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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dich?«
    »Ja –« Es klang gedehnt und nicht überzeugend. Vor den Fenstern senkte sich der Abend über die Elbe.
    »Komm mal mit«, sagte Zareb und nahm Jörgi an der Hand. »Ich zeige dir jetzt dein Zimmer.«
    Er führte ihn aus dem Zimmer, über einen dunklen Gang und schloß am Ende des Flures eine andere Tür auf. Jörgi trat in ein kleines Zimmer, in dem ein Bett, ein Schrank und ein Tisch standen. Außerdem stapelten sich auf dem Boden einige Kartons mit Bastelspielen. Flugzeuge, Schiffe, Autos, naturgetreu zum Selbstherstellen als Modell. Auch ein Fenster war da, aber es war von außen vergittert.
    »Hier kannst du spielen, solange du willst«, sagte Zareb. Er gab Jörgi einen kleinen Stoß in den Rücken, der Junge taumelte in das Zimmer, die Tür hinter ihm fiel zu, von außen drehte sich ein Schlüssel zweimal herum. Jörgi wandte sich um. Er wollte aus dem Zimmer laufen, aber die Tür war glatt und feindselig. Sie hatte innen keine Klinke.
    »Machen Sie auf!« rief Jörgi und pochte mit seinen kleinen Fäusten gegen die Tür. »Bitte, bitte machen Sie auf. Ich will zu meiner Omi!«
    Fast zehn Minuten lang rief und pochte er, bettelte er, und schließlich schrie er. Dann tappte er zu dem Bett, setzte sich und ließ erschöpft den Kopf hängen.
    Er hatte Angst, und er begann vor Angst zu schluchzen und zu weinen.
    *
    Die zweimotorige Maschine landete sicher auf dem Sportflugplatz bei Rom. Es war ein herrliches Bild, Rom im frühen Morgenlicht unter sich zu sehen. Die Kuppel des Petersdomes glänzte bereits wie vergoldet, während die Straßen noch wie schwarze Schächte aussahen.
    Birgit Brockmann schnallte sich am Sitz fest, als die Maschine niederging und landete. Zuraida neben ihr schlief und erwachte erst, als die Räder den Boden berührten und ein Beben und Tuckern durch den Flugzeugleib lief.
    »Rom!« rief sie. »Die erste Station. Wie fühlen Sie sich, Birgit?«
    »Ein wenig müde.«
    »Sie sollten nachher im Wagen schlafen. Die Fahrt nach Coppafolio ist anstrengender als solch ein Flug. Außerdem ist es glühend heiß, wenn erst die Sonne durchkommt. Der Sommer im neapolitanischen Apennin kann höllisch sein. Und es sieht so aus, als bekämen wir einen heißen Tag.«
    Die schlanke Maschine rollte aus, drehte sich und fuhr mit gedrosselten Motoren auf die Hangars zu. Dort wartete ein großer, schwarzer Reisewagen. Als hole er einen Generaldirektor ab, stand ein Chauffeur neben der bereits geöffneten Tür und sah dem beidrehenden Flugzeug entgegen.
    Etwas benommen stieg Birgit aus. Es war ihr erster Flug gewesen, und so wenig sie etwas gespürt hatte, als sie einige tausend Meter hoch über den Ländern und den Alpen schwebten, so sehr hatte Übelkeit auf ihren Magen gedrückt, als sie landeten. Nun atmete sie kräftig die frische Morgenluft ein und fühlte, wie der Druck im Magen nachließ.
    »Unser Auto«, sagte Zuraida. Sie winkte den beiden Piloten zum Abschied zu, die im Cockpit blieben und die Maschine wegrollen ließen zu den großen Hallen.
    »Guten Tag«, sagte der Chauffeur in gutturalem Deutsch und wies zum Wagen. »Bitte einsteigen. Wenig Zeit. Haben eine Stunde Verspätung.«
    Birgit ließ sich in die dicken, weichen Polster fallen. Der Chauffeur schlug die Tür zu und wandte sich an Zuraida.
    »Sie haben das Kind entführt«, sagte er leise in seiner Muttersprache.
    »Welche Gemeinheit.« Zuraida tat, als suche sie etwas in ihrer Reisetasche. »Wer?«
    »Die anderen. Man will die Frau zwingen, nicht zu fahren und umzukehren.«
    »Wann ist es passiert?«
    »Gestern abend. Ihr kommt einen Tag zu spät.«
    »Der Major mußte die Frau erst noch impfen.« Zuraida klappte die Reisetasche wieder zu. »Steht schon was in den Zeitungen?«
    »Noch nicht.«
    »Jede Zeitung muß von ihr ferngehalten werden.« Zuraida ging nach vorn zu ihrem Sitz. »Von dem Kind darf sie erst erfahren, wenn sie in Ägypten ist. Und dann ist sie ihrem Mann näher als dem Jungen. Ihre Entscheidung wird also klar sein.«
    Wenig später brummte der große Wagen über die Strada del Sol nach Süden. Im Fond schlief Birgit Brockmann den tiefen Schlaf der völligen Erschöpfung.
    An diesem Morgen aber wurden auch die Titelseiten der großen Tageszeitungen noch während des Drucks ausgewechselt und ein neuer Zylinder in die Rotation geschoben.
    Eine Balkenüberschrift.
    Jörg Brockmann entführt. Der Sohn des bekannten Raketenforschers – Opfer eines politischen Machtkampfes?
    Eine Stunde später riefen es die

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