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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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Tisch. Der war schon gedeckt, er zündete nur noch die Kerze an. Ich musste vor Rührung fast weinen.
    Die Servietten waren kompliziert gefaltet. Vier Messer und vier Gabeln lagen links und rechts neben dem Teller. Eine ganze Menge Gläser stand bereit. An so einem eleganten Tisch hatte ich noch nie gesessen. Mein erster Mann hatte mich hin und wieder zu Geschäftsessen mitgenommen, aber das war etwas völlig anderes gewesen.
    Die Kellner tanzten um uns herum, brachten einen Gruß aus der Küche und verschiedene Suppen, weitere Vorspeisen und inklusive der Nachspeise mindestens acht Gänge. Zuerst lachte ich über die kleinen Portionen. Aber nach dem dritten Gang verging mir das Lachen, und ich verstand, warum die anderen, viel nobleren Damen immer etwas auf dem Teller übrigließen. Jetzt war ich auch eine noble Dame.
    Die Rindssuppe mit Kalbsbrieseinlage, die Aspikröllchen und die Kaviarpastete auf Welsfiletstreifen hatte ich noch ganz verputzt, aber vom entgräteten Zander ließ ich schon fast die Hälfte übrig. Beim Hirschsteak mit Preiselbeerensoße ließ ich die Beilagen so gut wie unberührt, und vom Steak selbst aß ich angesichts der ausständigen weiteren Gänge nur ein kleines Stückchen.
    Gerald und ich dachten natürlich nicht daran, uns wie ein Liebespaar zu benehmen. Ich tat das mit keinem meiner Freunde. Für mich war es zwar inzwischen ganz normal geworden: Manche Männer fühlten sich zu gleichaltrigen Frauen hingezogen, viele zu jüngeren und einige eben zu älteren. Ich entsprach logischerweise dem Beuteschema Letzterer, aber die Gesellschaft warvermutlich nicht so weit, das zu tolerieren. Obwohl ich wirklich nicht wüsste, was daran seltsam sein sollte, wenn junge Männer alte Damen bevorzugen. Niemand findet schließlich etwas dabei, wenn sich junge Frauen alte Männer nehmen. Ihnen wird meistens unterstellt, dass es ihnen ums Geld gehe, aber das allein wird es nicht sein, jedenfalls nicht immer. Objektiv betrachtet sind junge Frauen natürlich schöner, weshalb sich Männer mit ihnen lieber in der Öffentlichkeit zeigen. Ich verstehe das. Sie halten sich an gesellschaftliche Spielregeln, die mich nicht stören. Ich habe kein Bedürfnis, in diesem Punkt die Welt zu verändern. Das sollen Jüngere tun, wenn sie meinen. Ich mache den Leuten auch keinen Vorwurf aus ihrem Unverständnis. Sie wissen einfach nicht, dass es solche Männer gibt, oder zumindest nicht, wie viele es sind. Ich habe das bis vor Kurzem ja selbst nicht gewusst. Aber nun, da ich es selbst erfahren habe, will ich einfach nur mein Leben und so viel Liebe wie möglich genießen. Meine Liebhaber machen mich glücklich und ich sie. Mehr verlange ich nicht. Mehr brauche ich nicht.
    Diesmal machte sich Gerald einen Spaß daraus, mich während des Essens immer wieder mit Mama anzusprechen. Zuerst fand ich das unangenehm. Aber sein Blick war so schmeichelhaft und lüstern, dass ich auf das Spiel einging und ihn nun auch Kindchen oder Liebling nannte. Dabei spielten wir mit unseren Füßen unter dem Tisch. Ab und zu strich ich ihm scheinbar mütterlich übers Gesicht, wofür ich von ihm Wangenküsse bekam. Ich glaube, dass er einige Male öfter als notwendig auf die Toilette ging, nur um aufstehen und mich küssen zu können.
    Â»Wir sollten uns nicht überessen«, meinte er zwischen den Gängen, »sonst ist der Feiertag zu rasch vorbei.«
    Â»Wir sollten zumindest nicht schon hier im Restaurant einschlafen«, antwortete ich. »Und du solltest auch noch deine Hausübungen machen, Kindchen.«
    Â»Ich weiß einen Ort, an dem ich heute gerne schlafen würde, Mama«, grinste er. »Oh! Noch einen Schluck Wein?«
    Der Wein war wirklich hervorragend. Ich war zwar keine Expertin und trank sonst auch eher mäßig. Aber ich bemerkte doch, wie gut der Weißwein zu den Vorspeisen und dem Fisch passte und wie perfekt der Rote das Hirschsteak ergänzte.
    Â»Mama, ich darf nicht zu viel trinken, sonst müssen wir zu Fuß nach Hause gehen«, kicherte er.
    Â»Aber trink nur, mein Lieber, das schaffe ich schon«, flüsterte ich, während sein Fuß unter dem Tisch meinen Rock hob.
    Es folgten die Nachspeisen: winzige Küchlein mit Eis und unglaublich dünne Scheiben Apfelstrudel, dazu Espresso.
    Als wir gingen, war ich ziemlich angeheitert, und der Zucker der Nachspeisen

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