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Nackte Angst

Nackte Angst

Titel: Nackte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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etwas mitgerissen wurde!
    „ Wiederholen Sie noch einmal“, sagte zwei Stunden nach dieser Tat der drei Gangster die Stimme Kommissar Morrys in den Apparat.
    „Sir, ich warte schon über eine Stunde auf Wachtmeister Wheeler, aber er ist weder hier in Lansbury eingetroffen noch hat er sich telefonisch gemeldet“, wiederholte der Mann aus der Polizeistation Lansbury dem Kommissar.
    Die Stirn des jungen Kommissars umwölkte sich. Dunkle Ahnungen stiegen in ihm auf: ´Wenn sein sonst so pflichtbewußter Wachtmeister, der die Pünktlichkeit in Person war, nicht in Lansbury eingetroffen war, so konnte das nur bedeuten, daß ihm etwas zugestoßen war. Es war zwar nichts Außergewöhnliches, doch kam es auch in London nicht alle Tage vor, daß ein Angehöriger des Yards spurlos verschwand. Die Gefahr, hinterrücks ermordet zu werden – oder irgendwo in einem ausbruchssicheren Verlies dem sicheren Tode preisgegeben zu sein, bestand für jeden seiner Leute, wenn sie unvermutet auf die Spur eines Verbrechens gestoßen waren und hierbei von den Gangstern abgefangen wurden.
    Wheelers mußte plötzlich etwas entdeckt haben und der Spur nachgegangen sein. Die Tatsache, daß er nicht die Möglichkeit gefunden hatte, ihn oder eine andere Diensstelle von seinen Beobachtungen Mitteilung zu machen, sprach dafür, daß er den Verbrechern hart auf den Fersen bleiben mußte, um seinen plötzlich eingetreten Erfolg nicht zu gefährden. Hierbei konnte er in die Klauen der Gangster geraten sein.
    Der sonst stets so freundliche Zug in Kommissar Morrys Gesicht war verschwunden.
    Ein Mann seines Dezernates war wahrscheinlich in den Händen von Verbrechern. Das bedeutete für ihn, nicht eher zu ruhen, bis die Kerls, die seinen Wachtmeister festgenommen oder erledigt hatten, gefaßt und dem Gericht übergeben waren.
    Er war nun ein harter und gnadenloser Mann, als er nach dem Gespräch mit der Polizeistation in Lansbury eine großangelegte Suchaktion nach seinem Wachtmeister einleitete und sich auch persönlich daran beteiligte.
    So bevölkerten schon innerhalb der nächsten halben Stunde alle verfügbaren Beamten, und das waren sehr viele, das gesamte Hafengebiet.
    Schlagartig setzte in Limehouse, Poplar, Blackwell, Lansbury und Millwall eine Razzia von seltenem Umfange ein. Uniformierte wie Tecks kehrten in allen Schlupfwinkeln der großen und kleinen Gauner das Unterste nach oben. Kein Winkel wurde ausgelassen. Wer irgendwie Dreck am Stecken gehabt hatte, erhielt an diesem Abend den hohen Besuch der Polizei.
    In vielen Kaschemmen und Kneipen gab es erschreckte Gesichter. Pausenlos fuhren Mannschaftswagen der Kraftfahrstaffel voll beladen in den Hinterhof des Polizeigefängnisses ein.
    Insgesamt vierhundert Verdächtige wurden innerhalb einer einzigen Stunde eingebracht.
    Die weitläufigen Gänge des Headquarters glichen einem Bienenhaus. Überall klapperten Schreibmaschinen. Verhöre wurden angestellt, angegebene Alibis überprüft. Es herrschte mit einem Wort zu sagen: Hochbetrieb! Wenn ein Beamter vermißt wurde, lief die Maschine auf vollen Touren. Überall wo Kommissar Morry mit seinem Wagen aufkreuzte, gab es vorerst ein verneinendes Kopfschütteln der Truppführer.
    Wachtmeister Wheeler, dessen Sorge aller eingesetzen Boys galt, blieb verschwunden.
    Langsam schlichen die Minuten für Kommissar Morry dahin. Weit nach Mitternacht entschloß er sich, die ergebnislos verlaufende Aktion abzubrechen.
    Während sich die Lage in dem Hafengebiet wieder normalisierte, fuhr Kommissar Morry zum Headquarter zurück.
    Mit ernstem Gesicht schritt er an den Männern seines Dezernates vorbei.
    Alle, ohne Ausnahme, hatten sie sich vor der Tür ihres Vorgesetzten versammelt. Ihre Gesichter drückten Skepsis aus; sie wollten es einfach nicht wahr haben, daß ihr Kollege Bruce Wheeler ein Opfer ihres Berufes geworden sei. — Jedenfalls wollten sie darüber etwas aus dem Munde ihres Kommissars hören. — Erst wenn dieser Bruce Wheeler abschreiben würde, konnten sie es als vollendete Tatsache hinnehmen.
    — Vorher nicht!
    So empfand Kommissar Morry die unausgesprochene Frage in den Blicken seiner Leute.
    „Kommen Sie herein, meine Herren!" forderte er zunächst die Leute auf.
    Kaum hatte der letzte Mann die Tür hinter sich zugezogen, als auch schon die für alle so ausschlaggebende Frage gestellt war!
    „Sir! — Was ist Ihre Meinung? — Hat es Wachtmeister Wheeler endgültig erwischt oder besteht noch Hoffnung?"
    Kommissar Morrys Blick ging von

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