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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Nach drei Stunden fanden sie Abdrücke Dumbas. Mit hellem Geschrei rasten sie in die Wüste.
    Eine Stunde später hatten sie Dumba eingeholt. Er saß hinter einer Sanddüne und wartete auf sie. Er gab auf keine der Fragen eine Antwort, er senkte nur den Kopf und schloß die Augen, als die Nilpferdpeitschen die Haut in Streifen von seinem Körper hieben.
    »Du Hurensohn!« brüllte Boran-Bei. »Du Mißgeburt! Du schwarzes Aas – wo ist die weiße Frau?«
    Dumba schwieg. Er fiel in die Knie, er sank vornüber in den Sand, um ihn herum färbte sich der gelbe Wüstensand rot von seinem Blut, sein gequälter, zerschlagener Körper zuckte … aber über seine Lippen kam kein Laut. Kein Geschrei des Schmerzes, kein Stöhnen und erst recht nicht ein Wort.
    Boran-Bei winkte und wandte sich ab. Mit den silbernen Knäufen ihrer Kamelpeitschen erschlugen die Araber den stummen Dumba. Sie zertrümmerten seinen Schädel und hieben noch auf ihn ein, als er schon längst in das Reich seiner Ahnen eingegangen war.
    Dann suchten sie weiter, den ganzen Tag über, während die zusammengebundenen Sklaven schutzlos in der glühenden Sonne hockten. Aber sie fanden die Spur Birgits nicht, so laut auch Boran-Bei in den Himmel schrie und Allah und seinen Propheten um Hilfe anflehte.
    *
    Die Rückkehr Alf Brockmanns war nüchterner, als man es von unserer an Sensationen gewöhnten Welt zu erwarten gewohnt ist.
    Niemand nahm Notiz von ihm, als die Autokolonne wieder in Bzéma eintraf. Was sich da hinten in der Wüste abgespielt hatte, wußte hier niemand. Nur die libysche Regierung in Tripolis mußte sich mit einer scharfen Protestnote Ägyptens herumschlagen und eine Antwort so lange hinauszögern, bis Alf Brockmann das Land verlassen hatte. Das sollte sofort geschehen, wie Hauptmann Brahms versprochen hatte.
    In Bzéma bestieg Brockmann eine der Linienmaschinen nach Tobruk. Der ›Stoßtrupp‹ kam mit einer Transportmaschine nach. Mit Brockmann aber reiste auch ein schmaler Brettersarg. Franz Oberhalt, Oberfeldwebel a. D., seit 1943 in Afrika verschollen, in Deutschland seit zehn Jahren für tot erklärt, kehrte zum letztenmal aus der Wüste zurück.
    Auf Brockmann wartete am Flughafen Tobruk nicht seine Frau Birgit, sondern ein fremdes, schwarzhaariges Mädchen von der eigentümlichen Schönheit, wie sie auch Aisha besaß.
    »Ich bin Zuraida«, sagte das Mädchen. »Die Verlobte von Hauptmann Brahms.«
    Brockmann sah sich um. Keine Birgit, keine Lore, nicht einmal Aisha. Niemand erwartete ihn außer dieser ihm fremden Zuraida. Selbst Brahms war nicht gekommen, und das war es, was Brockmann unruhig werden ließ.
    »Ist etwas geschehen?« fragte er.
    Zuraida hakte sich bei Alf unter und zog ihn weg aus dem Gedränge der eingeborenen Passagiere. »Kommen Sie zum Wagen«, sagte sie. »Wir fahren sofort nach Hause …«
    »Wo ist meine Frau?« Brockmann blieb wie ein trotziger Junge stehen. »Sie verheimlichen mir etwas, Zuraida. So reden Sie doch. Was ist geschehen?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Sie wissen …« Brockmann spürte, wie es ihn eiskalt durchrann. »Ist … ist Birgit etwas zugestoßen?«
    »Nein.« Zuraida zerrte an Brockmanns Arm. »Aber kommen Sie bitte erst zum Wagen.«
    Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt berichtete Zuraida stockend und am Ende durch Tränen unterbrochen von den turbulenten Ereignissen der letzten Tage. Brockmann hörte zu, ohne sie zu unterbrechen.
    Birgit verschwunden auf der Suche nach ihm. Aisha und Lore Hollerau verschwunden … ein Rätsel, dessen Lösung nur er kannte: Sie hatten erfahren, daß Birgit noch lebt.
    In der Hand hielt Brockmann eine alte Zeitung, in der mit dicker Überschrift stand: Jörg Brockmann, der Sohn des deutschen Raketenforschers, wieder zurück! – Entführt und freigelassen! – Wer ist der Mann, der den Jungen versteckt hielt? – Wer hat Jörg operiert?
    »Mein Gott …«, stammelte Brockmann und legte den Kopf in den Nacken. »Mein Gott, und ich glaubte, ich käme zurück in eine friedliche Welt!«
    In dem gemieteten Haus von Brahms ließ er sich noch einmal alle Einzelheiten erzählen. Nach dem ersten Schock konnte er wieder nüchtern denken. Die große, ihn fast betäubende Enttäuschung und die Angst um Birgit wichen einer kalten Überlegung.
    »Brahms ist also auf dem Wege, Birgit zu holen«, sagte er zu Zuraida. »In Bzéma war sie nicht, also muß Brahms wissen, welchen Weg sie genommen hat. Auf gar keinen Fall ist sie mir entgegengefahren, denn dann

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