Nackt schlafen ist bio
vernünftigen Argument, dass frau jedes Produkt, das sie regelmäßig in den intimsten Bereich ihres Körpers einführt, genau unter die Lupe nehmen sollte – zumal wenn es sich um ein Produkt handelt, das einzig und allein den Zweck hat, Blut aufzusaugen und vorübergehend dessen natürlichen Fluss zu hemmen. Bedenkt man zudem, dass die Periode einer Frau durchschnittlich fünf Tage dauert und sich über einen Zeitraum von 35 Jahren alle vier Wochen wiederholt, ergibt das 11 400 Tampons pro Frau, die nicht nur die Kanalisation verstopfen – sie setzen überdies in diesem empfindsamen Bereich des weiblichen Körpers geringe Mengen Dioxin frei, einen krebserregenden Stoff, der in dem für die Wattebleichung verwendeten Chlor enthalten ist.
Meghan ließ sich mehr als zehn Seiten lang darüber aus, welche Pestizide auf Baumwollfeldern eingesetzt werden und welche Hunderte von verschiedenen Chemikalien nötig sind, um aus Zellulose Viskose herzustellen, die die Tampons saugfähig macht. Das klang alles sehr bedeutsam, aber Begriffe wie »Dioxin« langweilen mich recht schnell, also rief ich sie lieber noch mal an und stellte ihr direkt die vordringlichen Fragen, nämlich:
1. Wie genau kriegt man so eine Tasse hinein?
2. Spürt man sie? Und wie?
3. Was passiert, wenn man sie ausleeren muss, aber das Büro nicht verlassen kann? Oder in einem Restaurant ist? Oder in einem Einkaufszentrum? Wie spült man sie aus, ohne dass andere es mitbekommen?
»Man faltet sie einfach zusammen und steckt sie rein«, antwortete Meghan. »Man spürt sie nicht, wenn sie richtig sitzt, und man muss sie nur einmal am Tag ausleeren, das macht man also am besten morgens oder vor dem Schlafengehen.«
Und sie fügte hinzu: »Ehrlich, das Ding ist sooo viel besser als Tampons.«
Ich wand mich vor Skepsis. Doch Meghans Argumente klangen so überzeugend, dass ich beschloss, es zumindest zu versuchen. Das einzige Problem war, dass ich die Pille erst vor einem Monat abgesetzt und mein Körper noch nicht zu seinem Rhythmus zurückgefunden hatte. Meine Eierstöcke hatten den regelmäßigen Termin mit meinem Uterus schlicht verpennt, mein Progesteronspiegel wusste nicht, ob er sinken oder steigen sollte, und so lag meine frisch gekaufte Diva Cup einfach nur unbenutzt in ihrem fuchsiafarbenen Schnürbeutel unter dem Badezimmerwaschbecken.
Doch urplötzlich war es dann so weit. Dummerweise setzte die Blutung mitten in der Nacht und ohne irgendwelche krampfartigen Schmerzen als Vorwarnung ein. Also stolperte ich hastig ins Badezimmer, und der Vorgang des Einführens geriet zu einer dösigen Fummelei im Halbschlaf. Aber schließlich schaffte ich es, oder bekam zumindest das Ding so weit hinein, dass ich ein paar Stunden Ruhe haben würde, und kroch zurück ins Bett. Als ich morgens aufwachte und nach dem Rechten sehen wollte, gab es allerdings eine kleine Komplikation: Die Tasse saß fest.
Beim Lesen von Crunchy Chickens Blogeintrag über die Diva Cup war mir aufgefallen, dass viele Frauen in ihren Kommentaren angemerkt hatten, sie hätten die kleine Zuglasche am Boden der Tasse kürzen müssen. In meinem Fall hätte es aber gern eine längere sein dürfen – oder sonst irgendetwas, womit man das Ding zu fassen bekam. Doch ich blieb die Ruhe selbst, zog die Hose hoch und humpelte zu meinem Computer hinüber.
» HILFE , DIVA CUP SITZT FEST «, tippte ich bei Google ein und wurde binnen weniger Sekunden auf der FAQ -Seite der Diva-Cup-Website fündig. Es gab dort eine Anleitung für genau meinen Fall – nämlich in die Hocke zu gehen und »die Beckenmuskeln in sanften Bewegungen nach unten zu drücken« –, und nach wenigen Sekunden hatte ich die Tasse glücklich draußen und das Problem gelöst.
Ich brauchte nur ein oder zwei Tage, bis ich den Dreh raushatte, und mir wurde rasch klar, weshalb mich so viele Frauen gedrängt hatten, dieses Ding auszuprobieren. Abgesehen von den gesundheitlichen Vorteilen ist die Diva Cup sogar einfacher und komfortabler zu benutzen als Tampons, sie erzeugt keinerlei Abfall und man spart sich das Geld, das man sonst alle paar Wochen für Produkte zur Monatshygiene ausgibt. Nichts daran war eklig oder kostete Überwindung, sie wurde auch nie undicht und musste tagsüber nie geleert werden.
Ich war voll und ganz bekehrt.
Als ich mir später am Abend die Kommentare zu Gemüte führte, machte ich mir aber doch ein bisschen Gedanken. Jemand namens Peregrine hatte geschrieben: »Wer Bedenken wegen sportlicher
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