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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Mozes mit großen Augen.
    »Klaro.«
    Karina atmete seufzend aus. Es war eine spontane Entscheidung gewesen. Nur weg, weit weg. Irgendwohin. Etwas unternehmen, bei dem man nicht ständig ins Grübeln kam. Am besten mit einem Kind. Einem quirligen Kind. Mozes!
    »Und es gibt auch Gorillas?«, wollte Mozes wissen.
    »Sogar Gorillababys, total süß, wirst sehen«, bestätigte Karina und hielt sich an der Haltestange fest, als der Bus in gewagtem Tempo durch die engen Altstadtstraßen kurvte.
    »Und Schlangen? Gibt es auch Schlangen?«
    »Jede Menge!«, versprach Karina vollmundig, die zuletzt vor zehn Jahren in der Wilhelma, dem Stuttgarter Zoo, gewesen war, als sie so alt gewesen war wie Mozes jetzt, und die keine Ahnung mehr hatte, was genau man alles dort zu sehen bekam. Sie wusste nur, dass sie jetzt mit dem Zug nach Stuttgart–Bad Cannstatt fahren und den Tag im Zoo verbringen würden.
    Durch die Aufregungen der Reise hatte Mozes seine Verfehlungen der Nacht bereits vollkommen vergessen und war ein Bündel an Vorfreude.
    Karina konnte nicht so schnell vergessen.
    Das Leben war aber auch verdammt kompliziert. Wieso musste es so kompliziert sein? Sie hatte noch nie jemand so sehr geliebt wie Fela. In seiner Gegenwart konnte sie ganz so sein, wie sie war, ohne sich verstellen zu müssen. Und er behandelte sie wie eine Prinzessin. Vergab ihr all ihre Dummheiten. War der großzügigste Mensch auf Erden. Ein Heiliger!
    Warum genau, verdammt noch eins, hatte sie dann nach der Faust-Vorstellung im Neubausaal mit Karsten Viehoff geschlafen? Diesem wandelnden Sixpack, der sie bei der Verhaftung von Mozes so jämmerlich im Stich gelassen hatte? Diesem Knackpo-Hallodri, für den sie nichts weiter war als eine weitere Kerbe im Bettpfosten?
    Mist!

08 : 11  Uhr
    »Guten Tag, Sie sind mit dem Bundesnachrichtendienst verbunden. Alle Anschlüsse sind belegt, aber hinterlassen Sie keine Nachricht, wir hören Ihre Wohnung ab und wissen daher ohnehin, weswegen Sie angerufen haben.«
     
    Seitdem Irmi mit dem Gebrüll aufgehört hatte, herrschte eine unheimliche Stille im Haus.
    Olaf hatte sich nach zahlreichen Unschuldsbeteuerungen durch Flucht entzogen, hatte sich im Gästeklo eingeschlossen und rauchte Kette. Fela war zur Arbeit; er musste an diesem Morgen für das
Haller Tagblatt
Fotos von den Eröffnungsfeierlichkeitsvorankündigungen des neuen Kocherquartier-Einkaufszentrums fotografieren. Karina und Mozes schliefen offenbar noch, von beiden war nichts zu hören.
    Seifferheld hatte sich seine Frühstücksbrezel und den Krug mit dem Most geschnappt und sich in seinem Zimmer verschanzt, bevor sich Irmi in ihrem Zorn gegen ihn wenden konnte. Er musste seine Rundrufaktion starten, bevor die Jungs aus dem Kochkurs zur Arbeit fuhren. Sie hatten nur noch einen Tag, der wollte gut genutzt sein. Jetzt musste er sie nur noch auf seine neue Idee einschwören.
    Er nahm einen großen Schluck Most und griff zum Hörer.

14 : 10  Uhr
    Da werden Weiber zu Hyänen – oder zu Schlammcatcherinnen
     
    »Du Schlampe!«
    »Er war dir doch völlig gleichgültig!«
    Pfirsichfarben lackierte Nägel rissen an Hairextensions. High-Heel-Absätze bohrten sich in bestrumpfte Frauenschienbeine.
    »Dich habe ich Freundin genannt!«
    »Ach was, für dich bin ich doch nur Staffage gewesen!«
    Auf den Stufen, die vom Hafenmarkt zur Parfümerie Klein hinaufführten, rangelten sich zwei High-Society-Damen: Sissi von Bellingen und Fippa von Sölln.
    Es regnete Bindfäden, darum gab es nur wenig Zuschauer. Einzig ein hochaufgeschossener Herr in einer Barbourjacke stand daneben und rief: »Brava, mein Fippchen, brava!«
    Siggi Seifferheld, der seine Mittagsrunde mit Onis drehte und beim Geldautomaten der Postbank noch schnell ein paar Scheine abheben wollte, humpelte auf die Ringerinnen zu.
    »Bitte, das ist doch keine Lösung«, rief er. Schuldbewusst. Ohne ihn wären die beiden noch beste Freundinnen.
    Doch die Frauen waren im Blutrausch und bekamen gar nichts mit.
    Sissi holte mit ihrer Speedy-Tasche von Louis Vuitton kräftig aus und erwischte dabei Seifferheld am Kopf.
    »Ha, daneben!«, jubilierte Fippa und riss ihrer Kontrahentin die Perlenkette vom Hals. Es waren falsche Perlen, aber der Schmerz am Hals war echt, darum stürzte sich Sissi mit ihrem ganzen Gewicht auf ihre Ex-Busenfreundin. Die beiden Frauen gingen zu Boden.
    »Greifen Sie sich Ihre Verlobte, ich halte Frau von Bellingen fest«, rief Seifferheld Rudolf von Sölln zu.
    Der schüttelte den

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