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Nadel, Faden, Hackebeil

Nadel, Faden, Hackebeil

Titel: Nadel, Faden, Hackebeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Kopf. »Ich darf keine abrupten Bewegungen machen. Alte Polo-Verletzung.« Er zuckte mit den Schultern.
    So ein Quatsch, dachte Seifferheld. Insgeheim ist er sauer auf Fippa, weil sie mit Lambert geschlafen hat, und will sich jetzt an dem Schauspiel ergötzen, wie sie von Sissi vermöbelt wird.
    Aber wer hier wen vermöbelte, war noch nicht so ganz klar.
    »Wuff«, machte Onis, der aus eigener leidvoller Erfahrung wusste, dass Raufereien nur zu Maulkorbzwang führten.
    Seifferheld stürzte sich beherzt mitten hinein ins Geschehen. Wäre doch gelacht. Zu seiner Zeit hatte er wilde Rockerbandenschlägereien beendet, da würde er doch jetzt wohl noch zwei keifende Weiber auseinanderbringen.
    Das war aber die Krux mit Kommissaren im Vorruhestand, die ihre Nasen in Angelegenheiten steckten, die sie nicht so ausgiebig hatten recherchieren können wie früher im aktiven Dienst. Wichtige Informationen fehlten ihm!
    Fippa von Sölln war nämlich amtierende Frauenboxmeisterin ihres Fitnessclubs. Gut, da boxten insgesamt nur vier Frauen, und die anderen drei waren alle über 55 , dennoch hatte Fippa ein paar üble Haken drauf. Sie hatte sich Sissi gegenüber nur deshalb bislang zurückgehalten, weil sie doch ein wenig ein schlechtes Gewissen hatte. Nicht, weil sie mit deren Ehemann geschlafen hatte, sondern weil sie das Sissi, ihrer besten Freundin, nicht bei einer Flasche Pommery Brut Apanage gebeichtet hatte. Sie hätten herzlich darüber gelacht. Die Heimlichtuerei war das eigentlich Verwerfliche.
    Doch als Sissi jetzt ausrief: »Du lächerliche Mausperson, als ob Lambert auch nur irgendetwas für dich empfunden haben könnte … Du warst für ihn nur Mittel zum Zweck, um mir eins auszuwischen!«, da löste sich jeder Rest von Zurückhaltung in Fippa auf, und in den darauf einsetzenden Schlaghagel der 1 Meter 64 großen »Killer-Queen« geriet unversehens Siegfried Seifferheld. Oder besser gesagt, seine Nase.
    Was dieser nicht sonderlich gut bekam.

15 : 30  Uhr
    Einer ist immer der Heiner!
     
    »Ach je, du Armer!«
    MaC klang schrecklich. Es ging ihr zwar wieder blendend, wie sie fand, weil sie wieder denken konnte, ohne dass ihr dabei der ganze Körper schmerzte, aber das Luftholen war nur eingeschränkt möglich. Sie röchelte mehr, als dass sie sprach. Und wenn sie atmete, klang sie wie ein Pfannengericht auf zu großer Flamme, das dringend umgerührt gehört.
    »Von einer halben Portion ausgeknockt zu werden, vor Zeugen, ich empfinde mit dir.« Sie kicherte, was angesichts der Schleimmenge in ihren Nasennebenhöhlen wie eine Gerölllawine in einem Schweizer Bergtal klang. »Und wie bist du nach Hause gekommen?«
    »Rudolf von Sölln hat mich gestützt, Onis ist vorausgelaufen und hat ihm den Weg gezeigt. War ja nicht weit. Und dann hat Pfarrer Hölderlein, der zufällig da war, schnell meinen Hausarzt geholt. Na ja, so weit ist also alles okay.«
    Seifferhelds Nase war zwar nicht gebrochen, aber schwer malträtiert. Sein halbes Gesicht war blau angelaufen, und weil die Nase angeschwollen war, konnte er nur durch den Mund atmen. Er sprach extrem nasal.
    Er und MaC hätten als bizarre Akustiknummer im Varieté auftreten können.
    »Und was hast du aus diesem Zwischenfall gelernt?«, röchelte MaC.
    »Dass Sissi von Bellingen ihren Mann nicht umgebracht hat. Auch nicht hat umbringen lassen. Da war so viel echte, unverfälschte Wut in ihren Fingernagelattacken. Sie hat sich noch durch keinen Mord abreagiert. Könnte sich aber durchaus ändern. Wenn ich Fippa von Sölln wäre, würde ich einen ausgedehnten Urlaub in der Südsee antreten.«
    MaC gab noch einmal die Gerölllawine. Dann sagte sie: »Nein, das meinte ich nicht.«
    »Was meintest du dann?«
    »Du solltest gelernt haben, dass man sich als Mann nicht zwischen zwei kämpfende Frauen wirft!«

15 : 45  Uhr
    Der Jagdgepard, der wieselschnelle,
kommt manchmal gar nicht von der Stelle.
(Robert Gernhardt)
     
    »Das ist ja öde«, erklärte Mozes. »Oder ist der tot?« Das klang wiederum hoffnungsvoll.
    »Nein, der ist nicht tot, der schläft nur. Hamster sind nachtaktiv«, erläuterte Karina.
    »Was heißt nachtaktiv?«
    »Dass er aufsteht, wenn du zu Bett gehst, und dann wilde Kapriolen macht.«
    »Was heißt Kapriolen?«
    »Komm weiter.«
    In der Wilhelma war es an diesem Tag rappelvoll. Vor den großen Tieren wie Elefanten und Eisbären war überhaupt kein Durchkommen. Man sah nur die Rucksäcke der Leute vor einem, die Tiere sah man nicht. Also ging Karina mit

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