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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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besonders guter Schutzengel seine Hand über ihn gehalten haben. Denn wäre
    dieses nicht der Fall gewesen, so läge er jetzt nicht mehr lebend und mit heilen Knochen hier auf diesem Kohlenhaufen.
    ,Ich werde bei der nächsten Gelegenheit diesem goldigen Blondschopf einen ausgiebigen drink spendieren', dann fand Wachtmeister Wheeler trotz seines Brummschädels seinen Humor zurück.
    Sofort begann er seine Glieder abzutasten.
    ,Alles heil!' stellte er befriedigt fest und betastete zum Schluß seinen Schädel.
    Als seine Finger hierbei an den Haaransatz des Hinterkopfes kamen, zuckte er schmerzhaft zusammen. — Eine hühnereigroße Beule hatte sich hinter seinem linken Ohr gebildet und verursachte durch die Berührung seiner Finger erneute hämmernde Schmerzen.
    Knirschend rieb Wachtmeister Wheeler seine Zahnreihen gegeneinander:
    „By gosh — das geschieht dir recht! — Wie ein blutiges Greenhorn hast du dich benommen!" übte er resolut Selbstkritik an seiner augenblicklichen, lädierten Verfassung.
    Doch dann vergaß er seine persönlichen Schmerzen. Seine in der Penny-Fields gemachten Beobachtungen mußten schnell ausgewertet werden. Kommissar Morry mußte Kenntnis erhalten und seine Anordnungen geben. Der Fall Cecil Rheithway schien der Lösung näher zu kommen!
    Aber wo befand er sich im Augenblick und wann würde er die Gelegenheit haben, diesen fahrenden Güterzug zu verlassen?
    Die letzte Frage beschäftigte ihn zunächst in erster Linie.
    Langsam kroch er von dem Kohlenberg zu der Seitenwand des Waggons hin. In Hockstellung peilte er über den Rand zu der stampfenden Lok hin.
    Während ihm zerrissene Rauchschwaden ins Gesicht schlugen, überlegte er angestrengt, was zu machen sei?
    Er mußte heraus, aus diesem rollenden Gefängnis. Daran bestand kein Zweifel —
    und zwar sehr schnell. — Jede Minute, die er länger auf diesem Kohlenberg verweilte, brachte ihn weiter von
    London weg. — Und je weiter der Zug rollte, um so länger war nachher die Rückfahrzeit.
    Schon jetzt stellte sich Wachtmeister Wheeler das erschrockene Gesicht des Photographen aus der Penny-Fields vor, wenn dieser plötzlich den Geist eines Totgeglaubten vor sich sah.
    — Für Wachtmeister Wheeler stand es fest, daß dieser Randy Charlton mit den von Scotland Yard gesuchten Erpressern gemeinsame Sache machte. Er sah nun auch klar, wie es kommen konnte, daß ihm die Preisboxer in der dunklen Einfahrt auflauerten.
    Aus der Wohnung des Photographen waren sie herbeigerufen worden! Mit
    Wachtmeister Wheelers zutreffenden Kombinationen bekam Kommissar Morry eine Handhabe, die ihn schon in weniger als vierundzwanzig Stunden zum Erfolg führte.
    Noch aber hockte der Wachtmeister in dem ratternden Waggon des Güterzuges, der sich pfeifend der Ostküste des Inselreiches näherte.
    „Wenn der Lokführer bald nicht die Bremse zieht, springe ich in der nächsten Kurve ab!" knurrte Wachtmeister Wheeler ärgerlich ob der unverminderten Geschwindigkeit des Zuges und der ständig auf freie Fahrt gestellten Signale.
    Ein scheuer Blick auf die vorbeizischenden Schwellen des Nebenstranges ließ ihn dieses Vorhaben aber als unmöglich erscheinen. Mit über vierzig Meilen Geschwindigkeit mußte der feurige Elias momentan dahineilen.
    „Nichts zu machen!" das sah der nicht lebensmüde Beamte ein, er entschloß sich zu einer Kletterpartie über die Puffer und Dächer der zwischen ihm und der Lok fahrenden Güterwagen.
    Es war eine mühsame und gewiß nicht ungefährliche Kraxlerei, die Wachtmeister Wheeler entschlossen durchführte. — Aber der Gedanke an eine womöglich stundenlange Fahrt durch die Landschaft war ihm unerträglich.
    Schon hatte er zwei Waggons überklettert, als ihm der Re9t seines akrobatischen Turnens erspart blieb.
    Kreischend begannen sich Bremsen gegen die Räder zu pressen. — Funkensprühend verlangsamte sich der Lauf der ratternden Räder. — Noch ein Ruck ging durch alle Waggons, dann stand der Zug.
    Aufatmend ließ Wachtmeister Wheeler sich auf den Schotter gleiten. Seine unfreiwillige Fahrt aus London heraus, — die für ihn als die Reise ins Jenseits gedacht war, — hatte ihr Ende gefunden. Kaum fühlten seine Beine festen Grund, da rannte er auch schon zur Lokomotive.
    Wenn er auch keinen gesteigerten Wert auf eine Weiterfahrt mit dem Güterzug legte, so wollte er doch in Erfahrung bringen, in welche Gegend ihn das Schicksal verschlagen hatte und wo er die nächste Fernsprechverbindung finden konnte.
    Gegebenenfalls

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