fälle.
Ganz offensichtlich wusste Meghan also auch keinen Weg aus dem Dilemma, was einerseits beruhigend, andererseits frustrierend war. Mit einem tiefen Seufzer entschloss ich mich, dieses Problem vorerst hintanzustellen und mich dann damit zu beschäftigen, wenn ich wieder einen Freund und so etwas wie ein nennenswertes Sexualleben hatte.
20. SEPTEMBER , 204. TAG
Bei Hotelaufenthalten das »Bitte nicht stören«-Schild an der Tür hängen lassen
Als ich erfuhr, dass ich mit meiner Bewerbung erfolgreich gewesen war und im Banff Centre an einem Kurzgeschichten-Workshop teilnehmen durfte, war ich aus drei Gründen begeistert: 1) Ich konnte endlich meine Sätze in etwa so beginnen: »Als ich damals im Banff Centre bei diesem Kurzgeschichten-Workshop war …« 2) Statt jeden Vormittag im Büro vor Bergen von Pressemeldungen zu sitzen, würde ich vor echten Bergen sitzen. Jawohl. 3) Es passte ganz hervorragend zu meinen ökologischen Bemühungen, denn das Zentrum strebte gerade die Öko-Zertifizierung an, das Essen in der
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