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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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marschierte weiter.
    »Noch zehn Meter, Leute«, sagte Franz, »dann spucken wir ihnen auf die Weste. Achtung – Feuer!«
    Hinter den toten, mit Sand beworfenen Kamelen peitschten die Schüsse hervor. Baraf und Brockmann schossen mit ihren Gewehren, dort aber, wo Franz lag, hämmerte und surrte es. Rrrrrr … Rrrrrr … Rrrrrr … drei Feuerstöße nur, aber sie genügten, die ägyptischen Soldaten in Panik zu jagen. Sie warfen sich in den Sand, flach wie welke Blätter, und blieben bewegungslos liegen, als seien sie alle tödlich getroffen. Ein vierter Feuerstoß … Rrrrrr … surrte über ihre Köpfe hinweg und zwang sie, auch das Gesicht in den heißen Sand zu drücken.
    Der erste Sturm war also abgeschlagen. Die Soldaten lagen hilflos im Sand. Kein Kommando, keine Drohung konnte sie bewegen, sich in das Streufeuer dieses Teufelsmaschinengewehrs zu stürzen. Der hilflose Offizier wälzte sich auf den Rücken und schoß in den glühenden Himmel eine rote Leuchtkugel.
    »Jetzt geht's los, Leute«, sagte Franz sehr ernst. »Jetzt werden wir aus der Luft zur Minna gemacht.«
    Die vier Hubschrauber stiegen tatsächlich wieder auf. Sie vereinigten sich nördlich der kleinen Sandburg und flogen dann geschlossen auf die drei einsamen Männer zu.
    Oberfeldwebel Franz lag auf dem Rücken, das MG über sich. Als die erste Glaskanzel über ihm heulte, drückte er los und zielte auf die beiden Piloten. Gleichzeitig fielen wie dicke schwarze Tropfen Handgranaten aus den Hubschraubern.
    Um Franz herum krachte und surrte es. Er sah, wie Brockmann und Baraf unter die Kamelleichen krochen, wie sie sich im Sand einbuddelten und die Kadaver der Tiere die Splitter abfingen. Die Leiber wurden aufgeschlitzt, Fleischfetzen und Därme wirbelten durch die Luft, ein in die Luft ragendes Kamelbein wurde abrasiert und flog weit in die Wüste hinein.
    Franz schoß. Erster Hubschrauber. Kanzel zertrümmert.
    Zweiter Hubschrauber. Er verlor Öl und Benzin.
    Nummer drei. Daneben.
    Nummer vier. Ein Volltreffer. In den Motor. Der Hubschrauber hing einen Augenblick in der Luft, als halte eine Riesenfaust ihn an. Dann sackte er nach unten weg und fiel wie ein Stein zur Erde. Zehn Meter außerhalb der Kamelburg schlug er auf, zerbrach und begann zu brennen.
    Der Hubschrauber mit der zerschossenen Kanzel landete. Der zweite Hubschrauber mit den lecken Tanks kreiste so lange, bis das Benzin ausgelaufen war. Dann versuchte er eine Notlandung, kam gut zur Erde zurück, aber beim Aufprall zerbrachen die Kufen und der Schwanzboden. Nur der unversehrte Hubschrauber kreiste weiter, aber nicht mehr über der Kamelburg, sondern etwas weiter westlich über einer Sanddüne.
    Von diesem Hubschrauber aus erfuhr General Assban im fernen Bir Assi die Tragödie seiner Soldaten.
    »Kampf in vollem Gange –«, funkte man ihm zu. »Ein Hubschrauber abgeschossen, zwei durch Beschuß ausgefallen und notgelandet. Wir kreisen noch und sehen in naher Entfernung eine unbekannte Truppe, die sich von Westen her auf unseren Kampfplatz zubewegt. Drei Wagen und sechs Kamele. Wir werden bereits von den Wagen aus mit MG beschossen. Wir gehen tiefer und erwidern das Feuer. Die Wagen sind unbekannter Nationalität, aber sie kommen, um die Karawane Brockmann zu befreien.« Dann knackte es im Funkgerät, und die Stimme des Piloten rief erregt: »Wir sind getroffen! Wir versuchen, notzulanden! Der zweite Motor brennt! Es lebe das Vaterland!«
    Dann Stille.
    General Assban heulte auf und riß die große Karte von der Wand. »Muß ich eine Armee haben, um einen einzigen Deutschen zu fangen?« brüllte er. »Vier Hubschrauber im Eimer! Meine besten Kampftruppen! Allah, Allah, ist denn dieser Brockmann unsterblich?«
    Aus der Wüste kam keine Meldung mehr. Aber jeder wußte, daß sich dort in der Einsamkeit eine Tragödie vollzog.
    Mit hocherhobenen Armen standen die ägyptischen Soldaten in der Sonne und erwarteten die drei Wagen, die wie feuerspeiende Ungeheuer durch den Sand rasten.
    Nur der ehemalige Oberfeldwebel Franz sah sie nicht mehr.
    Er lag auf dem Rücken, und seine aufgerissenen, starren Augen blickten in die volle Sonne.
    Ein Querschläger aus seinem eigenen MG 42 hatte ihm die Brust zerfetzt.
    Die Wüste war sein Schicksal geworden.
    Eine Stunde später erschoß sich in Bir Assi der General Yarib Assban. Er hatte nach Kairo seine Niederlage gemeldet. Und Kairo hatte geantwortet: Kommen Sie sofort zum Rapport.
    Assban wußte, was das bedeutete. Er kürzte mit dem Schuß in

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