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Nackte Lust-Nächte

Nackte Lust-Nächte

Titel: Nackte Lust-Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Adam
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Versuchung stand. Ich wollte meine Freiheit behalten, unter allen Umständen.
     
Ich war kaum aus dem Krankenhaus entlassen, als ich einen Anruf bekam. Es meldete sich ein Rechtsanwalt und bat mich, in seine Kanzlei zu kommen.
     
"Um was handelt es sich denn?" wollte ich wissen.
     
"Sie sollen eine Kleinigkeit erben", lautete die Antwort. Seine Stimme klang leicht ironisch.
     
Neugierig geworden, eilte ich am nächsten Vormittag zu ihm.
     
Die Kanzlei lag in der Innenstadt. Sie sah sehr vornehm aus. Ich sank in einen tiefen schwarzen Ledersessel.
     
"Sitzen Sie gut?" fragte der Anwalt. Er war kahlköpfig und trug eine dicke Hornbrille.
     
Ich nickte gespannt.
     
"Also, ich bin der Testamentsvollstrecker von Frau Amanda Klein, die ja kürzlich ganz überraschend von uns gegangen ist", sagte er salbungsvoll.
     
"Wie, Amanda ist tot?" rief ich überrascht.
     
"Wußten Sie das nicht?" Der Jurist blickte mich durch seine dicken Augengläser befremdet an.
     
"Nein, ich befand mich die letzten vier Wochen im Krankenhaus... Aber es gab auch keine Todesanzeige."
     
"Das stimmt." Mein Gegenüber nickte bedeutungsschwer.
     
"Frau Klein besaß eben keine Angehörigen und hatte nur sehr wenig Freundinnen. Mit Ihnen muß sie doch sehr eng verbunden gewesen sein. Sie hat Ihnen ihr ganzes Vermögen vermacht."
     
Neugier klang in seiner Stimme mit, die ich allerdings nicht zu befriedigen dachte.
     
"Was heißt das, ihr ganzes Vermögen?"
     
"Es heißt: rund zwei Millionen an Barem und Papieren."
     
Ich wäre fast vom Sessel gerutscht.
     
"Das glaube ich nicht."
     
"Sie wußten aber doch, daß Ihre, ich meine Frau Amanda Klein, sehr vermögend war."
     
Ich nickte ratlos.
     
"Es werden noch einige Formalitäten zu erledigen sein, ehe wir Ihnen das Vermögen übergeben können. Doch dieses Schreiben darf ich Ihnen bereits vorher aushändigen.
     
Er reichte mir einen Umschlag aus Büttenpapier, der einen ganz leichten Lavendelduft ausströmte.
     
Ich steckte den Brief ein. An dem Gesicht des Anwaltes sah ich, daß er es gern gehabt hätte, wenn ich den Brief gleich geöffnet und ihm womöglich noch vorgelesen hätte. Nein, mir war danach, rasch ins Freie zu kommen. Ich fühlte Trauer, Verwirrung und Glückseligkeit in einem. Ich begriff eigentlich noch gar nicht, was passiert war.
     
Zu Hause angekommen, setzte ich mich mit gekreuzten Beinen auf meinen "Arbeitsplatz" und öffnete den Umschlag. Ein Briefbogen fiel heraus, der mit steilen Buchstaben bedeckt war. Ich las:
     
Lieber Dirk!
     
Wenn Du diesen Brief in der Hand hältst, bin ich bereits nicht mehr unter den Lebenden. Vielleicht wirst du erst durch meinen Anwalt von meinem Tod erfahren. Gräme dich nicht darüber. Ich weiß seit langem, daß meine Tage gezählt waren. Vielleicht war das auch ein Grund, noch einmal Leben nachzuholen. Du weißt, was ich meine. Dir verdanke ich vielleicht die allerschönsten Stunden in meinem ganzen Dasein. Ich finde, das sollte vergolten werden. Da ich keinen Menschen mehr habe, der mit mir blutsverwandt ist, wüßte ich keinen besseren Empfänger für mein Geld als Dich. Es würde sonst ja nur dem Fiskus zufallen, und das wäre ein schlimmer Gedanke.
     
Vielleicht verhilft Dir die Erbschaft ja dazu, noch einmal etwas Vernünftiges mit Deinem Leben anzufangen. Ich will Dir keine Moral predigen. Ich finde es ja auch gut, daß es Männer wie Dich gibt, die... Du weißt schon. Aber auch Du wirst älter werden und - möglicherweise einmal so einsam werden, wie ich es war.
     
Ich denke, Du solltest Dein Studium wiederaufnehmen und das Examen machen. Ich bin ganz sicher, daß Du ein guter Psychologe sein wirst und vielen Menschen helfen kannst. Mir gefällt der Gedanke, mit meinem Vermögen so ein gutes Werk auf den Weg gebracht zu haben.
     
Enttäusche mich bitte nicht und vergiß mich nicht ganz.
     
Deine Amanda
     
Ich habe ein paar große Tränen vergossen, bin dann in meinen Wagen gestiegen, hinausgefahren in die Lüneburger Heide, die gerade prächtig blühte, habe mich auf eine einsame Bank gesetzt und innere Einkehr gehalten.
     
Ja, beschloß ich, ich werde meinen Beruf als Callboy aufgeben und mein Studium wiederaufnehmen. Ich werde Amandas letztes Vermächtnis zu erfüllen versuchen...

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