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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Päckchen unter Briefkasten legen.«
    »Wie war der Junge gekleidet?«
    »Bluejeans. T-Shirt.«
    »Welche Farbe hatte das T-Shirt?«
    Mr Park zögerte. »Dunkel.«
    »Was trugen die anderen Jungen?«
    »Alle gleich. Bluejeans, dunkles T-Shirt«, erwiderte der Augenzeuge prompt.
    Der arme Mr Park. Er war so eifrig darauf bedacht, ehrlich zu sein und seine Sache gut zu machen, dass ihm gar nicht klar war, wie sehr er gerade seine eigene Aussage unterminiert hatte. Genau deshalb waren Augenzeugenaussagen so unzuverlässig, vor allem wenn es um die Identifizierung von Angehörigen einer anderen Rasse als der jeweils eigenen ging. Die wenigsten Menschen logen absichtlich. Sie gaben das wieder, was sie ehrlich glaubten, gesehen zu haben. Aber es gab so viele Variablen, so viele subtile Unterschiede, die die gleiche Realität erschaffen konnten.
    Manny sah Mr Park in die Augen und sprach ohne den geringsten Vorwurf in der Stimme. »Aber wenn alle Jungen gleich gekleidet waren und Sie ihre Gesichter von Ihrem Standort aus nicht sehen konnten und wenn es möglich ist, dass noch ein anderer Junge einen Apfel genommen hat, wäre es dann nicht auch möglich, dass die Person, die Sie dabei beobachtet haben, wie sie in den Apfel biss und die Bombe legte, nicht mein Mandant Travis Heaton war, sondern einer von den anderen?«
    Mr Parks Augen huschten Rat suchend von Lisnek zum Richter und zurück zu Manny. Der Gerichtssaal war mucksmäuschenstill.
    »Mr Park, bitte beantworten Sie die Frage«, sagte Richter Freeman. »Ist es möglich, dass die Person, die Sie gesehen haben, wie sie die Bombe legte, nicht Travis Heaton war?«
    Mr Park schien in dem billigen schwarzen Anzug, den er extra für diesen wichtigen Anlass angezogen hatte, förmlich geschrumpft zu sein.
    »Möglich«, flüsterte er.
    »Mr Park, nach der Explosion, als alle Jungen wegliefen, haben Sie da bemerkt, ob einer von ihnen in eine andere Richtung rannte?«
    »Ja. Einer Washington Street hinunterlaufen, dann in die Elfte. Richtung Sinatra Drive. Andere an Ecke anhalten. Dann Polizei kommen.«
    »Haben Sie gesehen, ob derjenige, von dem Sie dachten, dass er die Bombe gelegt hat, geradeaus gelaufen ist oder in die Elfte?«
    Mr Park kaute auf der Unterlippe und schaute nach unten, überlegte. Dann blickte er zu Manny hoch. »Kann nicht sagen sicher. Explosion wie Blitz, alle laufen. Dann ein Junge biegen ab, andere laufen geradeaus. Nicht sicher welcher.« Mr Park war eine grundehrliche Seele. Ja, man musste diesen Mann einfach mögen.
    »Vielen Dank, Mr Park.«
    Mr Park sah sich im Saal um, erwartete Lob von allen Seiten. Richter Freeman lächelte gütig. Manny strahlte. Brian Lisneks Lippen war zu einer dünnen Linie zusammengepresst, und er hatte den Blick unverwandt auf den Notizblock vor sich gerichtet. Er sah nicht hoch, als der koreanische Verkäufer den Gerichtssaal verließ.
    »Nun, Ms Manfreda, Sie haben eindeutig Gründe für einen berechtigten Zweifel vorgelegt.« Der Blick, den Richter Freeman in Lisneks Richtung warf, besagte, dass der Staatsanwalt lieber schnell eine bessere Anklage auf die Beine stellen sollte. Und genau darin lag die Gefahr dieser Kautionsanhörung – sie gewährte Lisnek vorzeitig Einblick in ihre Verteidigungsstrategie und ermöglichte es ihm, sich auf ihre besten Argumente einzustellen. Die Informationen, mit denen Sam sie versorgt hatte, waren ihr Ass im Ärmel. Würde sie es einsetzen müssen?
    »Ich bin geneigt, Ms Manfredas Antrag auf Kaution zu gewähren«, fuhr der Richter fort. »Sorge bereitet mir lediglich der Verdacht, dass eine ganze Verschwörergruppe hinter diesem Bombenanschlag stecken könnte. Welche Beweise haben Sie, um das zu erhärten, Mr Lisnek?«
    Lisnek konsultierte die anderen Anwälte in seinem Team. Ausgiebiges Gemurmel und Kopfschütteln erfolgten. Schließlich erhob sich der Staatsanwalt.
    »Diese Information möchten wir derzeit noch nicht offenlegen, Euer Ehren.«
    Mannys Augen wurden schmal. Hieß das, dass er nichts hatte, um die Behauptung zu belegen, oder verfügte er tatsächlich über Informationen, die ihr bekannt sein sollten, es aber nicht waren?
    »Wir erklären uns mit einer Kaution in Höhe von fünfhunderttausend Dollar einverstanden, unter Bürgschaft seiner Mutter«, erklärte Lisnek weiter.
    »Fünfhunderttausend Dollar!«, rief Manny empört. »Warum nicht gleich zehn Millionen? So viel kann mein Mandant nicht aufbringen.«
    »Wir setzen einen Terroristen nicht ohne eine entsprechend hohe

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