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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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lagen tief in den Höhlen und stierten unter verfilzten fettigen Haaren hervor.
    Er lächelte schwach und kam zur ihr herübergeschlurft. Was sagt man in so einer Lage? »Freut mich, Sie zu sehen. Wie geht’s denn so?«
    Mannys Furcht kehrte zurück, als sie sah, dass der Tierarzt Travis ebenso locker fesselte. Sie musste versuchen, Travis zu retten, selbst wenn sie sich selbst nicht retten konnte. Bei Elena spürte sie keinen Funken Mitgefühl, aber Dr. Costello war anders. Er hatte Mycroft so fürsorglich behandelt, da konnte er doch wohl keinem unschuldigen Jungen etwas zuleide tun. »Travis ist doch fast noch ein Kind«, rief sie Costello in Erinnerung. »Paco war es, dem sie den Bombenanschlag anhängen wollten.«
    »Ja, seine Eltern sollten spüren, wie weh es tut, wenn das eigene Kind unrechtmäßig im Gefängnis sitzt«, antwortete Elena, ehe ihr Mann dazu kam. »Leider hat der Teil unseres Plans nicht so ganz geklappt. Selbst in diesem Land stehen die Sandovals über dem Gesetz.«
    »Also warum wollen Sie dann Travis bestrafen? Behalten Sie mich, aber lassen Sie ihn laufen.«
    Dr. Costello wandte sich an seine Frau. »Bitte, wir könnten doch –«
    »Nein!« Elena umfasste die Oberarme ihres Mannes. Sie war fast so groß wie er, und sie schob ihr Gesicht dicht an seines heran. Manny sah, wie ihre Brust sich hob und senkte, während sie ihren Mann anherrschte. »Du bist so ein Feigling. Hängst dein Mäntelchen nach dem Wind, genau wie unsere Landsleute, die die Junta unterstützt haben. Ich hätte wissen müssen, dass du zu ängstlich bist, wenn’s aufs Ganze geht.«
    Seine Männlichkeit anzweifeln, der älteste Trick der Welt. Darauf würde Costello doch wohl hoffentlich nicht reinfallen. Doch! Manny sah, wie der Arzt die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff und das Kinn vorschob. Genau deshalb war es der älteste Trick der Welt, weil er so todsicher funktionierte.
    Manny wusste, dass er ihr entglitt, aber sie gab nicht auf. »Dr. Costello, denken Sie doch mal nach! Es ist nicht feige, Unschuldige zu beschützen. Einem wehrlosen Teenager etwas anzutun ist völlig ungerechtfertigt. Lassen Sie sich nicht auf dasselbe Niveau herab wie die Soldaten, die Ihre Eltern gefoltert haben. Sie sind besser als die.«
    Elena fuhr herum. »Halt die Klappe, du verwöhntes amerikanisches Miststück! Du weißt doch gar nicht, was Leiden eigentlich bedeutet, du hast keine Ahnung. Ich habe gelitten.« Ihre Stimme war heiser, ihr Atem ging, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich. »Ich bestimme jetzt, was gerechtfertigt ist.«
    Manny sah zu, wie Costello einen Arm um seine Frau legte und sie auf den Scheitel küsste. Sie sank in seine Arme.
    Jetzt hatte Manny keinen Verbündeten mehr.

47
    Rosinen«, sagte Jake und blickte von seinem Labortisch hoch. »Schon sieben Rosinen können bei einem kleinen Hund zu Nierenversagen führen und tödlich sein.«
    »Das muss das vietnamesische Essen gewesen sein, von dem Mycroft gestern Abend was stibitzt hat«, meinte Sam.
    »Der Vampir hat Mannys Apartment offenbar beobachtet und nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, sie zu überwältigen. Der konnte sein Glück bestimmt nicht fassen, als er sie dann morgens um fünf allein weggehen sah.«
    Jake schüttelte den Kopf. »Der Vampir verlässt sich nicht auf Glück. Das war alles geplant.«
    »Aber er kann doch nicht gewusst haben, dass Mycroft vietnamesisches Essen frisst und dann krank wird.«
    »Hat er auch nicht. Ich hab im Saigon Sunset angerufen. Die tun keine Rosinen in ihre Frühlingsrollen, bloß Schalotten. Ich habe vier teilverdaute Rosinen in Mycrofts Erbrochenem gefunden. Irgendwer muss gewusst haben, wie verfressen er ist. Wahrscheinlich hat er die im Sekundenbruchteil runtergewürgt. Das war eine gezielte Aktion.«
    Sam blickte zu dem roten Fellbündel hinunter, das neben Jakes Schreibtisch auf einem Stapel Leichentücher aus dem Institut lag. »Einem Fremden hätte Manny niemals erlaubt, Mycroft etwas zu fressen zu geben. Wie konnte der Vampir nah genug an den Hund rankommen? Mycroft ist doch eigentlich ständig in Mannys Nähe. Außer wenn er –«
    »Bei Little Paws ist«, schloss Jake. »Ich vermute, der Vampir wusste, dass die Hundeausführerin von Little Paws immer mit etlichen Hunden auf einmal im Park Gassi geht. Er hat den richtigen Moment abgepasst und Mycroft das Zeug gegeben.«
    »Das würde heißen, dass die Frau den Vampir gesehen hat. Dann muss sie ihn doch beschreiben können«, meinte

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