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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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abzustellen. Aber diesmal stand auf dem Display Kenneth Boyd.
    Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Wenn Kenneth ihn anrief, wo zum Teufel war dann Manny? Jake warf einen Blick auf die Wanduhr. Die Besprechung hatte vor einer halben Stunde begonnen, und Pederson machte noch keinerlei Anstalten, zum Ende zu kommen.
    »Und jetzt möchte ich Ihnen gerne diese Power-Point-Präsentation vorführen«, sagte Pederson. »Licht aus, bitte.«
    Die Lampen wurden gelöscht, und Pederson begann an seinem Laptop zu hantieren. Der Bildschirm blieb dunkel. Schließlich erbarmte sich eine der Sekretärinnen und stand auf, um dem Chef zu helfen. Während sie sich gemeinsam über den Computer beugten, schlich Jake durch die Hintertür aus dem Konferenzraum.
    In seinem Büro angekommen, rief Jake Kenneth an. »Wo ist Manny?«, fragte er übergangslos.
    »Das würde ich auch gern wissen. Sie ist nicht zu der Greenfield-Anhörung erschienen.«
    Jake sah förmlich, wie seine Nebenniere zu einem kolossalen Adrenalinausstoß ansetzte. »Außerdem hat mich Little Paws angerufen. Weißt du, warum?«
    »Weil Mycroft, als sie heute Morgen aufmachten, mutterseelenallein vor der Tür saß, er hatte seine Leine hinter sich her gezogen.«

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    Los, wir wecken sie auf.«
    »Ich glaub nicht, dass sie schon –«
    »Es wird Zeit, sage ich.« Eine Tür klackte.
    Manny öffnete die Augen und sah in ein sehr schönes Gesicht: schwarz schimmerndes Haar, Mandelaugen, hohe Wangenknochen. Menschen sind darauf gepolt, positiv auf Schönheit zu reagieren, aber Manny lächelte nicht. Ebenso wenig wie die andere Frau.
    Der Raum, in dem sie sich befand, hatte eine sehr hohe Decke, schmutzig grüne Wände und keinerlei Möbel außer dem Bett, auf dem sie lag, und einem kleinen Tisch. Manny konnte nichts davon einordnen. Ihr Denkvermögen war noch nicht zurückgekehrt, und sie konnte sich nur auf ihre körperlichen Bedürfnisse konzentrieren – trinken, essen und das unaufhörliche Dröhnen in ihrem Kopf unter Kontrolle halten.
    »Wasser, bitte.« Mannys Stimme war ein raues Krächzen, das ihr selbst fremd vorkam.
    Die Frau ging zu dem Tisch and goss Wasser aus einer Flasche in einen Plastikbecher. Während Manny ihr dabei zusah, kam ihr Verstand langsam auf Touren. Irgendwo hatte sie die Frau schon mal gesehen, aber sie wusste nicht, wo. Im Augenblick interessierte sie sich am meisten für das Wasser. Sie stützte sich auf einen Ellbogen, nahm den Becher und leerte ihn in einem Zug. Die Flüssigkeit kurbelte ihr Gehirn an, und sie schaute sich um. Der Raum war so staubig und dunkel, dass hier unmöglich jemand wohnen konnte.
    »Wo bin ich? Wer sind Sie?« Erinnerungsfetzen tauchten in ihr auf. Ein schmutziger Mann. Der Geruch. Ein Sturz auf den Bürgersteig. Ein leicht klimperndes Geräusch …
    Manny setzte sich auf. »Mein Hund! Wo ist mein Hund?« Das Geräusch, an das sie sich erinnerte, war das Klimpern von Mycrofts Hundemarken, wenn er rannte. »Wo ist Mycroft? Er war krank. Ich war mit ihm auf dem Weg zum Tierarzt.«
    Die Frau betrachtete sie gleichgültig, sagte aber nichts. Woher kannte Manny sie? So gut, wie sie aussah, hätte sie Schauspielerin oder Model sein können, aber Manny glaubte nicht, dass sie sie im Fernsehen oder in irgendwelchen Modezeitschriften gesehen hatte. Überhaupt, was hätte eine Berühmtheit an einem so schäbigen Ort zu suchen gehabt? Sie nahm weitere Details des Raumes wahr: grober Holzboden, ein dreckiges vergittertes Fenster, frei liegende Rohre. Was hatte sie hier zu suchen? Manny schwang die Beine über die Bettkante und richtete sich auf. »Hören Sie, ich muss jetzt –«
    Ihre Knie knickten ein, und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie sackte zurück aufs Bett. »Was ist nur los mit mir?« Manny schloss die Augen und massierte sich die Schläfen, bis sie sich ein wenig besser fühlte. Als sie wieder aufschaute, stand ein Mann im Türrahmen.
    Manny lächelte. Ein vertrautes Gesicht, ein freundliches Gesicht. Dann erstarb ihr Lächeln. Ein Gesicht, das nicht hierher gehörte.
    »Dr. Costello, was geht hier vor? Und wo ist Mycroft?«
    Der Tierarzt wandte ihr den Rücken zu und blickte aus dem einzigen Fenster, eine vergitterte Öffnung, die auf einen Luftschacht ging. »Meine Frau Elena wird es Ihnen erklären.«
    »Inzwischen ist Ihnen doch bestimmt klar, wer wir sind, Ms Manfreda.«
    Mannys Hände ballten sich in der groben Decke auf dem Bett. Ein Mann und eine Frau, die zusammenarbeiten, ein Mensch mit medizinischen

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