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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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ein Krümel von seiner Frühlingsrolle an der Lippe klebte, hörte auf zu kauen und starrte sie. Er warf den noch halb vollen Teller auf den Boden. Sofort schoss Mycroft quer durchs Zimmer und stürzte sich auf die köstliche Shrimp-Gemüse-Mischung.
    »Ich hoffe, du wolltest das nicht mehr«, sagte Manny, während Jake zum Fenstersitz eilte.
    Er schien sie gar nicht zu hören, sondern fiel auf die Knie und begann, die Zeitungen zu durchwühlen, die er nach rechts und links verteilte.
    »Jake, bitte. Die hab ich gerade für den Papierabfall gestapelt«, protestierte Manny.
    »Such mal mit nach dem fünften April«, forderte Jake sie auf.
    »Was war denn am fünften April?«, wollte Manny wissen.
    »Das war der Tag nach dem ersten Angriff des Vampirs. Lucinda Bettis, Opfer Nummer eins.«
    »Hier, hab ihn.«
    Jake riss ihr die Zeitung aus der Hand, überflog die Titelseite und schlug dann den Lokalteil auf. »Nichts«, sagte er nach kurzem Suchen. »Nicht mal eine Randnotiz.« Er warf die Zeitung beiseite. »Jetzt such nach dem elften April.«
    »Was hast du eigentlich –«
    »Hier!« Jake hielt die Ausgabe hoch und fing dann sofort an, sie durchzublättern. »Auf Seite eins ist nichts, auch nicht auf der ersten Seite des Lokalteils, aber hier auf Seite B-vier haben wir was. ›Seltsame Gemeinsamkeiten bei zwei Überfällen*. Ein sechs Absätze langer Artikel, in dem der Überfall auf Opfer Nummer zwei mit dem auf Lucinda Bettis verglichen wird. Okay, jetzt dreiundzwanzigster April.«
    Manny reichte ihm die Zeitung.
    »Beim dritten Opfer kommt die Story schließlich auf die Titelseite. Die Blutabnahme wird hervorgehoben und der Nadeleinstich bei allen drei Opfern erwähnt. Wenn ich mich recht entsinne, hat die Post da angefangen, ihn den ›Vampir‹ zu nennen.« Jake ging in die Hocke. »Seitdem bringen alle New Yorker Zeitungen täglich neue Meldungen über den Fall. Das muss es sein.«
    »Was muss was sein?«, sagten Sam und Manny beinahe simultan.
    Jake deutete auf das Meer von Zeitungen auf dem Boden. »Deshalb hat der Vampir auch Fiore, Hogaarth, Fortes und Slade Blut abgenommen, obwohl sie keine Kinder von Desaparecidos sind. Er will unbedingt auf seine Sache aufmerksam machen. Als ihm klar wurde, welches Aufsehen diese Blutabnahmen verursachen, hat er beschlossen, das als eine Art Erkennungszeichen zu nutzen, selbst bei den Opfern, die er foltern und/oder töten wollte. Die Blutabnahme selbst war unnötig, bloß ein zusätzlicher Effekt.«
    »Ein Erkennungszeichen«, flüsterte Manny.
    »Für jemanden, dem es um Publicity geht, ist er aber verdammt gut darin, seine Spuren zu verwischen«, sagte Sam. »Er hat dafür gesorgt, dass die Polizei hinter imaginären muslimischen Terroristen her ist. Manny und du, ihr seid anscheinend die Einzigen, die von diesen Desaparecidos wissen.«
    Jake und Manny wechselten Blicke; dann wandten sie sich beide langsam zu Sam um. »Er hat irgendwas vor«, sagte Manny. »Oder besser gesagt, sie haben irgendwas vor, schließlich wissen wir ja, dass auch eine Frau beteiligt ist. Sie hat sich als Tracy ausgegeben und Maureen Heaton von mir erzählt. Sie hat mich gezielt in den Fall hineingezogen« – Manny griff nach Jakes Hand – »und ich wette, auch dich. Die wollten uns beide dabeihaben, weil sie wussten, wer wir sind und was wir in dem Fall Lyons erreicht haben.«
    »So muss es gewesen sein«, pflichtete Jake ihr bei. »Die Geschichte der Desaparecidos ist schon seit über dreißig Jahren bekannt. Mütter und Großmütter protestieren immer noch, aber die allgemeine Empörung ist abgeklungen. Es gibt nach wie vor Opfer, deren Verbleib ungeklärt ist, Kinder, die nichts von ihrer wahren Herkunft wissen. Aber die Menschen interessieren sich nicht mehr dafür. Sie wollen den Schmutzigen Krieg vergessen.«
    »Und es gibt Täter, die bis heute nicht vor Gericht gestellt wurden«, sagte Manny. »Das lässt mich nicht kalt, aber ich lass mich nicht von dem Vampir vor seinen Selbstjustizkarren spannen. Ich weigere mich, derart funktionalisiert zu werden!«
    »Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig«, sagte Jake. »Meiner Ansicht nach steht außer Zweifel, dass Travis in ihrem geplanten großen Showdown eine Rolle spielt. Nichts wäre mir lieber, als dem Vampir sein Finale zu vermasseln, aber wir dürfen Travis nicht gefährden. Falls wir den nächsten Schritt des Vampirs nicht vorhersehen können, müssen wir das Stück wohl nach seinen Regeln zu Ende spielen.«

42
    Manny rollte

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