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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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seinem Haus, seinem Garten und seinem Hund. Ich hörte zu. Dann deutete er an, dass er schon ein paar Versuche mit Frauen unternommen hatte, seit er Witwer war. Wenig erfolgreich offenbar.
    Â»Manche Frauen sind schwierig«, sagte er. »Die haben etwas dagegen, wenn ein Mann einmal ein Glas Wein trinkt.«
    Ich nickte. Auf die Art, die er meinte, war ich auch schwierig. Ich brauchte kein schlechtes Gewissen zu haben. Er war ein Trinker. Ich hatte schon genug Erfahrungen mit Trinkern gemacht. Ein Trinker konnte von einer Frau nichts erwarten, sollte von einer Frau nichts erwarten. Langsam fing ich an, seine Geschenke wieder in die Tasche zu räumen. Ich hatte mich entschlossen, die Sache jetzt zu klären, zu beenden.
    Â»Ich könnte freundlich und lieb zu dir sein«, sagte ich vorsichtig, »aber nicht auf die Art, die du dir wünschst.«
    Nachdem ich diesen Satz herausgebracht hatte, flüchtete ich mich noch kurz in allerlei Gerede. Er schaute mich nur mehr stumm an. Ich brachte ihn ins Vorzimmer, begleitete ihn zum Bus. Sein Auto sei in Reparatur, sagte er noch entschuldigend. Ich winkte ihm nach, als der Bus abfuhr.
    Am nächsten Tag rief er mich an. Seine Stimme klang harsch. »Du verbrennst meine Briefe am besten, und meine Telefonnummer löschst du einfach«, sagte er.
    Â»Warum sollte ich das tun?«, fragte ich. »Ich werde deine wunderschöne Stimme und die Stunden mit dir am Telefon als schöne Erinnerung bewahren.« Das stimmte auch. Aber natürlich konnten wir nicht mehr miteinander reden wie zuvor. Er hatte sich zurück in ein Schneckenhaus gezogen. Das machte mich traurig, obwohl ich wusste, dass es besser so war.
    Ich legte auf und wusste, dass ich nie wieder von ihm hören würde.
    Ich ging zum Fensterbrett, wo die ganze Zeit über das Gedicht von Anton gelegen hatte.

    Weißt, mein Herzlein geht so laut,
    und ich spür, dass jeder Vogel,
    jedes Bäumchen nach mir schaut.

    Wer weiß, was wirklich aus Anton geworden war. Als Apotheker musste er jedenfalls gut verdient haben. Vielleicht hatte er die Welt gesehen. Aber das konnte ich nicht wissen. Es war sinnlos, über ihn nachzudenken. Denn es war sehr wahrscheinlich, dass er inzwischen gestorben war. Wie viele Männer werden schon achtzig.
    Aber ich lebte noch. Ich war lebendig und gesund, ich sah noch gut aus, ich hatte noch Spaß, ich hatte sogar noch – oder besser gesagt wieder – Lust am Sex. Mein Leben lag in der Zukunft,nicht in der Vergangenheit. Ich hatte Lust auf neue Abenteuer. Es musste ja nicht in alle Ewigkeit so weitergehen. So lange, wie mein Leben noch dauerte, würde mir schon reichen.
    Irgendwann kommt einfach unweigerlich der Punkt, an dem Frauen Männern endgültig überlegen sind, dachte ich. Wenn er nicht mit der Emanzipation kommt, kommt er mit den Jahren.
    Ich legte das Gedicht zurück in die Mappe mit den alten Fotos und schloss sie weg. Dabei weinte ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage.



14
    Noch im Sommer gab ich ein paar neue Anzeigen auf, diesmal aber ohne Alterskorrektur. Und ich beschloss auch, meine Wünsche wieder mehr auf meine körperlichen Sehnsüchte zu konzentrieren.
    In den folgenden Wochen meldeten sich hunderte Männer. Sie waren zwischen siebzehn und sechzig, mit einem deutlichen Überhang bei den jüngeren. Ich wunderte mich längst nicht mehr darüber. »Männer, die Damen Ihres Alters mögen«, hatte der Arzt in Wiener Neudorf gesagt. Es gab eine wissenschaftliche Bezeichnung dafür: Gerontophilie. Die Vorliebe eines Menschen für deutlich ältere Partner. Von Frauen kennt man so ein Phänomen ja eher, aber ich hätte nie gedacht, dass es derlei bei Männern gibt, schon gar nicht in diesem Ausmaß. Die wenigsten Männer redeten von sich aus darüber. Aber wenn ich sie darauf ansprach, machten sie auch kein Geheimnis daraus. Ja, sie würden alte Damen bevorzugen. Ja, sie wären auch schon bei anderen alten Damen gewesen. Manche hatten sogar schon dafür bezahlt und wussten genau, wo diese Art von Dienstleistungen angeboten wurde. Aber meistens fragte ich gar nicht danach.
    Nur manchmal fragte ich mich, was die jungen Frauen dieser Männer sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie mit einer Achtzigjährigen betrogen wurden. Aber im Grunde waren mir auch diese Dinge egal.
    Mir war es egal, warum diese Männer mich begehrten. Ich wollte nur begehrt werden. Und

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