Nackt und scharf: Erotische Geschichten (German Edition)
Er, die Ehefrau und ein bezahltes Freudenmädchen …
Suse liebte Ralph von ganzem Herzen – und umgekehrt. Seit zehn Jahren waren sie nun verheiratet, und das immer noch gerne. Instinktiv wussten sie beide recht gut, wie man das anfänglich lodernde Feuer in der Beziehung immer wieder neu entfachen konnte. Etwa indem man intime kleine Rituale pflegte, die nur ihnen beiden gehörten und streng geheim waren, tabu selbst in vertraulichen Gesprächen mit der besten Freundin oder dem engsten Kumpel. Zweisamkeitsrituale eben.
Suse und Ralph schrieben sich oft kleine Zettelchen mit geheimen Wünschen oder sexy Einfällen darauf und steckten sich die Notizen gegenseitig in die Taschen. Das Finden und Lesen versüßte ihnen später den Büroalltag und erhöhte die Vorfreude auf den bevorstehenden Abend und die kommende Nacht.
Ralphs neununddreißigster Geburtstag stand kurz bevor und damit das letzte fröhliche Jahr vor der magischen Vierzig, die ihm nicht geheuer war. Hier und da begann das volle Haar sich schon etwas zu lichten, und die ersten silbergrauen Fäden tauchten auf. Leider nicht nur an den Schläfen, sondern auch in der einst so jugendlich-verwegen wirkenden Stirnlocke.
Ralph fand es an der Zeit, dem Leben – vor allem dem Liebesleben – noch einmal eine würzende gewisse Schärfe zu geben, ehe es dafür vielleicht für immer zu spät war. Da er nicht wusste, wie er die Sache seiner geliebten Suse schonend und dennoch eindringlich genug beibringen konnte – insbesondere ohne eine Missstimmung oder ein Zerwürfnis zu riskieren –, schrieb Ralph seiner Liebsten wieder einmal einen kleinen Zettel. Suse würde den Geburtstagswunsch am nächsten Montag irgendwann während der Bürostunden in ihrer Handtasche finden, wenn sie ihren Lippenstift herauskramte.
Ausdrücklich hatte Ralph zum Schluss vermerkt: Bitte, Liebes, überlege es dir ganz in Ruhe und lass dir Zeit mit einer Antwort. Ich will nur ein klares Ja oder eben ein klares Nein, unumwunden und ohne Diskussionen. Du entscheidest, und ich akzeptiere.
Freitagabend in unserer Lieblingsbar? Wir schlürfen einen netten Cocktail auf den Beginn des Wochenendes, und du verkündest mir dabei deine Entscheidung.
PS : Ich liebe dich!
PPS : Für immer und ewig!
Suse fand Ralphs Wunschzettel am Montag darauf kurz vor Beginn ihrer Mittagspause, die sie heute zur Feier des Tages im Park verbringen wollte. Die erste Frühlingssonne schien warm vom Himmel und ließ die Hormone kräftig ins Kraut schießen. Was auch erklärte, warum der knallrote Lippenstift zum Einsatz kam, der ansonsten im Büro nicht aufgetragen wurde. Suse verspürte plötzlich eine unbändige Lust auf Sex und sehnte den Abend mit Ralph herbei. Sie liebte nur ihn, aber sie genoss durchaus auch die anerkennenden Blicke anderer attraktiver Männer, die ihr an manchen Tagen auf der Straße oder im Park begegneten.
Und nun also fand Suse Ralphs Brief, und ihre gute Laune trübte sich merklich ein. Sie legte zwar dennoch den roten Lippenstift auf, verließ wie geplant das Firmengelände und lenkte ihre Schritte zum nahe gelegenen Park, aber ihre Stimmung war gedämpft.
Meine Güte! Er schlägt mir einen Dreier mit einer anderen Frau vor, was mache ich jetzt! Er wünscht es sich anscheinend so sehr und hat sogar den Mumm gehabt, mir zu schreiben, warum … Der arme Ralph hat Torschlusspanik, er kriegt wohl seine erste kleine Midlife-Crisis! Himmel hilf, was mache ich denn jetzt? Einen Dreier mit einem anderen Mann, ja, das wäre mal was, aber eine … eine andere Muschi?! Nein, ich kann das nicht! Ich liebe es, Schwänze zu lecken, aber nicht Pussys! Und dann auch noch eine aus dem Bordell, wer weiß, wer da zuvor an dem Tag schon alles …
Sue blieb unvermittelt mitten auf dem Weg stehen, woraufhin ein junger Mann hinter ihr auf einem Fahrrad scharf bremsen musste. Er wollte schon losschimpfen, sah dann jedoch ihre vollen roten Lippen und schenkte Suse lieber ein charmantes Lächeln: »Aufgepasst, schöne Frau! Das hätte beinahe einen Crash gegeben. Hätten Sie Lust auf einen kleinen Kaffee, um den Schreck zu verdauen?«
Sie schüttelte den Kopf, erwiderte aber sein nettes Lächeln. Der Blick in seine frechen grünen Augen ließ sie sekundenlang dahinschmelzen, aber es ging wirklich nicht.
»Meine Mittagspause ist viel zu kurz. Außerdem bin ich verheiratet.«
»Der Glückspilz! Ich hoffe, er weiß, was er an Ihnen hat.«
Die grünen Augen wirkten fast ein wenig wehmütig, als sie sich
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