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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kam direkt aus der Zentrale. Ich hatte selbst keine Ahnung.« Er legte die Beine auf den Tisch und trank einen Schluck stark verdünnten Whiskys. »Du kannst dich revanchieren. Morgen nacht geht von Dahab auf Sinai ein kleines Schiff mit Waffen ab, fährt durch den Golf von Akaba und soll in Eilat, Israel, landen. Das Schiff hat Baumwolle an Bord, aber unter der Baumwolle liegen Gewehrgranaten.«
    »Das ist gut.« Hauptmann Brahms notierte sich die Route und ging in den Funkraum. Als er zurückkam, sah er Ludwigs an der großen Karte Oberägyptens stehen. Sein Zeigefinger kreiste über einem hellen Fleck.
    »Das ist nackte Wüste, mein Lieber«, sagte Brahms.
    »Irrtum. Hier irgendwo liegt die Oase Bir Assi.«
    »Bir Assi? Nie gehört.« Brahms trat neben Ludwigs. Wo dessen Finger hinzeigte, war auf der Spezialkarte eine gelbe Fläche. Brahms schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Da gibt es keinen Brunnen. Da hat selbst noch niemand hingespuckt. Auf dem Mond ist es freundlicher als dort.«
    Ludwigs wandte sich ab und ging in dem großen Zimmer hin und her. Brummend kreisten die Ventilatoren und saugten die heiße Luft aus dem Raum.
    Hauptmann Brahms verfolgte diese Unruhe mit stummer Erwartung. Er kannte Ludwigs. Die Angabe des Waffenschiffs zog noch etwas nach sich, was wesentlich unangenehmer war als die Bombe von Abu Zabal.
    »Du weißt also nichts von Bir Assi?« fragte Ludwigs.
    »Nein. Ich höre den Namen von dir zum erstenmal.«
    »Ehrenwort?«
    »Natürlich.«
    »Bir Assi soll ein neues Forschungszentrum für Raketentreibsätze sein. Dort arbeitet eine Spezialgruppe unter Leitung eines Europäers.«
    Hauptmann Brahms schwieg. Er wußte es wirklich nicht. Sein Gebiet war Kairo und die Küste. Was in der Wüste geschah, unterstand einer anderen Gruppe.
    »Ein Landsmann?« fragte er deshalb zurück.
    Ludwigs hob die Schultern. »Das hat man mir nicht gesagt. Aber ich glaube es nicht, sonst hätte den Auftrag ein anderer bekommen.«
    »Ein Auftrag?« Brahms machte ein säuerliches Gesicht. »Wieder eine Bombe?«
    »Nein.« Ludwigs setzte sich. »Wir haben in Bir Assi eine Agentin. Sie soll ein Sprengstoffpaket in das Haus dieses Europäers tragen.«
    »Und wenn er es aufmacht, knallt es und zerlegt ihn in einzelne Knochensplitter.«
    »Genau.« Ludwigs öffnete das Hemd über der nackten Brust. »Ich dachte, du kennst Bir Assi und kannst mir sagen, ob es ein Deutscher ist oder nicht.«
    »Keine Ahnung. Ehrenwort.« Hauptmann Brahms trat wieder an die große Karte und sah auf den gelben, leeren Fleck. Eine Oase, dort, mitten im Sand? Rätselhaft, daß man ihm gegenüber davon geschwiegen hatte.
    »Wenn es ein Deutscher ist«, sagte Ludwigs langsam, »lasse ich das Paket nämlich vorher verunglücken.«
    »Das wäre in jedem Falle gut. Ich würde deine Agentin vorher danach fragen.«
    »Ich habe keine Verbindung zu ihr.«
    »Und das Paket?«
    »Nimmt ein ägyptischer Soldat mit, der Urlaub hatte und zurück nach Bir Assi geht. Gestern ist ein Labor gesprengt worden, aber sie haben das Feuer abfangen können. Der Ring um Bir Assi ist jetzt verdreifacht worden. Es hat keinen Zweck mehr, Gebäude zu vernichten. Jetzt geht es um den Kopf der ganzen Sache, um diesen Europäer. Und da ist ein Paket mit Reißzünder immer noch das Beste.«
    Hauptmann Brahms schob die Unterlippe vor. Er wußte auch keinen Rat. Fragen konnte er nicht. General Assban würde sofort aufmerksam werden, wenn ein so heiliges Staatsgeheimnis zum Wissen der Gruppe Brahms gehörte.
    »Ich kann dich nicht hindern, Hans«, sagte er. »Außerdem kann ich nichts verhindern, von dem ich offiziell nicht weiß, daß es überhaupt besteht.«
    »Du hast also keinerlei Schwierigkeiten dadurch?«
    »Nein.« Brahms schüttelte den Kopf. »Mich geht die Wüste nichts an. Das ist allein Assbans Gebiet.«
    »Danke.« Hans Ludwigs griff nach einem Glas Eiswasser. »Dann kann das Paket übermorgen abgehen.« Er nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den plötzlich ausbrechenden Schweiß ab. »Man darf gar nicht darüber nachdenken, wie wir unser Geld verdienen«, sagte er leise. »Mensch, Hauptmann, was ist aus uns geworden?«
    *
    Um das Labor II brannte es noch immer, seit zwei Tagen. Aber das Feuer war unter Kontrolle, die Gräben schützten die wertvollen unterirdischen Bunker, mit Hubschraubern waren jetzt auch passende Schläuche eingeflogen worden und große Schaumlöscher. Um sie für etwaige neue Brände aufzusparen, ließ man das

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