Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
Vom Netzwerk:
»Unlogisch.« Er blickte zu Kenneth hoch. »Ist Mycroft immer noch bei Little Paws?«
    »Ja.«
    »Ruf da an und frag, wie’s ihm geht«, befahl Jake.
    Kenneth griff nicht nach seinem Handy. Stattdessen stützte er die Hände in die Hüften und musterte Jake wütend. Sosehr ihm Mycroft am Herzen lag, Manny war ihm wichtiger, und er war offensichtlich der Ansicht, dass sie sich auf die Besitzerin konzentrieren sollten, nicht auf ihr Haustier.
    »Ich will bloß wissen, wie krank der Hund ist«, erklärte Jake, während er Richtung Fahrstuhl ging. »Vielleicht hat Manny es sich anders überlegt und ist nicht zur Tierklinik gefahren.«
    »Warum willst du wieder rauf in die Wohnung?«, erkundigte sich Vito.
    »Ich brauche eine Probe von dem Erbrochenen.«

46
    Warum?«, fragte Manny.
    Dr. Costello war zurück ins Zimmer gekommen und hatte jetzt eine Pistole in der Hand. Zuvor hatte er nervös gewirkt, beinahe verlegen, doch die Waffe schien ihm Selbstvertrauen zu geben.
    Er zielte auf Manny und winkte sie zur Wand. »Sie hat eine Hose an. Das ist nicht ideal«, sagte er zu seiner Frau.
    Elena beäugte Manny von oben bis unten. »Sie ist kräftiger als ich, aber ich finde schon was Passendes.«
    Zicke. Manny sah ihr nach, als sie aus dem Raum ging.
    »Warum tun Sie das?«, fragte sie den Tierarzt erneut.
    »Sie haben sich Ihr Leben lang um kranke hilflose Tiere gekümmert. Wie können Sie Menschen so was antun?«
    »Ich habe noch keinem Menschen irgendwas angetan«, sagte er. »Amanda Hogaarth und Raymond Fortes waren Ungeziefer, wertloser als die Kakerlaken, die hier auf dem Boden rumkrabbeln.« Er spuckte in den Schmutz vor seinen Füßen. »Die beiden haben ihre medizinische Ausbildung missbraucht, um Unschuldigen mehr Schmerzen zuzufügen, als sich das die dummen Soldaten und Polizisten je hätten ausdenken können. Und deshalb haben sie bekommen, was sie verdient haben.«
    Mit einem Mann, der eine Pistole auf sie gerichtet hielt, würde Manny sich nicht auf eine Diskussion über die negativen Seiten von Selbstjustiz einlassen. Aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, noch etwas nachzuhaken. »Was war mit Boo Hravek und Deanie Slade? Die beiden haben keinerlei Verbindung zu Argentinien.«
    »Boo Hravek war ein Muskelprotz, der Drogen verkaufte und für Verbrecherorganisationen Leute zusammenschlug. Seinen Tod können wir nicht bedauern.« Er stockte kurz. »Die junge Frau, Deanie, nun ja … eigentlich wollte ich sie nicht in dieser Lage zurücklassen. Aber Elena bestand darauf. Sie meinte, es sei nötig, um etwas zu verdeutlichen.«
    Elena bestand darauf. Costello hatte die Tierarztpraxis übernommen, als Mycrofts alter Tierarzt aus New York wegzog. Er hatte auf sie den Eindruck eines starken, selbstbewussten Mannes gemacht, aber sie wusste von starken Männern, die ihren Frauen zuliebe gegen ihre eigene Überzeugung gehandelt hatten. Meistens geschah das in anderer Form, zum Beispiel indem sie ein größeres Haus kauften, als sie sich leisten konnten, oder indem sie noch ein Kind bekamen, das sie eigentlich gar nicht wollten. Aber eine unschuldige Frau zu quälen, nur weil die Ehefrau darauf bestand? Was für eine verkorkste Beziehung!
    In dem Moment kam Elena mit einem geblümten Sommerkleid in der Hand zurück und warf es Manny zu. »Ziehen Sie das an.«
    »Wieso denn? Warum soll ich mich umziehen?«
    »Sie stellen zu viele Fragen.« Dr. Costello richtete die Pistole auf Mannys Herz. »Tun Sie einfach, was man Ihnen sagt.«
    Widerstrebend zog Manny Jeans, T-Shirt und die Golden-Goose-Cowboystiefel aus und streifte das Kleid über. Es bestand aus einem dünnen glatten Stoff, hatte keine Ärmel und endete ein gutes Stück oberhalb der Knie. Ihr war kalt, innerlich und äußerlich.
    »Umdrehen«, sagte Elena. Sie fesselte Mannys Hände auf dem Rücken. Dann band sie ihr die Fußknöchel zusammen. »Geh ihn holen«, sagte sie zu ihrem Mann.
    Manny spürte, dass der Strick um ihre Hände recht locker saß. Von dem, was die Costellos mit Deanie Slade gemacht hatten, wusste sie nur allzu gut, dass sie sehr viel bessere Arbeit leisten konnten. Der lose Strick war ihr unheimlich.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür, und Dr. Costello kam zurück. Er war nicht allein.
    »Travis!« Die Erleichterung beim Anblick ihres Mandanten gab Manny vorübergehend Auftrieb. Wenigstens lebte er noch, aber er sah furchtbar aus. Er war zuvor schon dünn gewesen, doch jetzt wirkte er bis auf die Knochen abgemagert. Seine Augen

Weitere Kostenlose Bücher