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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Kaution auf freien Fuß.« Auch Lisnek stand jetzt und wurde laut.
    Manny wandte sich an Richter Freeman und versuchte, an die Sympathie zu appellieren, die sie von seiner Seite spürte. »Euer Ehren, was nützt es, einen jungen Mann zusammen mit wirklich Gewalttätigen, mit Vergewaltigern und Mördern im Gefängnis zu behalten? Das wäre wie die Todesstrafe, noch ehe er überhaupt schuldig gesprochen wurde.«
    »Nun seien Sie mal nicht melodramatisch, Ms Manfreda. Wir werden ihn in Schutzhaft nehmen«, sagte der Richter.
    Mannys Puls beschleunigte sich noch mehr. Schutzhaft war bloß ein anderes Wort für Einzelhaft – keine mildere, sondern eine härtere Strafe. Dieser Fall könnte sich Monate hinziehen. Bis es endlich zum Prozess kam, wäre Travis wahrscheinlich halb verrückt, weil er dreiundzwanzig Stunden am Tag allein in einer drei mal drei Meter großen Zelle gesessen hatte. Aber dieses Argument würde Richter Freeman nicht überzeugen. Manny zielte unter die Gürtellinie.
    »Roberto Vallardo hat die Schutzhaft nicht geholfen.«
    Manny sah, wie der Richter das Gesicht verzog. Vallardo, der wegen sexuellen Missbrauchs seiner Stieftochter in Schutzhaft auf seinen Prozess gewartet hatte, war von Mitinsassen ermordet worden. Zwei Tage später bewiesen die Ergebnisse eines DNS-Tests, dass jemand anderes das Kind vergewaltigt hatte.
    Richter Freeman trommelte mit seinem Stift und musterte Travis. Manny hielt den Mund und ließ die mageren Arme und hängenden Schultern ihres Mandanten für ihn sprechen.
    Als der Richter wieder das Wort ergriff, war sein Tonfall sanfter. »Ich kann ihn nicht einfach auf freien Fuß setzen. Ihm muss klar werden, dass sein Verhalten Auswirkungen hat.«
    »Selbstverständlich, Euer Ehren«, sagte Manny. »Ich schlage vor, meinen Mandanten unter Hausarrest zu stellen. Er darf das Haus nur verlassen, um zur Schule zu gehen, und er wird mithilfe einer elektronischen Fußfessel überwacht.«
    Erneute Beratung am Tisch des Feindes. »Also schön«, sagte Lisnek. »Aber wenn er auch nur ein einziges Mal gegen die Auflage verstößt, landet er hinter Gittern.«

14
    Kaltes Bier, fettiges Essen, kesse Kellnerinnen – Ian’s Pub war eine typische Kneipe, wie man sie früher in New York an jeder Ecke fand. Inzwischen, wo sich allenthalben Sushi und Tapas und Pinot noir breitmachten, war das Lokal eine einsame Festung der Unverbesserlichen. Jake trat ein und schob sich an ein paar unschlüssigen Frauen vorbei, die offenbar meinten, gleich würde wie aus dem Nichts ein Oberkellner auftauchen und sie zu einem Tisch geleiten. Da könnten sie warten, bis sie schwarz wurden. Er setzte sich ohne schlechtes Gewissen an den letzten noch freien Tisch und behielt die Tür im Auge, durch die jeden Moment Pasquarelli kommen musste.
    Während er wartete, ließ Jake sich die Informationen durch den Kopf gehen, die er bei seiner Recherche darüber gesammelt hatte, was für ein Gerät die Elektroverbrennungen bei Amanda Hogaarth verursacht haben könnte. Er hatte mit etlichen Kollegen im In- und Ausland gesprochen, die auf Fälle von Folter spezialisiert waren. Elektroschocks waren eine verbreitete Foltermethode, doch die Fotos von der Hogaarth-Obduktion, die ihnen per E-Mail zugegangen waren, hatten nicht zu der Art von Verbrennungen gepasst, wie sie manche Opfer repressiver Regime in Afrika und dem Nahen Osten in jüngster Zeit erlitten hatten. Diese Menschen zeigten Verbrennungen, die ihnen offenbar durch elektrische Viehtreiber oder andere ähnliche große Geräte zugefügt worden waren. Die Verbrennungen von Amanda Hogaarth waren unauffälliger gewesen.
    Alle bisherigen Opfer des Vampirs hatten die Überfälle gemeldet, geschockt über die Gewalt, die ihnen angetan worden war. Wäre Mrs Hogaarth auch zur Polizei gegangen, wenn sie überlebt hätte? Hatte der Vampir geplant, sie zu töten, oder war die Folter für ihr bereits geschwächtes Herz einfach zu viel gewesen?
    Vito Pasquarelli erschien, kurz nachdem die Kellnerin Jakes Grübelei unterbrochen hatte, indem sie zwei Gläser Bier vor ihm auf den Tisch knallte und gleich wieder verschwand. Die Polyesterkrawatte und das braune Sportjackett des Detective sahen aus, als würden sie einen Ertrinkenden in die Tiefe ziehen. Wenn Kleidung kapitulieren könnte, dann hätte sich die von Vito freiwillig in den Altkleidercontainer gestürzt.
    Pasquarelli ließ sich auf einen Stuhl plumpsen, und Jake schob ihm ein Bier rüber. »Hier. Ich hab mir erlaubt, gleich

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