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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Mund seine Qual nur ab.
    Aber selbst seine Leiche wurde noch geächtet. Dem Sarg wurde die Überführung nach Kairo verweigert. Und so wurde General Assban am Rande Bir Assis im Wüstensand begraben. In der Wüste, die er geliebt und gehaßt und die er einmal eine ›schöne Frau‹ genannt hatte, an der ein Mann sich ruinieren kann –
    *
    Hauptmann Brahms veranstaltete in der Oase Kufra ein Kesseltreiben. Mit Unterstützung des libyschen Kommandanten verhörte er in Bzéma alle Händler, alle Kinder, alle Frauen, alle Nomaden und Durchreisenden, die Greise und die Krüppel.
    Am Abend erst erfuhr er, daß der Teppichhändler Omar Sharifan die schöne, weiße Frau mit einem Geländewagen weggefahren habe. Wohin, das wußte niemand.
    »Omar Sharifan?« sagte der Kommandant von Bzéma. »Der ist ganz ungefährlich. Ein ehrlicher, fleißiger Kaufmann. Wenn die weiße Frau ihn für eine Reise gewonnen hat, kann sie sicher sein. Dafür möchte ich fast bürgen.«
    Aber diese Sicherheit ließ nach, als eine Reihe von Zeugen aussagten, daß sie den Wagen Omars gesehen hätten, wie er nach Norden fuhr.
    »Nach Norden?« Brahms schüttelte den Kopf. »Nach Osten.«
    »Nein.« Die Zeugen schüttelten energisch die Köpfe. »Er ist die Straße nach El Arach gefahren.«
    Brahms nahm den Kommandanten von Bzéma zur Seite. »Da ist was faul«, sagte er. »Wenn es für Frau Birgit eine Richtung gab, dann war es die nach Osten, zu ihrem Mann, zur ägyptischen Grenze. Im Norden hat sie gar nichts zu suchen. – Wo wohnt dieser Omar?«
    In dem Teppichladen war nur ein jüngerer Verkäufer anwesend. Omar Sharifans Rückkehr war unbekannt. Selbst von einer weißen Frau wußte der schwarzgelockte Jüngling nichts, auch nicht nach einigen Peitschenschlägen und der Drohung, ihn bis zum Hals in den heißen Sand zu graben. »Allah sei mein Zeuge!« schrie er in Todesangst. »Omar ist weggefahren, mehr weiß ich wirklich nicht.«
    »Warten wir ab«, sagte der Kommandant und hob die Schultern. »Was können wir anderes tun? Es wird sich alles aufklären. Omar ist uns allen bekannt. Er ist ein braver Mensch.«
    Hauptmann Brahms ließ sich auf diese Charakteristik nicht ein. Er hatte zu lange im Orient gelebt, um zu wissen, was hinter solchen Worten stand. Er quartierte sich, ohne lange zu fragen, in Omars Laden ein, rauchte eine Wasserpfeife, aß Hammelfleisch mit Mais und Chilisoße, wunderte sich, wovon Omar eigentlich lebte, denn niemand kam in diesen Stunden, um auch nur einen Fetzen von einem Teppich zu kaufen und ging dann, als die Nacht hereinbrach, vor dem Hause in der Kühle spazieren.
    Gegen Mitternacht kam Omar Sharifan zurück. Er fuhr seinen Wagen in die Garage, nahm die Tasche mit den erlösten 5.000 Pfund und wollte in fröhlicher Stimmung sein Haus betreten. Eine kräftige Hand hinderte ihn daran. Ehe er wußte, was ihm geschah, kippte er durch einen gutgezielten Handkantenschlag um und verlor das Bewußtsein.
    Er wurde wieder klar, irgendwo in der Wüste, außerhalb Bzémas. Über ihm funkelten die herrlichen Sterne, er lag im Sand, neben sich sah er den dunklen Schatten seines eigenen Wagens und – auf einem Hocker, den er als Bestandteil seines Ladens erkannte – eine große, ihn anstarrende Männergestalt.
    Mit einem Fluch wollte Omar Sharifan aufspringen, aber hilflos sank er in den Sand zurück. Seine Beine und Hände waren gefesselt. Außerdem war er völlig nackt, was ihn am meisten wunderte.
    »Gut geschlafen, Omar?« fragte die Gestalt auf arabisch. Sie bewegte sich und leuchtete Sharifan mit einer Taschenlampe ins Gesicht. »Wir wollen keine langen Reden halten, mein Freund, denn ein klares Wort ist mannhaft, sagt der Prophet. Ich frage und du antwortest.«
    Brahms leuchtete in die haßerfüllten Augen Omars. Mit dem Fuß schob er eine Reisetasche in das Blickfeld des Gefesselten, und Sharifan erkannte die Tasche mit dem Geld.
    Sein Geld! Seine 5.000 Pfund!
    »Woher hast du 5.000 Pfund?« fragte Brahms.
    Omar schwieg. Brahms wiegte den Kopf. »Das ist dumm, Omar. So kommen wir nicht weiter, und unsere Freundschaft zerbricht. Machen wir es anders. Ich erzähle und du sagst ja.« Brahms räusperte sich. »Die weiße Frau hat dich gebeten, sie nach Osten zur Grenze zu fahren. Du hast es ihr versprochen, aber du bist mit ihr nach Norden gereist. Wohin, das werden wir gleich wissen. Dort hast du die weiße Frau für 5.000 Pfund verkauft. Solche Preise zahlen nur Männer mit großen Harems. Du warst also mit ihr auf

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