Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
desaströse Katastrophe«? Die Jungs konnten einfach nicht kochen – basta. In diesem Leben würden sie es auch nicht mehr lernen.
    Seifferheld selbst konnte auch nicht viel mehr tun, als sein niegelnagelneues Japanmesser in die Scheinwerfer zu halten und funkeln zu lassen. Schon seine Versuche als Salatkoch waren jämmerlich gewesen. Und als Obermufti der Terrinentiger hatte er eine bemitleidenswerte Figur abgegeben. Nein, das Wettkochen konnten sie sich abschminken. Bocuse war nicht zu Reha-Zwecken verschwunden, er war nach Patagonien ausgewandert, weil ihm schwante, wie sehr ihn seine Mannen blamieren würden.
    Seifferheld seufzte. Und hustete. Mist. Er würde sich doch bei MaC nichts eingefangen haben? Er war doch schutzgeimpft!
    Aber Jammern lag ihm auf Dauer nicht, er war ergebnisorientiert: Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen. Hatte Henry Ford gesagt.
    Es musste doch irgendetwas geben, das die zu erwartende Katastrophe mindern konnte? Etwas, womit man die Jury und die Massen begeistern konnte und das trotzdem im Bereich des Machbaren für die VHS -Jungs lag? Irgendetwas?
    Und da ging sie auf, die Glühbirne über seinem Kopf. Keine LED -Energiesparleuchte, sondern eine von den alten Stromfresserglühbirnen. Sie strahlte hell und gab ein herrlich warmes Licht.
    Mit einem Lächeln schlief Siggi Seifferheld ein.

[home]
    10 . Kapitel
    Aus dem Polizeibericht
    Mir könnet älles außer Hochdeutsch
    Am Gebäude eines Lerntreffs in der Innenstadt wurden in der Nacht auf Montag niveaulose Farbschmierereien angebracht. Vermutlich handelt es sich um dieselben Täter, die in der Vorwoche bereits die Fassade der Hausaufgabenhilfe Schwäbisch Hall e.V. in der Unterlimpurger Straße mit dummdreisten Schwabenflüchen in mangelhafter Rechtschreibung verschandelten. Der Sachschaden wird insgesamt auf 650  Euro geschätzt. Nach den Tätern wird im Umfeld genervter Nachhilfeschüler mit Rechtschreibungslücken ermittelt.

00 : 00  Uhr
    Die gar grausige Mär vom tolldreist-teuflischen Tortenschänder
     
    Mitternacht!
    Dicke Nebelschwaden haben sich über die Stadt gelegt wie eine Daunendecke. Und unter der Decke herrscht Stille. Nichts als Stille. Marianengrabentiefe Stille.
    Doch plötzlich … Was war das?
    Mozes schnellt in seinem Bett aus dem Tiefschlaf heraus in die aufrechte Position.
    Er lauscht eine Weile ins Nichts, dann klettert er vom Klappsofa, das ihm als Bett dient, zieht sich einen Pulli über, weil es in dem alten Haus immer so zugig ist, und tapst auf den Flur hinaus.
    Man hört nichts. Außer vielleicht …
    Er versucht, die knarzende Treppe ins Erdgeschoss möglichst lautlos hinunterzusteigen. Ist natürlich unmöglich. Unten erwartet ihn bereits Onis. Die beiden verbindet eine wahre Männerfreundschaft. Onis schlägt deshalb nicht an, sondern schleckt Mozes zweimal herzhaft und vor allem feucht über die linke Wange. Dann trottet er zurück zu seinem Korb vor der Tür zu Onkel Seifferheld, steigt hinein, dreht sich dreimal um die eigene Achse, legt sich hin, schmiegt seinen riesigen Hundeschädel zärtlich an seinen rosa Teddy, gähnt und ist prompt wieder eingeschlafen.
    Mozes wischt sich mit dem Ärmel die nassgeschleckte Wange trocken. Er bleibt noch kurz stehen und lauscht erneut. Die Stille ist förmlich greifbar.
    Wenn jetzt ein Einbrecher im Haus wäre, wo würde der sich umsehen? Hier gab es nichts Wertvolles. Die Elektrogeräte waren uralt, manche sogar antik – will heißen, ohne Fernbedienung. Geld? Fehlanzeige. Hm, was würde ein Einbrecher machen, wenn er feststellte, dass es nichts zu holen gab. Sich erst einmal ärgern, klar. Und dann? Womöglich in die Küche gehen. Noch mal im Vorratsschrank nachsehen, ob auch wirklich keine dicken Geldbündel in dem bauchigen Keramiktopf mit der Aufschrift
Nudeln
versteckt waren. Und wenn er dann schon in der Küche war, dieser Einbrecher, dann würde er doch auf jeden Fall die Torte sehen.
    Tante Irmis dreistöckige Marzipantorte mit den vielen Marzipanröschen. Die es morgen Nachmittag zum Kaffee geben sollte. Das gewaltige Meisterwerk, mit dem man sich locker jeden Frust von der Seele backen und jeden Hunger aus dem Magen essen konnte.
    Ja genau, der Einbrecher würde sich die Torte vornehmen!
    Mozes bekommt Schluckauf. Den bekommt er immer, wenn er sich aufregt.
    Hicks.
    Hastig läuft er zur Küchentür. Sie ist nur angelehnt.
    Dahinter brennt Licht!
    Hicks.
    Ein Schatten huscht über die Wand. Der Einbrecher?
    Hicks.
    Mozes schluckt

Weitere Kostenlose Bücher