Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Terrassenmöbel gerade unter das vorgezogene Dach, als Jörgi durch den Garten kam.
    »Guten Abend, Herr Brockmann«, sagte sie fröhlich. »So in Gedanken? Was brütest du wieder aus, du Schlingel? Wie war's im Kindergarten? Sag bitte nicht wieder doof, sonst bekommst du keinen Schokoladenpudding. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Nichts, Omi. Gar nichts.« Jörgi betrat das Haus. Es roch nach Rührei, bis auf die Terrasse. Rührei mit Speck, was Jörgi überhaupt nicht mochte. Er sah sich um, legte die Hände gegen den Mund, blinzelte mit den Augen und sagte leise: »Und es war doch doof. Ätsch!«
    *
    In Hamburg, Elbaussicht 17, saßen Birgit Brockmann und Konrad Gerrath nicht allein Zuraida, sondern vier anderen Männern gegenüber. Zuraida hatte sie vorgestellt mit ihren wirklichen Namen. Oberleutnant Ben Abraham, Leutnant Moshe Gav'riel, Major David Goldsohn – Konrad Gerrath hatte das Gefühl, in einer Sauna zu sitzen und heftig zu schwitzen. Er sah, daß er in einer Zentrale des Geheimdienstes saß, und das offene Vertrauen, das man ihnen entgegenbrachte, bewies, daß er und Birgit wichtige Figuren in einem blutigen, unterirdischen Kampf geworden waren. In diesem Augenblick verfluchte er Alf Brockmann und seinen genialen Erfindergeist. Der Fortschritt, den Alf Brockmanns Ideen der Menschheit versprachen, wurde, wie so vieles Gute, zum drohenden Untergang der Völker.
    »Unser Plan steht fest«, sagte Major Goldsohn und ließ seinen Zeigefinger über eine Karte Südeuropas und Vorderasiens gleiten. »In Hamburg steht ein Privatflugzeug bereit, eine zweimotorige, sichere Maschine, die Sie nach Rom bringen wird. Von Rom aus reisen Sie mit einem Wagen an die Adriaküste, nach Coppafolio, einem kleinen Fischernest südlich von Bari. Dort erwartet Sie ein großes Motorboot, das Sie nach Malta bringt. In Malta steigen Sie auf eine Privatjacht um, die nach Bengasi in Libyen fährt. Dort gehen Sie an Land und werden erwartet.«
    »Und was geschieht dann?« fragte Gerrath heiser vor Erregung.
    »In Bengasi wird man unterdessen wissen, wo die Grenze nach Ägypten so weich ist, daß man einsickern kann.« Major David Goldsohn sah kurz hinüber zu Zuraida. Soll man ihr sagen, daß Alf Brockmann tatsächlich noch lebt, hieß dieser Blick. Sollen wir gestehen, daß eine unserer Agentinnen mit Namen Aisha in seinem Haus ist?
    Zuraida schüttelte unmerklich den Kopf. Nein. Wir brauchen die Sensation dieser Reise, um die Welt auf dieses perfide Spiel aufmerksam zu machen. Wenn Birgit Brockmann in Ägypten ist, wird die Weltpresse davon unterrichtet werden. Schlagartig. Und es wird für Ägypten keinen Ausweg mehr geben, als die Wahrheit zu bekennen.
    Major Goldsohn verstand und schwieg. Er rollte das Kartenblatt zusammen und goß rundum Fruchtsäfte in die geleerten Gläser.
    »Noch eins«, sagte er und sah dabei ostentativ Gerrath an. »Sie haben heute Einblick in ein Haus bekommen, das als Wohnsitz eines Großhändlers für Matratzen gilt. Ich brauche nicht zu betonen, daß Sie bei mir Matratzen bestellt haben, wenn Sie jemand fragen sollte.«
    »Selbstverständlich.« Konrad Gerrath lächelte bitter. »Zwei Schaumgummimatratzen mit Schondecken. Großblumig. Ich liebe Blumen.«
    »Ich auch, Herr Dr. Gerrath.« Leutnant Gav'riel lächelte höflich. »Aber über der Erde …«
    Gerrath verstand und senkte den Blick.
    Es gab kein Zurück mehr.
    *
    Etwas außerhalb Kairos, nach Gizeh zu, wo die Villenviertel der Reichen beginnen, die zauberhaften, vom Nilwasser bewässerten Gärten, die Luxusschwimmbäder und die blühenden, betäubend duftenden Jasmin- und Kamelienhecken, und wo die Wüste heranreicht an die hohen Mauern, hinter denen ein Paradies beginnt, toter, von der Sonne ausgelaugter Boden neben fruchtbarster Muttererde, in diesem Viertel der weißen Zinnen und orangenen Markisen, der leuchtendroten Tennisplätze und der lautlosen, in weiße Pluderhosen gekleideten, nubischen oder sudanesischen Diener lag auch das Haus ›Roseneck‹. Umgeben, wie alle diese Villen, mit hohen Mauern, einem bunten Garten, einem Schwimmbassin aus grünen Kacheln und einer großen, überdeckten Terrasse, unter deren Decke sich unaufhörlich die Propeller der Ventilatoren drehten.
    Haus ›Roseneck‹ gehörte einem Mann, der sich Jussuf Ibn Darahn nannte. Trotz der dunklen Sonnenbräune und eines Bärtchens, wie es die vornehmen Ägypter mit Vorliebe tragen, sah jeder, daß Jussuf Ibn Darahn kein Sohn der Wüste war, sondern ein Weißer. Er

Weitere Kostenlose Bücher