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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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nach Abschluss seiner Studien ebenfalls den Staatsdienst aufgenommen. Nach der Besetzung Österreichs war er mit seinem Vater zusammen verhaftet und im Laufe der Jahre von Gefängnis zu Gefängnis geschleppt worden, bis er schließlich in Buchenwald gelandet war. Förste wurde in den Bunker eingeliefert. Hier war er verblieben und vom Mandrill zum Kalfaktor gemacht worden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger{, der ein ehemaliger SA-Mann gewesen war und vom Mandrill umgelegt worden war,} hatte sich Förste niemals an Misshandlungen von Arrestanten beteiligt. {So war auch zwischen ihm und dem Mandrill} nie eine Beziehung entstanden.
    Förste verrichtete seine Arbeit schweigend und gehorsam. Lebte im Bunker wie ein Schatten. Der Mandrill brauchte ihn nie zu rufen, immer war Förste zur rechten Zeit da, der Mandrill brauchte sich um nichts zu kümmern, immer war alles in bester Ordnung. So hatte sich der Mandrill im Laufe der Zeit an seinen Schatten gewöhnt.
    Seit Höfel und Kropinski eingeliefert worden waren und Förste die großartige Verbindung mit dem Elektriker aufgenommen hatte, war in ihm der Wille aufgebrochen, den beiden Unglücklichen zu helfen. Doch was konnte er tun?
    Er wusste, dass Höfel und Kropinski nicht sterben durften, noch nicht. Seit der Tortur mit der Leimzwinge lag Höfelauf dem nasskalten Zementboden der Zelle in hohem Fieber. Nicht nur Kropinski, auch Förste zitterte, dass der Kranke in seinem Fieberwahn die Geheimnisse preisgeben könnte, die er bis jetzt so tapfer bewahrt hatte. Eifrige Betriebsamkeit vortäuschend, schlich Förste ruhelos um die Zelle Nummer 5 herum, denn Reineboth, Kluttig und der Mandrill befanden sich drinnen. Sie hatten Kropinski in die Zellenecke vertrieben und beugten sich neugierig über den von Fieberschauern Gerüttelten.
    Höfel phantasierte. –
    Die Druckstellen an den Schläfen waren schwarzblau und unmäßig angeschwollen. Der Unterkiefer zitterte Höfel wie im Frost, und die Zähne schlugen bebend aufeinander.
    Der Mandrill stand unbeteiligt daneben und rauchte eine Zigarette. Kluttig hatte sich tief über den Fiebernden gebeugt und lauschte. Zerrissene Worte, zerrissene Sätze stießen aus dem zuckenden Mund heraus. Manchmal als Flüstern, wirr und heiß, manchmal als Stöße, messerscharf geschrien. »Du hast … recht … Walter …, du … hast … recht …«
    Höfel stöhnte, er öffnete die Augen, {sie waren trüb und glasig, die Lider zitterten. Höfel} stierte ins Leere und erkannte die Umgebung nicht. Im Krampf zog er die Arme an, und die Fäuste bebten auf der Brust. Plötzlich schrie er: »Die Partei ist hier … hier …!« Der Körper straffte sich, das Gesicht färbte sich dunkel, Höfel presste den Atem in sich hinein, und auf einmal zerrissen schrille Schreie den Krampf. »Chraahhh … ich – nenne – doch – die – Namen … chraahhh – ha-ha-haahhh …« Die Schreie zerflatterten im bebenden Kehlkopf.
    Kluttig geriet in helle Erregung. Fauchte: »Der will die Namen nennen!« Als könne er sie aus dem Fiebernden herausschütteln, rüttelte er den Körper mit dem Stiefel. Höfel bewegte den Kopf konvulsivisch hin und her, die fuchtelnden Arme sanken zur Seite, und der Fiebernde verfiel in ein Weinen,das den ganzen Körper überschüttete. »Hier … hier …«, wimmerte er. »Du – hast – recht, Walter … sie ist hier … hier … und das Kind, das Kind … muss sie schützen, schützen …« Wie damals im unbeschreiblichen Schmerz der Tortur trommelte Höfel mit Fäusten und Füßen auf den Steinboden. Der Körper bebte, und das laute Weinen ging in ein kindhaftes Wimmern über, Speichel trat blasig auf die heißen Lippen.
    Reineboth hatte den Daumen hinter der Knopfleiste und trommelte mit den Fingern. Kluttig richtete sich auf und sah Reineboth fragend an. Der setzte sich das Fiebergestammel sinnvoll zusammen. »Die Partei hat von Walter den Auftrag erhalten, das Kind zu schützen.« Reineboth kniff die Augen zusammen. »Kapiert, Herr Hauptsturmführer? Wenn wir das Kind haben, dann haben wir die Partei.« Mit schnellen Schritten ging Reineboth in die Ecke, trieb Kropinski mit dem Stiefel hoch, packte den Polen an der Brust und stieß dessen Kopf unbarmherzig gegen die Mauer. »Wo ist das Kind? Verfluchtes polnisches Aas! Wo ist das Kind? Du Hund krepierst noch vor dem andern, wenn du es nicht sagst. Wo ist das Kind?« In nervöser Zerfahrenheit stürzte Reineboth zu Kluttig zurück. »Das Kind muss her!« In wilder Sucht blickte

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