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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Kenntnissen, geboren Ende der Siebzigerjahre. »Sie sind der Vampir? Sie beide zusammen?«
    Elena lächelte.
    »Warum tun Sie das?«, fragte Manny weiter. »Was wollen Sie von mir?«
    »Wir wollen, dass Sie und Ihr Freund Dr. Rosen der Welt von den Desaparecidos berichten«, sagte Elena. »Und wir haben Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Welt endlich hinhört.«
    Das war es also. Das Finale, das sie und Jake am Vorabend prophezeit hatten. Manny wandte sich um und sah die Frau an.
    »Ihr habt meinen Hund vergiftet, um mich hierher zu schaffen. Wie?«
    Elena lachte. »Mycroft ist ein Gewohnheitstier. Er geht jeden Morgen mit einer Frau von Little Paws im Park spazieren. Wenn jemand häufig mit sechs kleinen Hunden unterwegs ist, gewöhnt er sich daran, viel Aufmerksamkeit zu erregen. Gestern hat Frederic ein großes Getue um die anderen veranstaltet, und ich hab Mycroft währenddessen einen kleinen Leckerbissen zugesteckt.«
    »Was habt ihr ihm gegeben?«, fragte Manny. »Ihr habt meinen Hund umgebracht!«
    Dr. Costello blickte gekränkt. »Unsinn! Der Happen hat bloß sein Verdauungssystem durcheinandergebracht. Mehr passiert ihm schon nicht.«
    »Aber wo ist er?«, wollte Manny wissen.
    Dr. Costello und seine Frau wechselten einen Blick. »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Hund«, sagte Elena. »Dank Mycroft konnten wir Sie hierher bringen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Kein Mensch weiß, wo Sie sind, Manny. Falls Jake Rosen Ihr Leben und das Leben von Travis Heaton retten will, wird er der Welt vom Leiden und Sterben unserer Eltern erzählen müssen.«
    Elena war jetzt nicht mehr kühl und elegant, sondern wirkte zunehmend hysterisch, während sie im Raum auf und ab schritt und ihr olivfarbener Teint sich dunkelrot verfärbte. »Jake Rosen wird der Welt davon berichten, dass mein Mann und ich und Esteban Sandoval und so viele andere aus dem Mutterleib gerissen und just den Menschen übergeben wurden, die unsere Eltern getötet hatten. Wenn Lucinda Bettis und die anderen drei sehen, wie alle unsere Eltern gefoltert wurden, werden sie das verlogene Leben, das sie seit dreißig Jahren führen, endlich aufgeben.«
    Sie packte Manny bei den Schultern. Ihre Augen blickten wild, und ihre Nasenflügel bebten. »Die wollen das, was ich ihnen erzählt habe, nicht glauben. Für sie sind das bloß Worte und Bilder. Sie müssen es live erleben. Sie müssen mit ansehen, wie unsere Eltern gefoltert wurden. Dann werden sie es begreifen. Sie und Jake Rosen werden es ihnen begreiflich machen.«

45
    Das Erste, was Jake auffiel, als er Mannys Apartment betrat, war der starke, leicht verbrannte Geruch von Kaffee, der zu lange auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine gestanden hatte. Er blickte in den winzigen Küchenbereich. »Die Kanne ist voll – sie ist los, ohne was getrunken zu haben«, sagte er zu Kenneth und Pasquarelli, die mit ihm gekommen waren, um nach irgendwelchen Hinweisen auf Mannys Verbleib zu suchen.
    Kenneth blickte in die andere Richtung. »Und das Schrankbett ist noch unten. Bevor Manny aus der Wohnung geht, macht sie immer das Bett. Sie meint, so kann sie sich einreden, dass ihr Schlafzimmer und ihr Wohnzimmer nicht ein und derselbe Raum sind.«
    »Okay, jetzt wissen wir also, dass sie letzte Nacht hier geschlafen hat und heute Morgen überstürzt aufgebrochen ist«, sagte Pasquarelli. »Warum? Wo wollte sie hin? Und wieso taucht ihr Hund allein bei Little Paws auf?«
    »Sie würde ihn niemals draußen allein lassen«, beteuerte Kenneth ungefähr zum zehnten Mal. Er kaute auf einem langen rosa Fingernagel und ließ den Blick ruhelos durch das kleine Apartment schweifen.
    »Ich lasse mir als Erstes ihre Telefonunterlagen kommen«, sagte Pasquarelli. »Mal sehen, welche Anrufe sie heute Morgen getätigt oder erhalten hat.«
    »Das dauert doch Stunden«, sagte Jake. »Bestimmt finden wir hier einen Hinweis, der uns schneller auf ihre Spur bringt.«
    »Ihr Kleiderschrank!«, rief Kenneth. »Vielleicht können wir rausfinden, was sie angezogen hat. Und davon können wir dann ableiten, wo sie hinwollte.«
    Pasquarelli hob die Augenbrauen. »Interessante Methode.«
    Kenneth riss die Türen zu dem begehbaren Wandschrank auf, und zum Vorschein kamen außer zahllosen ordentlich aufgehängten Blusen, Röcken, Hosen und Kleidern turmhoch gestapelte Schuhkartons.
    Aber Kenneth war schon auf die Knie gegangen. »Sieh an, sieh an. Alle Schuhe auf dem Schuhregal liegen durcheinander. Sie hat nach

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