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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Wichtigste zusammen.«
    »Nach dem Zusammenbruch der rechten Diktatur im Jahre 1983 begannen Eltern, die vermuteten, dass ihre Töchter in Gefangenschaft entbunden hatten, oder deren kleine Enkelkinder zusammen mit den Eltern entführt worden waren, dafür zu kämpfen, die Kinder der Desaparecidos und ihre Herkunftsfamilien wieder zusammenzuführen. Sie wussten, dass das Jahre dauern könnte, und daher gründeten sie in Argentinien eine genetische Datenbank, in der genetisches Material der Herkunftsfamilien gesammelt wurde. Heutzutage bewahrt man dort getrocknete Blutflecken für DNS-Tests auf, aber als das Projekt Anfang der Achtzigeijahre ins Leben gerufen wurde, konnten sie lediglich genaue Unterlagen zu den Blutgruppenfaktoren der Großmütter und Großväter sammeln. ABO, Rhesus …«
    Vito starrte regungslos auf einen Kratzer vorne an Jakes Schreibtisch. Jake merkte, dass sich allmählich bei seinem Freund eine gedankliche Tür öffnete. »Von Großeltern, die vor 1989 verstorben sind, liegen als Beweise also nur noch die Blutgruppenfaktoren vor«, sagte Vito. »Das heißt also, dass die DNS in diesen Fällen nutzlos wäre?«
    »Genau! Die DNS gibt keinen Aufschluss über die Blutgruppenfaktoren. Man bräuchte also tatsächlich das Blut der Enkel, um einen Abgleich vornehmen zu können.«
    Vito hob eine Hand, um Jakes Begeisterung zu zügeln. »Freu dich nicht zu früh. Warum muss der Vampir sie betäuben und ihr Blut stehlen, wenn er doch nur versucht, sie mit ihren eigenen Großeltern zusammenzuführen?«
    Jake wandte Vito den Rücken zu und schrieb hastig etwas auf die Tafel. »Bei der Antwort auf diese Frage hat mir Mrs Martinette von den Family Builders geholfen.« Er trat beiseite, damit Vito den Satz an der Tafel lesen konnte: BEIDE SEITEN MÜSSEN DEN KONTAKT WÜNSCHEN. »Die Großeltern wollen die Kinder finden, aber vielleicht wollen die Kinder gar nicht gefunden werden. Sie haben hier ihr Leben, sie wollen nichts mit irgendeiner schrecklichen Vergangenheit in Argentinien zu tun haben.«
    Vito rieb sich die Augen. »Aber das würde bedeuten, dass die Opfer alle von dieser Großelternorganisation angesprochen wurden und einen Test abgelehnt haben. Meinst du nicht, das wäre herausgekommen, als wir sie befragt und nach Gemeinsamkeiten gesucht haben? Bestimmt hätte doch einer von ihnen mal erwähnt: Ach ja, neulich ist was Komisches passiert, da hat mich einer angerufen und gesagt, meine leibliche Mutter war eine politische Gefangene in Argentinien.*«
    Jake grinste. Der gute Vito war ein typischer New Yorker. Bei ihm konnte man sich nie lange in seiner eigenen Genialität sonnen. »Klar, das stimmt. Wenn die Opfer alle so oder ähnlich angesprochen worden wären, hätten wir das Muster längst schon erkannt. Aber ich hab da eine Theorie. Soweit wir wissen, wurde nur Opfer Nummer eins, Lucinda Bettis, direkt mit dem Vorschlag konfrontiert, ihre biologische Identität abzuklären. Und sie hat nicht positiv reagiert. Erst daraufhin wurde der Vampir aktiv.«
    Vito nagte an seiner Unterlippe. »Als du mit ihr gesprochen hast, war sie ziemlich zugeknöpft, oder?«
    »Ich glaube, gegenüber einem Detective der New Yorker Polizei wäre sie aufgeschlossener.«
    Vito stand auf. »Schon gut, schon gut. Ich rede mit ihr.«
    Jake strahlte. Endlich war Vito wieder auf seiner Seite. »Ich glaube, du wirst es nicht bereuen.«
    »Mhm.« Vito war schon halb aus der Tür, als er sich umwandte. »Moment mal – was ist denn mit den anderen Opfern? Deren Blut braucht der Vampir nicht, um es mit dem von Großmama abzugleichen. Wie erklärst du dir das?«
    Das Lächeln auf Jakes Gesicht erstarb. Das Wort BLUT begann erneut, auf der Tafel zu pulsieren. »Ich arbeite dran.«

41
    Seit die Ermittlungen im Vampir-Fall liefen, hatte sich Jakes Haus, das selbst unter idealen Bedingungen niemals aufgeräumt war, zu einer Mischung aus Chaos und Brutstätte unbekannter Lebensformen entwickelt. Im Erdgeschoss lagen Teller mit Essen vom Chinesen oder Inder in unterschiedlichen Stadien der Fossilierung herum. Der Tisch in der Diele drohte unter dem Berg von ungeöffneter Post, darunter etliche Kuverts mit dem Aufdruck »Zweite Mahnung«, zusammenzubrechen. Aus einem ramponierten Karton mit rumänischem Absender quoll eine bedenkliche ascheähnliche Substanz.
    Manny betrachtete das Bild, das sich ihr bot, mit einem angewiderten Blick. »Für dich und Jake sollte eine neue Show erfunden werden: ›New York sucht den Super-Messie‹.« Sie

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